Eifrige Kinogänger werden die Situation kennen: Schon relativ zu Anfang des Films verfliegt das Interesse, weil einem die Story irgendwie bekannt vorkommt. Kommen dazu dann auch noch ausgelutschte Gags, macht die Sache erst recht keinen Spaß mehr. So ähnlich verhält es sich auch mit der Komödie ’Zu scharf um wahr zu sein’. Schon der Titel lässt nicht gerade auf besonders anspruchsvolle 105 Minuten hoffen, und ein Blick aufs Filmplakat reicht schon, um die Story zu erahnen.
Und die ist ganz bestimmt nicht neu: Loser Kirk (Jay Baruchel, spielte in ’Million Dollar Baby’ und ’Tropic Thunder’) wurde gerade von seiner Freundin verlassen, hängt die meiste Zeit mit seinen Kumpels rum und muss sich von den Flachpfeifen erklären lassen, wie man mit Frauen umgeht. Bei seinem Job als Sicherheitsbeamter am Flughafen trifft er auf die hübsche Karrierefrau Molly (Alice Eve, erstmals in ’Crossing Over’ aufgefallen). Als die versehentlich ihr Handy im Security-Bereich des Flughafens vergisst, sorgt Kirk dafür, dass sie es zurück bekommt. Natürlich will die dankbare Molly das wieder gut machen und lädt Kirk zu einem Footballspiel ein. Er kann sein Glück kaum fassen, schließlich findet er Molly richtig heiß. Und auch sie findet Gefallen an ihm: Die beiden werden ein - ziemlich ungleiches - Paar.
Seine Familie, bestehend aus mehr oder weniger liebenswerten Proleten, ist ganz entzückt von der reizenden Blondine. Doch Mollys spießige Eltern können sich mit dem absolut unstandesgemäßen Kirk als potenziellem Schwiegersohn so gar nicht anfreunden. Dass Mollys Ex-Freund aussieht wie der real gewordene Prince Charming aus der ’Shrek’-Trilogie und zu allem Überfluss auch noch Pilot ist, macht die Sache nicht einfacher.
Aber wie sollte es auch anders sein: Ein Happy End ist in Sicht. Die dämlichen Situationen, mit denen Regisseur Field Smith den Weg dorthin pflastert, hätten teilweise etwas weniger flach ausfallen können. Es ist allein schon ziemlich weit hergeholt, dass eine so toughe und erfolgreiche Frau wie Molly sich Hals über Kopf in einen unscheinbaren, hühnerbrüstigen Kerl wie Kirk verguckt und es dann auch noch süß zu finden scheint, dass dieser sich von einer peinlichen Situation in die nächste manövriert. Ob er zu früh kommt und sich sein ’Malheur’ von Mollys riesigem Hund abschlecken lassen muss, während deren Eltern daneben sitzen oder ob er sich von seinem Freund Jack den Intimbereich blank rasieren lässt, weil er es nicht auf die Reihe bekommt: ’American Pie’-Trottel Jim lässt grüßen.
Auch wenn bei den meisten Gags Fremdschämen garantiert ist, gibt es auch die ein oder andere lustige Szene. So muss man immer wieder schmunzeln, wenn sich Mollys zickige Freundin Patty und Kirks vorlauter Kumpel gegenseitig zynische Kommentare an den Kopf schmeißen. Man hat bis zum Ende das Gefühl, dass die beiden nur vorgeben, sich zu hassen. Was sich neckt, das liebt sich? Nein, selbst das bleibt aus.
Ein absoluter Pluspunkt ist, dass Sexbombe Molly mit Stil punktet und nicht – wie vielleicht erwartet – mit extrem tiefen Ausschnitten oder kurzen Röckchen auf sich aufmerksam macht. Diese Rolle fällt eher Kirks Ex-Freundin Marnie zu, die mit ihrem Schlampen-Look eine ziemlich erfolglose Strategie fährt. Auch wenn die sympathischen Schauspieler sich wirklich bemühen und die Story an sich ja auch ganz süß ist, nerven die abgestumpften und vorhersehbaren Witze. Die Zeit von Teeniekomödien à la ‚American Pie’ ist eben einfach vorbei.
Von Maike Nagelschmitz