Will Smith' Sohn mit Baby-Sixpack: "Karate Kid"

Was, schon wieder ein Achtziger-Remake? Ach, seien Sie gnädig. Harald Zwarts „Karate Kid“ mit Will Smith' Söhnchen Jaden in der Hauptrolle richtet sich so deutlich an eine Zielgruppe unter 14, dass man fast sicher sein kann, dass die jungen Zuschauer das Original (FSK 12!) nie gesehen haben.
Immerhin hat man sich selbst für begleitende Erwachsene was Neues einfallen lassen. Deshalb spielt die Story nun nicht mehr in den USA, sondern in China, und aus Karate wurde Kung Fu. Jaden Smith spielt den kleinen Dre, der nach dem Tod seines Vaters mit der Mama von Detroit nach China zieht, weil der Autokonzern Muttis Job ins Billiglohnland outgesourct hat.
In Peking wird die kleine Langnase in der Schule gleich von den Kung-Fu-Kids fertig gemacht. Zum Glück gibt’s auch hier einen kampfkunstkundigen Hausmeister, der „Karate Kid“ für den finalen Wettkampf gegen den Anführer der Bösen fit machen kann, und das ist immerhin Jackie Chan, der mit Schnauz im Blaumann eine coole Vorstellung gibt, auch wenn er nicht nach Kung-Fu-Yoda aussieht und für einen in Peking lebenden Hauswart viel zu gut Englisch spricht.
Statt der bekannten Lehrstunden (Autowachsen - „wax on – wax off“-, Boden schmirgeln und Zaun Anstreichen) gibt's für den Mini-Smith nur eine Übung, die sich leider ein paar Mal zu häufig wiederholt. Mr. Han lässt ihn seine Jacke hinschmeißen und wieder aufheben – nicht nur der Zuschauer, der das Original kennt, weiß rasch, dass das nicht nur die Strafe dafür ist, dass Dre bei der Mama daheim immer seine Klamotten auf den Boden pfeffert. Natürlich lernt er die wichtigsten Grundbewegungen für Kung Fu. Ganz ehrlich, das hätte man doch auch schneller gerafft. Ein bisschen Straffung hätte dem ganzen Film ohnehin nicht schlecht getan. 140 Minuten sind einfach zu viel!
Etwas zu langatmig entfaltet sich auch die „Love Story“ zwischen Dre und seiner Klassenkameradin Meiying. Wer über 12 will schon die harmlosen Annäherungsversuche 12-Jähriger sehen? Im Original galt es wenigstens, das Herz von Elizabeth Shue zu erobern. Die Meiying-Darstellerin Wenwen Han ist zwar ganz putzig – aber sie ist ein Kind, genauso wie Jaden Smith, der bei den Dreharbeiten elf Jahre alt war. Da hat man als Erwachsener schon Identifikationsprobleme. Für Grundschulkinder hingegen könnte die ganze Klopperei zu viel sein, auch wenn der Film ab sechs Jahren freigegeben ist.
Immerhin macht Jaden Smith seine Sache neben Jackie Chan gar nicht so schlecht. Leider jedoch wird er mit seinem frisch antrainierten Baby-Sixpack von seinen Eltern Will Smith und Jada Pinkett-Smith, die den Film produziert haben, so derart in den Mittelpunkt gerückt, dass es einem schon ein bisschen aufstößt und einem der arme Jackie Chan leid tun kann, der von uns gern mehr Leinwandpräsenz hätte haben können. Dafür gibt’s umso mehr hübsch in Szene gesetzte China-Bilder, die nur manchmal die Grenze zum Kitsch (Workout auf der Chinesischen Mauer!) überschreiten. Für Kids mit Sitzfleisch ist das solide Unterhaltung, Erwachsene Zuschauer freuen sich nach diesem überflüssigen Remake auf den nächsten 80er-Streich: „Das A-Team“.
Von Mireilla Zirpins