Wie bist du zu der Rolle in ’Die Päpstin’ gekommen?
Es war der erste deutsche Film, den ich gemacht habe. Ich erinnere mich an die erste Unterhaltung mit Sönke Wortmann. Er war in Australien und hat mich bequatscht, dass ich mitspielen soll. Es war fantastisch. Sönke ist sehr kontrolliert. Nach außen wirkt es immer so, als könnte ihn nichts aus der Fassung bringen.
Was halten sie von den Klischees über Deutsche? Sind sie wirklich so organisiert und reserviert?
Bei jedem Film braucht es eine gute Organisation. Darum ist das Klischee völlig fehl am Platz. Aber auch die anderen Vorurteile waren nach der Arbeit in einer deutschen Produktion wie weggefegt. Klischees wie ’Deutsche sind reserviert’ sind totaler Blödsinn. Die Dreharbeiten zu dem Film zählen zu den angenehmsten in meinem Leben. Das lag an der deutschen Crew. Jeder wollte sein Bestes geben und ist gern zur Arbeit gekommen. Es gab keinerlei Spannungen am Set. Ich habe in einigen großen Filmen mitgespielt, und da war die Arbeit viel destruktiver. Ich würde hier immer und immer wieder arbeiten wollen.
Ursprünglich sollte Volker Schlöndorff Regie führen. Hatten Sie bedenken, als sie das Projekt übernommen haben?
Ich denke immer: ’Wieso diese Frage’. Im Fußball hat auch keiner den Trainer Louis Van Gaal gefragt wie er sich fühlt, der Nachfolger von Jürgen Klinsmann zu sein. Die Filmbranche funktioniert wie jede andere auch. Ich kann nichts dafür, dass es so gekommen ist. Schlöndorff und ich hatten auch nie eine Auseinandersetzung. Wir haben uns zusammen den Film angeguckt, und er war begeistert. In der Zwischenzeit hat er seine Memoiren geschrieben. Er sagt, dass ist das Beste, was ihm hätte passieren können. Das nennt man eine Win-Win-Situation.
Franka Potente sollte eigentlich die Johanna spielen. Wieso haben Sie sich am Ende für Johanna Wokalek entschieden?
Das stimmt so nicht ganz. Wenn Schlöndorff den Film gemacht hätte, hätte er Franka Potente besetzt. Aber ein neuer Regisseur ist wie ein neuer Trainer: Der bringt seine Mannschaft mit. Johanna Wokalek war meine erste Wahl, und die hatte zum Glück Zeit und Lust.
War es schwierig Johanna Wokalek beizubringen, wie ein Mann zu agieren?
Das war nicht so schwierig. Sie hat meistens eine Kutte angehabt. Trotzdem war sie manchmal ein bisschen zu weiblich. Sie wirkt in dem Film aber sehr androgyn, manchmal auch ein bisschen männlich, aber sie verliert ihre Weiblichkeit nicht. Das ist so besonders.
Was war die schwierigste Szene im Film?
Die einzige kritische Situation war, als Johanna nackig ins Wasser musste. Das Wasser in Marokko war irrsinnig kalt, ich war ein bisschen krank, und da haben wir uns angezickt. ’Geh doch selber rein’, ’Bin ich der Schauspieler oder du?’. Ich hatte am Rand ins Wasser gefühlt, und da war es irgendwie warm. Aber zehn Meter weiter muss so ein Temperatursprung gewesen sein. Aber das hatte ich ihr nicht geglaubt.
Sönke Wortmann hat gesagt, dass es frustrierend, war mit dir zu drehen, weil du immer alles richtig gemacht hast. Was denkst du darüber?
Ich bin sehr unsicher. Darum versuche ich immer, alles richtig zu machen und experimentiere auch gerne ein bisschen rum. Ich werde unruhig, wenn alles beim ersten Versuch im Kasten ist. Dann denke ich, da hätte ich doch noch was rausholen können.
Wie waren die Kussszenen mit Johanna?
So was ist immer seltsam. Es unterscheidet sich stark von einer normalen Dialog-Szene. Es fühlt sich immer irgendwie falsch an und läuft sehr technisch ab. Die schlimmste Szene war die Kuss-Szene im Wasser. Das war in Marokko, und man sollte denken, dass Wasser wäre total warm. Schwachsinn! Es war eiskalt. Die Crew hatte dicke Jacken und Gummistiefel an und sie sagten: ’Das ist nicht so kalt, kommt schon rein’. Es war kaum zu glauben wie kalt es war. Wir mussten zehn Minuten im Wasser sitzen und ich dachte, dass es niemals funktionieren würde, weil wir ohne Ende gezittert haben.
Hat sich Ihr Bild der Kirche durch den Film geändert?
Nein, ich bin kein Mitglied einer Kirche. Ich rufe mit dem Film aber auch nicht zum Sturz der Kirche auf. Es ist ja bekannt, was die so für Ansichten haben. Wer da mitmachen will, der soll das tun.
Der Anfang des Films behandelt sehr lange die Kindheit der Johanna. Wie kam es dazu?
Das hatte ich so im Gefühl, weil mich das sehr interessiert hat. Wenn man ihre Kindheit zeigt, erklärt sich daraus schon, warum sie sich als Erwachsene so entwickelt hat. Darum ist das Ende in Rom auch verhältnismäßig kürzer, weil da sie da ja schon am Ziel ist. Dass sie da Gutes tut, wissen wir ja. Das hätten wir natürlich noch ausführen können, aber da war mir die Kindheit wichtiger. Das war eine klare Gewichtung von uns.
Glauben Sie, dass ’Die Päpstin’ auch Erfolg in den USA haben wird?
Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt in Amerika gezeigt wird. Aber das Thema Papst interessiert in Amerika auch keine Socke, das ist ein sehr europäisches Phänomen. Wenn jetzt Scarlett Johansson die Päpstin gespielt hätte, dann hätten wir eine große Chance, aber mit Johanna Wokalek - und das ist keine qualitative Wertung - funktioniert das nicht.
John Goodman spielt die Rolle des alternden Papstes. Eigentlich ist er ein Komiker. Wie kommt man auf so eine Besetzung?
Im Roman wird der Papst genauso beschrieben. Sehr groß, sehr voluminös. Er säuft und isst maßlos, da gibt es nicht viele, die man da nehmen kann. John Goodman kommt auch immer sehr gut an. Man schaut ihm gerne zu und er bringt ein bisschen Schalk rein.
Kehren Sie jetzt wieder zu Fußballfilmen zurück oder was sind ihre nächsten Projekte?
Ich würde gerne mal eine Beziehungskomödie machen. Das habe ich schon 15 Jahre nicht mehr.
Herzlichen Dank für das Gespräch.