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Zu schrill, zu bunt, zu laut - was ist aus Hanni und Nanni geworden?

Enid-Blyton-Charme ging flöten

Zu schrill, zu bunt, zu laut - was ist aus Hanni und Nanni geworden?

Getuschel und Gekicher im Schlafsaal, Mitternachtspartys und lustige Streiche im Klassenzimmer. Welches Mädchen hätte nach der Lektüre von 'Hanni und Nanni' nicht ins Internat gewollt? Dieser Effekt bleibt bei Christine Hartmanns moderner Verfilmung leider völlig aus, denn den Charme der Enid-Blyton-Bücher sucht man bei ihr vergeblich. Stattdessen erwarten einen (zu) viel lauter Girlie-Rock, schrullige Lehrerinnen und etliche Ungereimtheiten. Zugegeben, die Zeiten haben sich geändert. Kein Mädchen sitzt mehr häkelnd in der Ecke, man sollte die Handlung anpassen - aber doch nicht so!

Hanni und Nanni Sullivan (gespielt von Sophie und Jana Münster) werden des Diebstahls bezichtigt. Dem Rektor ihrer Privatschule passt das natürlich gar nicht, er schmeißt die beiden kurzerhand raus. Die geschockten Eltern (Heino Ferch und Anja Kling) schicken sie in das Internat 'Lindenhof', wo Mutter Sullivan 'die glücklichste Zeit ihres Lebens' verbracht hat.

Die Zwillinge sind bei dem Gedanken, ihre Freunde und vor allem ihr geliebtes Hockey-Team zu verlassen, wenig begeistert. Widerwillig fahren sie in ihre neue Schule, wo sie schon bei der Ankunft einen echten Schock erleben: Frau Mägerlein (Susanne von Borsody), eine ihrer zukünftigen Lehrerinnen, entpuppt sich als wahrer Drachen. Auch mit ihren Mitschülern können Hanni und Nanni nichts anfangen.

Es kommt, wie es kommen muss: Die hitzköpfige Hanni legt sich mit allen an und macht sich samt ihrem Zwilling mächtig unbeliebt. Dank Nannis diplomatischer Ader gewöhnen sich die Mädels aber doch an den Internats-Alltag. Der tut besonders Nanni gut, die sich von ihrem Zwilling emanzipiert und die klassische Musik für sich entdeckt. Kompliziert wird die Sache, als ein Hockey-Match gegen die alte Schule vor der Tür steht und die Eltern Sullivan ihren Töchtern plötzlich anbieten, wieder nach Hause zu kommen.

Die Story lässt zu wünschen übrig

Zu schrill, zu bunt, zu laut - was ist aus Hanni und Nanni geworden?

Gegen eine seichte Story in einem Kinderfilm sagt ja keiner was. Allerdings beschleicht einen hier das Gefühl, dass mitreißende Musik und schnelle Schnitte mangelnde Originalität wettmachen sollen. Richtig frech wird’s dann, wenn man den Zuschauer (und sei er erst sechs Jahre alt) regelrecht für dumm verkauft: Das Lindenhof-Orchester, bestehend aus 12-jährigen Mädchen, spielt mit der Perfektion von Profis 'Die vier Jahreszeiten', die kleine Nanni bringt sich in kürzester Zeit das Cello-Spielen bei und erntet mit ihrem Gesäbel euphorischen Applaus - alles klar.

Völlig überzogen kommt Susanne von Borsody als Frau Mägerlein daher. Mit ihren ausladenden, hysterischen Bewegungen wirkt sie mehr lächerlich als furchteinflößend. Auch ihre 'Hart, aber gerecht'-Attitüde will nicht so richtig rüberkommen. Einziger Lichtblick: Sophie und Jana Münster. Die zwölfjährigen Zwillinge spielen wie zwei alte Hasen und schaffen es, umgeben von schrulligen Personen, sogar natürlich zu wirken.

Weniger Ungereimtheiten, dafür ein bisschen mehr Handlung, Streiche und Mitternachtspartys, und zwar ohne ohrenbetäubende Musik, hätten dem Film sicher gut getan. Ein bisschen mehr Hanni und Nanni eben.

Von Leonore von Papp

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