Whitney Houstons letzter Film: 'Sparkle' - Filmkritik

2,5 von 5 Punkten
Ausgerechnet ihr letzter Film sollte Parallelen zu ihrem Leben haben: mit dem Sumpf aus Drogen und ehelicher Gewalt, der auch die schönste Pop-Karriere zerstören kann. In 'Sparkle' erlebt das alles jedoch nicht Whitney Houston, sondern ihre Filmtochter. Houston selbst mimt die Mutter einer dreiköpfigen Girlgroup, die vergeblich vor den Gefahren des Ruhms warnt und dabei immer ein bisschen zu weichgezeichnet wirkt.
Die Story hat man so ähnlich schon einige Mal gesehen, und meist besser: Eine Mädchengruppe mit afroamerikanischen Wurzeln kommt in der Motown-Ära der 1960er groß raus und zerbricht an den Schattenseiten des Ruhms. Die musikalisch begabteste der drei Schwestern, in diesem Fall Titelheldin 'Sparkle' (trotz toller Stimme etwas streberhaft-unscheinbar in ihrem Spielfilmdebüt: 'American Idol'-Gewinnerin Jordin Sparks) steht im Schatten ihrer großen Schwester mit mehr Sexappeal. Die Sexbombe des Trios, schlicht 'Sister' genannt, wird gespielt von Carmen Ejogo ('Away We Go'), und die versprüht bei den Bühnenszenen tatsächlich das gewisse Etwas, das man im Showbiz braucht.
Weichzeichner ließ die 48-Jährige aussehen wie Mitte 30

Doch natürlich landet die Schönheit bei einem Hallodri (verkörpert von Mike Epps), der sie regelmäßig vermöbelt und sie auch noch zum Kokskonsum verführt. Auftritt Whitney Houston, die als Mutter der drei Grazien recht eindimensional gezeichnet wird: als Mahnmal gegen den Drogenmissbrauch auf Beinen. Ihre hochgezogenen Augenbrauen unter den Lockenwicklern und ihr erhobener Zeigefinger werden leider schnell etwas eintönig. Vielmehr fragt man sich, die zahlreichen Bilder einer von der Sucht gezeichneten Whitney aus den letzten Jahren noch vor Augen, wie Regisseur Salim Akil es geschafft hat, die Souldiva faltenfrei und wie Mitte 30 aussehen zu lassen, obwohl sie bei ihrer letzten Rolle 48-jährig eine Frau von 46 gab.
Des Rätsels Lösung: Weichzeichner! Frau Houston wirkt im Gegenschuss immer etwas unschärfer als ihre Filmtöchter. Aber wir wollen hier nicht stänkern. Die Sängerin geht nach ihrer etwas statischen Darstellung in ihrer einzigen Gesangsszene aus sich heraus und übertrifft mit einer fast rauchig gewordenen Stimme klar den Sound ihrer Studioalben. Davon hätte man gern mehr gehört, aber 'Sparkle' ist eben leider kein Musical, sondern ein Drama mit Musikeinlagen.
Die sind allesamt schön choreografiert und ausgestattet, wenngleich dramaturgisch nicht überragend in Szene gesetzt. Die Story unterhält trotz ihrer Vorhersehbarkeit, - es handelt sich auch noch um ein Remake eines gleichnamigen Streifens von 1976 mit Irene Cara - prima über 111 Minuten. Die Neuverfilmung ist für das breite Publikum aber vor allem interessant, weil Whitney Houston, die am 11.02.2012 unter Drogeneinfluss in der Badewanne eines Hotels ertrank, hier noch einmal zu sehen ist. Dass ausgerechnet sie die Rolle des warnenden Moralapostels gibt, der seine Tochter doch nicht vor Schlimmerem bewahren kann, mutet wie eine Ironie des Schicksals an und gibt der Geschichte eine posthume Dramatik, die dem ansonsten wenig spektakulären Film nicht schadet.
Von Mireilla Zirpins