Von Ann-Christin Gebhardt
Auf deinem neuen Album 'Lieber so' klingst du ganz anders, als wir es bisher von dir gewöhnt waren: Wie kam es dazu?
Yvonne Catterfeld: Jedes Album ist für mich ein neuer Schritt, und so war es jetzt an der Zeit, mal etwas Anderes zu machen. Also habe ich meinem Produzenten jeden Song in jeder Tonart vorgeschlagen und recht schnell festgestellt, dass die tiefen Tonlagen am besten klingen. Mein Anspruch war es, nicht einfach nur etwas zu singen, sondern mein Gegenüber auch zu adressieren. Ich wollte so direkt wie möglich, ohne Schnörkel und ohne Hauch klingen.
In deinem Song ‚Ganz großes Kino‘ nimmst du die gefühlsbeladenen Leinwandklassiker auf die Schippe: Wie romantisch bist du eigentlich veranlagt?
Catterfeld: Nicht sehr (lacht). Es kommt immer darauf an, was man unter Romantik versteht. Wenn es um Gemütlichkeit und sich wohlfühlen geht dann ja, aber Romantik wie sie im Lehrbuch steht, wo man glaubt DAS beeindruckt jetzt Frauen oder Männer, ist nicht so mein Ding. Ich hab zuletzt noch einen Film gesehen, wo der Mann plötzlich mit Rosen ankam und die Frau sollte sich darüber freuen und da dachte ich mir ‚Hä? Das ist ja so unoriginell‘.
Gibt es einen Song auf deinem Album, der dir ganz besonders am Herzen liegt?
Catterfeld: Ich mag ‚Lieber so‘ ganz besonders. Er ist so Singer/Songwriter-mäßig und mit den ersten Zeilen weiß man sofort, um was es geht. Was hält zwei Menschen zusammen, Liebe, Gewohnheit oder gar Co-Abhängigkeit? Dieses Phänomen kenne ich natürlich auch von früher, wo ich auch sehr abhängig in einer Beziehung war und es mir schwer fiel, das alles zu durchschauen. Jeder hat sich schon einmal die Frage gestellt: Soll ich gehen oder soll ich bleiben? Und oft ist es eben „lieber so“ besser als zu spät, vor allem wenn man sich selbst mehr vermisst als den anderen, man sich gegenseitig nur noch aufhält und nicht gut tut.
Bist du also eher der Typ, der sofort mit einer gescheiterten Beziehung abschließt?
Catterfeld: Eine Trennung muss ich so lange mit mir selber ausmachen, bis mich mein Selbsterhaltungstrieb alarmierend zurückholt. Eigentlich bin ich aber immer ziemlich schnell von einer in die nächste Beziehung geschlittert.
Du schreibst einige Songs selber, viele Texte übernimmst du aber auch von Autoren: Wie viel Autobiografisches steckt in deinen Songs?
Catterfeld: Natürlich sind die Songs, die man selber schreibt, immer am persönlichsten. Doch auch die Songs, die ich von Textern bekomme, mache ich zu meinen. Ich würde niemals mehr einen Text annehmen, der nichts in mir auslöst oder nichts mit mir zu tun hat. Früher dachte ich, dass ist wie im Schauspiel: Man spielt eine Rolle und genauso muss ich das dann auch mit der Musik machen. Mittlerweile sehe ich das aber anders: Die Songs sind ein Teil von mir, das bin ich!
"Ich bat Oliver den Text zu schreiben"
Du schreibst deine Songs zuerst auf Englisch, bevor du sie ins Deutsche übersetzt. Warum?
Catterfeld: Ich schreib nie komplette Texte und meistens ist das Nonsens-Englisch. Ich singe eine Melodie, die mir einfällt und singe dann auf Englisch dazu. Englisch kommt bei mir einfach eher aus dem Bauch heraus, als Deutsch. Ich habe immerhin 20 Jahre nur Englisch gesungen, somit ist es für mich einfach natürlicher.
Warum nimmst du dann keine englischen Songs auf?
Catterfeld: Vielleicht mache ich das ja eines Tages. Ich habe mich aber entschieden, dass ich Deutsch singe und auch vorerst bei Deutsch bleibe, einfach weil es eine größere Herausforderung ist. Du musst viel mehr auf die Texte achten und viele englische Songs würden auf Deutsch gar nicht funktionieren.
Niemand durfte die Songs auf deinem Album hören, bevor sie fertig waren. Nicht einmal dein Freund. Warum?
Catterfeld: Ein Album aufzunehmen ist ein sehr sensibler Prozess. Deswegen hab ich von Anfang an ganz klar und rigoros gesagt ‚Nein, auf keinen Fall‘. Denn sobald man es jemandem zeigt, macht man sich angreifbar und beeinflussbar. Ich wollte einfach bei mir bleiben.
Du bist erst durch ‚GZSZ‘ richtig bekannt geworden. Wie sehr hast du heute noch mit dem Soap-Image zu kämpfen?
Catterfeld: Das ist schon noch sehr präsent, wenn auch weniger als noch vor ein paar Jahren. Es kommt noch sehr oft vor, dass jemand einen positiven Artikel über mich schreiben möchte und dabei unbedingt erwähnt werden muss, dass ich eine ehemalige Seriendarstellerin bin. Das finde ich blöd und kann es auch nicht verstehen. Das liegt nun immerhin schon zehn Jahre zurück.
Singende Schauspielerin oder schauspielernde Sängerin?
Catterfeld: Keins von beidem. Ich sehe mich als Musikerin und Schauspielerin. Je nachdem wo gerade der Fokus liegt, muss das andere hin und wieder etwas zurückgestellt werden. Weil ich mit Dreharbeiten beschäftigt war, hat auch das Album so lange gedauert. Die Musik kann aber auch warten, weil sie mehr Zeit zum Entwickeln braucht.
Wie viel Einfluss hat die Musik auf die Schauspielerei und umgekehrt?
Catterfeld: Die Schauspielerei hat definitiv mehr Einfluss auf das Singen, weil ich dadurch anders an Texte rangehe. Wenn ich Texte im Studio einsinge, erarbeite ich mir die wie eine Szene. Ich versuche mir zu überlegen, welche Gefühle und Botschaften ich transportieren möchte. Und natürlich hilft mir auch die Arbeit mit der Stimme. Vor ungefähr vier Jahren habe ich erneut Sprechunterricht genommen, wodurch meine Stimme etwas tiefer wurde.
Dein Freund Oliver Wnuk hat den Pressetext zu deinem neuen Album geschrieben. Wie kam es dazu?
Catterfeld: Meine Plattenfirma wollte, dass ich mich mit einem Musik-Journalisten treffe, damit der meinen Pressetext schreibt. Ich fand es aber total komisch, nach so einem persönlichen Prozess mit einem fremden Menschen zu reden, der so gar nichts von mir mitbekommen hat und mich überhaupt nicht kennt. Also bat ich Oliver den Text zu schreiben. Allerdings mit der Vereinbarung, dass ich keinen Einfluss auf den Text ausübe und auch hinterher nichts daran ändere. Er sollte es aus seiner Sicht schreiben.
Du bist nach langer Zeit auch wieder bei Facebook aktiv: Wie viel gibst du dabei von dir persönlich preis?
Catterfeld: Facebook ist für mich noch total neu. Die Seite wurde vorher von meiner vorherigen Plattenfirma angelegt. Ich habe mich immer gegen diesen digitalen Sog, in dem wir eh schon sind, gewehrt. Irgendwann hatte ich aber das Bedürfnis, mich selber heranzutasten. Ich bin gerade dabei mich etwas einzuarbeiten und suche noch immer nach der richtigen Balance. Ich will natürlich nicht zu privat werden, weil ich weiß, dass auch die Presse auf mein Profil gucken kann. Ich poste im Schnitt auch nur einmal pro Woche und will mich auf gar keinen Fall dazu hinreißen lassen, mein Frühstück zu zeigen oder so. Es macht aber wirklich Spaß, denn man bekommt direkt Feedback von den Fans.
Vielen Danke für das Gespräch.