will.i.am im exklusiven Interview

"Ich mache erst mal einen Roboter, bevor ich ein Baby mache"
Mit seiner Musik ist er der Zeit immer ein Stück voraus. will.i.am, Mastermind der Black Eyed Peas, ist gefragter denn je. Kein Wunder, denn der 38-jährige Kalifornier, der kürzlich sein Soloalbum „#willpower“ veröffentlicht hat, gilt als Hitmacher – mit jeder Menge Visionen. Und das nicht nur in Sachen Musik. Einen Teil davon verriet uns der US-Megastar im Interview.
Von Anja Blanuscha
Herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Platte „#willpower“. Wie wichtig war Willensstärke für deine Karriere?
will.i.am: Willensstärke hat mir erst ermöglicht, Erfolg zu haben, meinen Träumen zu folgen. Diese Willenskraft begleitet mich mein ganzes Leben. Die Black Eyed Peas ins Leben zu rufen, hat ebenfalls Willensstärke erfordert, sowie dem Ghetto zu entkommen und sich nicht auf Drogen einzulassen – denn meine damaligen Freunde haben alle Drogen genommen. Aber auch mit der Musik weiterzumachen, nachdem du damit Erfolg hattest, erfordert eine gewisse Willensstärke. Erfolg kann dich auch lähmen. Das konnte ich immer wieder bei Leuten beobachten. Sie hatten danach einfach nicht mehr den Biss. Mir ist es sehr wichtig, weiterhin neue Dinge aufzuspüren, Ziele zu erreichen und nach etwas zu streben.
Für dein aktuelles Album hast du mit jungen Künstlern wie Justin Bieber oder Miley Cyrus zusammengearbeitet. Beide sind ja sehr jung sehr berühmt geworden: Fluch oder Segen?
will.i.am: Meiner Meinung nach ist es ein Segen, früh berühmt zu werden. Aber, ein Segen ist es vor allem, wenn du die richtigen Freunde findest. Und es ist ein Fluch – egal wie alt oder jung du bist – wenn du die falschen Freunde hast. Also, egal wie alt du bist, wenn du Erfolg und die richtigen Freunde hast, ist es ein Segen. Aber, wenn du die falschen Leute um dich hast … Wahre Freunde stehen dir auch in schlechten Zeiten zur Seite und helfen dir, wieder auf die richtige Spur zu finden.
Der Song „Scream & Shout“ featuring Britney Spears ist ein internationaler Mega-Hit. Hast du beim Schreiben des Songs schon geahnt, dass das ein Hit werden könnte?
will.i.am: Mir war bewusst, dass das ein richtig ansteckender Beat ist. Darum wollte ich auf jeden Fall noch Teile hinzufügen, die daraus einen Hit machen. Es hat schon ein Weilchen gedauert, bis der der Chor 'We saying, oh wee oh wee oh wee oh wee oh' und der Refrain 'I wanna scream and shout, and let it all out' so standen. Für mich ist es jedes Mal, wie einen Code zu knacken. Ich versuche immer den Zeitgeist aus einem Song hervorzubringen. Entsprechen Melodie, der Beat und die einzelnen feinen Nuancen in der Kombination tatsächlich dem Zeitgeist? Das ist der Code, den ich knacken muss.
"Wie cool wäre es, wenn Britney Spears das singt"

Als der Song soweit stand, hast du da sofort an Britney Spears als Partnerin gedacht?
will.i.am: Es gab ja schon einen anderen gemeinsamen Song von Britney und mir. Den Beat zu 'Scream & Shout' hat Lazy Jay gemacht und ein Freund von mir, Jean Baptiste, kam damit zu mir und ich fand, dass die Zeile 'When we up in the club … all eyes on us' perfekt für Britney wäre. Und ich dachte, wie cool es wäre, wenn sie das singen würde. Und dann kam sie tatsächlich und hat’s gemacht. Aber mir fehlte irgendwie immer noch was. Und dann brach der Code über mich herein und wir haben den Refrain noch mal verändert. Und das war dann die entscheidende Zutat für den perfekten Zeitgeist. Es hat funktioniert!
Neben Partysongs sprichst du auf deinem Album auch ernste Themen an, wie im Song „Ghetto, Ghetto“, den du zusammen mit der achtjährigen Baby Kealy aufgenommen hast. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
will.i.am: Baby Kealy ist ein kleines Wunderkind. Sie ist wirklich sehr talentiert. Sie und ihr Vater schreiben und produzieren Songs zusammen. Ich dachte mir, wer könnte die Situation, das in Amerika vielen der Zugang zu Bildung versperrt ist, besser beklagen als ein Kind. Dieses junge Mädchen schreit in 'Ghetto, Ghetto' nach einer Lösung des Problems.
Mit dem Beginn unserer Zusammenarbeit haben wir ihr ermöglicht, an einem Ausbildungsprogramm teilzunehmen. Aber für alle Kids da draußen, die nicht in den Genuss einer guten Ausbildung kommen können, erhebt Baby Kealy ihre Stimme. Für Kinder in Amerika, denen eine Weiterbildung verwehrt bleibt und die darunter leiden müssen.
Produzent, Rapper, Sänger, du designst Mode und sogar Autos. Schlummern weitere Talente in dir, von denen wir bisher noch nichts wissen?
will.i.am: Ich koche gern. Ich mache eine hervorragende Seezunge. Aber auch meine Enchiladas sind eine Spezialität.
Ist das deine Art zu Relaxen?
will.i.am: Ja, ich koche zu Hause für meine Familie. Die Lebensmittel vorher in Ruhe einkaufen zu gehen, macht mir schon Spaß. Es ist eine ganz andere Art, etwas zu kreieren. Wenn das Gericht mal daneben geht, dann muss man sich anschließend bei allen entschuldigen, die man zum Essen eingeladen hat.
Gibt es auch irgendetwas, in dem du nicht so gut bist?
will.i.am: Ja. Ich würde zwar nicht direkt sagen, dass ich darin nicht gut bin, aber ich versuche mich auf dem Gebiet zu verbessern. Und zwar, langfristige Entscheidungen zu treffen. Ich bin gut darin, Dinge intuitiv zu entscheiden. Und ich habe einen guten Instinkt. Aber was ist in drei Jahren? Ich hab keine Ahnung. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt noch mal Computerwissenschaften studieren werde, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Deine Bandkollegin Fergie wird ja bald Mutter. Wie sieht es denn mit deinen Familienplänen aus?
will.i.am: In naher Zukunft ist da nichts geplant. Ich werde mich jetzt erst mal auf mein Studium konzentrieren, damit ich dann einen Roboter bauen kann. Ich mache erst mal einen Roboter, bevor ich ein Baby mache.