Was ist da denn los? Hollywood-Liebling Meryl Streep hat eine Affäre mit ihrem Ex-Mann, flirtet parallel dazu mit einem Anderen und raucht Joints. Wird das der nächste Skandal der Traumfabrik? An dieser Stelle können wir Entwarnung geben, denn: Meryl ist natürlich nicht in die Amy-Winehouse-Fraktion gewechselt und zum Drogenjunkie mutiert. Vielmehr entspringt diese skurrile Szene ihrem neuen Film “Wenn Liebe so einfach wäre“. Doch leider ist die Story nicht so kompliziert, wie der Originaltitel (“It’s Complicated!“) vermuten lässt und die Charaktere sind zum Teil so eindimensional, dass die Authentizität stellenweise arg leidet.
Wie das Leben so spielt: Ehemann mit vorgezogener Midlife-Crisis verliebt sich in bedeutend jüngere, attraktive Frau, verlässt seine Gattin und brennt mit der jugendlichen Liebhaberin durch. Der Albtraum einer jeden Frau. Auch Jane Adler (wie immer fabelhaft: Meryl Streep) war vor diesem Erlebnis nicht gefeit.
Neun Jahre ist es her, seit ihr Ex-Mann, der Anwalt Jake (aus der Form geraten: Alec Baldwin), sie für die deutlich jüngere Agness (unscheinbar: Lake Bell) verlassen hat. Heute - fast ein Jahrzehnt später - hat Jane ihr Leben wieder im Griff: Sie betreibt eine florierende, niedliche Bäckerei mit Bistro, hat ein super Verhältnis zu ihren drei Kindern und es erstaunlicherweise geschafft, ein fast freundschaftliches Verhältnis zu ihrem Ex Jake zu pflegen. Alles läuft in hübsch geregelten Bahnen bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als ihr Sohn in New York seinen Collegeabschluss feiert.
An der lauschigen Hotelbar jagt ein Drink den nächsten, alte Erinnerungen flammen wieder auf, die Emotionen kochen über… Tja, was soll man sagen: Jane und Jake landen im Bett. Am nächsten Morgen findet sich Jane auf der andere Seite wieder: Plötzlich ist sie die “andere Frau“, die eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat. Das alleine ist ja schon höchst verwirrend, doch dann kommt auch noch Innenarchitekt Adam (ziemlich überliftet: Steve Martin) ins Spiel und verdreht Jane ganz schön den Kopf.
“Wenn Liebe so einfach wäre“ erzählt eine Geschichte zwischen Trennung und Neuanfang, zwischen Alltag und Abenteuer und glänzt durch eine unglaublich charmante Meryl Streep. Und auch der komödiantische Charakter kommt bei Meyers natürlich nicht zu kurz: Witzige Situationskomik und bissige Sprüche treiben dem Kinogänger die Tränen in die Augen. Absolutes Highlight: Der liebestolle Jake wartet im Adamskostüm auf seine Ex-Frau in deren Bett, sein “bestes Stück“ nur von Janes Notebook verdeckt. Was er nicht weiß: Die Webcam des Laptops ist live und in Farbe zugeschaltet und ausgerechnet der verliebte Adam wird mit diesem “erhebenden Anblick“ beglückt. Ärger ist bei dieser Konstellation natürlich programmiert.
Zwar ist Regisseurin Nancy Meyers, die Königin der romantischen Komödie, (“Was Frauen wollen“, “Was das Herz begehrt“ und “Liebe braucht keine Ferien“), nicht unbedingt für tiefschürfende Charakterstudien bekannt, doch vor allem die Rolle des Innenarchitekten Adam wirkt so langweilig und nichtssagend, dass sich der Kinogänger fragt, was um Himmels Willen die Protagonistin so toll an dem Kerl findet. Trotzdem ist Meyers mit “Wenn Liebe so einfach wäre“ ein süßer Wohlfühlkinofilm gelungen, der vor allem durch seine großartigen Schauspieler lebt.
Wer auf keinen Fall verpassen will, wie Meryl Streep und Steve Martin völlig bekifft und wie Teenager kichernd hinter einem Gebüsch hocken, sollte sich unbedingt Kinokarten sichern! Wer jedoch auf eine tiefgründige Charakterstudie hofft, sollte den Abend besser zu Hause auf der Couch verbringen.
Von Christina Rings