Zara löst mit neuer Kampagne einen Shitstorm aus
Von wegen "Liebe deine Kurven"
Die Modekette Zara hat eine Kampagne mit dem Slogan "Liebe deine Kurven" gestartet. Aber warum nur hat das Unternehmen dann keine kurvigen Models ausgewählt?
Plus-Size-Model Ashley Graham ließ sich gerade mit all ihren Rundungen im roten „Baywatch“-Badeanzug fotografieren. Kylie Jenner postet gerne ein „Belfie“ nach dem anderen von ihrem üppigen „Derrière“, und inzwischen tourt sogar ein erfolgreiches Theaterstück durch die Staaten, das den schönen Titel „Real Women have Curves“ trägt („Echte Frauen haben Kurven“).
Keine Frage: Weibliche Rundungen sind in! Nicht unbedingt auf den Laufstegen in Paris oder New York, aber im Netz. Denn auf Instagram, Snapchat und Co. - für viele Firmen inzwischen eine enorm wichtige Werbeplattform - werden die weiblichen Kurven gefeiert wie nie zuvor.
Anzunehmen, dass sich da auch die Marketing-Köpfe bei Zara gedacht haben, es sei an der Zeit auf den „Curvy“-Zug aufzuspringen. Und zwar mit einer Kampagne, die zwei junge Mädchen zeigt, die eng beieinanderstehen und über ihre Schulter in die Kamera gucken. Beide Mädchen tragen Basic T-Shirts und Zara-Jeans. Daneben steht der gehaltvolle Satz: Love your curves ©
Na Mensch! Ist doch toll, dass Zara jungen Frauen überall auf der Welt zeigen möchte, dass es völlig okay ist, wenn man eben keine Skinny-Mini-Modelmaße hat, sondern Kurven! Einziges Problem: Die beiden Mädchen in der Kampagne SIND Models und haben die gängigen Modelmaßen. Soll heißen, die zwei winzigen Popos der beiden stecken in Jeans mit maximaler Kleidergröße 34. Das bedeutet, die zwei haben in etwa so viele Kurven wie ein 100-Meter-Lauf bei der Olympiade. Kein Wunder also, dass sich die Zara-Kampagne gerade wie ein Lauffeuer im Netz verbreitet. Und der dazugehörige Shitstorm rollt gleich hinterher.
Die amerikanische 'Cosmopolitan' nennt die Anzeige „terribly wrong“, die 'Today Show' findet das Foto einfach nur „annoying“ und Media-Outlets auf der ganzen Welt lästern inzwischen: „Tolle Kampagne, Zara. Aber WO sind denn die kurvigen Models?“
Von Zara selbst gab es bislang kein Statement, doch dafür reagierte das Netz. Immer mehr junge Frauen mit echten Kurven stellen das Kampagnenbild nach und bieten dem Unternehmen ihre Model-Dienste an, da Zara ja nun anscheinend große Probleme hat, selbst „curvy girls“ zu finden.
Fest steht: Die vielleicht gut gemeinte, aber extrem miserabel durchgeführte Kampagne hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt für Zara kommen können. In den Staaten ist nämlich gerade die sogenannte „National Eating Disorder Awareness Week“. Überall in den Medien findet man deshalb Artikel zu den Symptomen und Ursachen von Essstörungen. Dass von der Werbung und Fashion-Industrie verdrehte Frauenbild, spielt da natürlich ohnehin schon eine große Rolle. Und die Kampagne von Zara wird nun überall als weiteres Beispiel dafür genannt, wie die Werbung falsche und ungesunde „Body-Images“ vermittelt. Und das kratzt am Image.
Tja, dumm gelaufen, Zara. Die Idee auf den „Kurven-Zug“ aufzuspringen war ja grundsätzlich gut, aber die Durchführung? Setzen, sechs!