'Winter's Tale' mit Collin Farrell und Jessica Brown Findlay: Farrell bleibt blass wie Schnee

2,5 von 5 Punkten
'Winter's Tale' hat vor allen Dingen eines: ein Genreproblem. Was will der Film sein? Fantasymärchen, Krimi, Liebesgeschichte? Offenbar ein bisschen von allem. Genau dieser Mix wird dem Film von Regisseur Akiva Goldsman zum Verhängnis. ‘Winter’s Tale‘ verzettelt sich in Kitsch, Action und Romanze. Trotz einiger spannender und sogar berührender Momente kann die Geschichte den Zuschauer dadurch nicht wirklich fesseln.
Von Esther Hetzert
Der Film handelt vom Kleinganoven Peter Lake, gespielt von Colin Farrell (‘Alexander‘, ‘Total Recall‘), der sich im New York des frühen 19. Jahrhunderts mit Diebstählen über Wasser hält. Bei einem Einbruch lernt er die schwindsüchtige Beverly Penn (TV-Star Jessica Brown Findlay, Liebhabern vielleicht aus ‘Downton Abbey‘ bekannt) kennen und lieben. Doch das Glück währt nicht lange. Durch ein übernatürliches Ereignis wird Lake ins Jahr 2014 versetzt. Erst durch Virginia Gamely (Jennifer Connelly, ‘A Beautiful Mind‘, ‘Hulk‘) kommt er dahinter, wie er in die heutige Zeit kam und warum.
Colin Farrell gibt sich redlich Mühe, zerrissen und getrieben zu wirken. Das ist ihm auch deutlich anzusehen. Die besten Szenen sind noch die, in denen er den spitzbübisch lächelnden Schlawiner gibt, der zwar klaut, aber trotzdem ein gutes Herz hat. Als verwirrter Wiedergeborener kann Farrell dagegen nicht überzeugen. Es scheint ihm schlicht an darstellerischer Bandbreite zu fehlen.

Der größte Lichtblick in Akiva Goldsmans Verfilmung eines Romans von Mark Helprin ist Jessica Brown Findlay. Als todkranke Beverly Penn zieht sie den Zuschauer mit leisen Tönen in ihren Bann und beweist so, dass Intensität nichts mit Lautstärke zu tun hat. Die 24-Jährige hat mit 'Winter's Tale' definitiv ihre Visitenkarte für größere Projekte in Hollywood abgegeben.
Angenehm auch, dass der Dialog zwischen Beverly und Peter, als sie sich gerade kennenlernen, gänzlich ohne Musik auskommt. Überhaupt ist die Musik (sie stammt aus der Feder von Oscar-Preisträger Hans Zimmer) für Hollywood-Verhältnisse außergewöhnlich niedrig dosiert. Da verzeiht man gern den einen oder anderen Schnittfehler.
Auch andere Nebenrollen sind überzeugend besetzt. ‘Gladiator‘-Star Russell Crowe spielt den dämonischen Gangsterboss Pearley Soames so teuflisch gut, dass es der Special Effects, die sein Gesicht in eine Fratze verwandeln, eigentlich gar nicht bedurft hätte. Neben ihm erscheint Co-Star Colin Farrell darstellerisch noch blasser als ohnehin schon.
Die Geschichte indes weist grobe Logikhänger auf. So taucht Peter Lake bei seiner 'Auferstehung' 2014 aus dem Hudson River auf, um nach dem nächsten Umschnitt auf einem etliche Kilometer entfernten Friedhof zu stehen - natürlich komplett trocken. Wie kommt er dorthin? Zu Fuß? Mit der Bahn? Und wie überhaupt ohne Geld des 21. Jahrhunderts? Auch die Frage, wie ein junger Mann, der eigentlich 1914 starb, 100 Jahre später lebend und immer noch jung wieder auftauchen kann, wird auf ziemlich hanebüchene Art und Weise beantwortet: Es ist eine Mischung aus Magie, Wundern und der Kraft der Liebe.
Alles in allem hätte die Romanvorlage gutes Potential für ein ebenso gutes Script geboten. Umso seltsamer, dass sich Goldsman in der Story derart verzettelt hat. Zumal er eigentlich vom Fach ist, zeichnete er als Drehbuchautor doch für Kassenerfolge wie 'A Beautiful Mind', 'Hancock' und 'I am Legend' verantwortlich. Vielleicht war Regieführen doch eine Nummer zu groß für ihn ...
Kinostart 13.2.
Bilderquelle: Warner Brothers