Was macht Justin Timberlake bei Facebook? "The Social Network"

Soziale Netzwerke machen Spaß und manchmal sogar süchtig. Aber deswegen gleich ein ganzer Film über Facebook? Wer soll sich dafür interessieren? Nun, wenn Justin Timberlake mitspielt und das Ganze von Kultregisseur David Fincher (‚Fight Club’) inszeniert wird, will man sich das schon ansehen.
© Sony Pictures

Die Story, die Drehbuchautor Aaron Sorkin über die Anfänge des Portals und seinen nerdigen Gründer zu erzählen weiß, ist ebenfalls ganz spannend: Weil seine Ex-Freundin durch eine unschöne Trennung seinen Stolz verletzt hat, bastelt Harvard-Student und Computergenie Mark Zuckerberg (brillant: Jesse Eisenberg) an einer Website, auf der alle Harvard-Studentinnen nach ihrem Aussehen bewertet werden können – wohlgemerkt erst nachdem er seine Ex (Rooney Mara) in seinem öffentlich zugänglichen Blog als ‚kleinbrüstige Bitch’ beschimpft hat. Dass er sich damit bei den weiblichen Kommilitonen ziemlich unbeliebt macht, spielt eher eine Nebenrolle: Die Website legt innerhalb von kürzester Zeit das gesamte Uni-Netzwerk lahm.
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Bald spinnt Zuckerberg die Idee weiter und beginnt mithilfe seines Mitbewohners Eduardo Saverin (Andrew Garfield) die Arbeit an einem neuen Projekt: ‚The Facebook’ soll dafür sorgen, dass man seine Freundschaften auch online pflegen kann. Was als uniinternes Netzwerk beginnt, findet bald auch woanders großes Interesse. Als schließlich Napster-Gründer Sean Parker (Justin Timberlake) auf das Projekt aufmerksam wird, gelingt der weltweite Durchbruch. Doch der große Erfolg bringt auch Probleme mit sich: Zuckerberg muss sich entscheiden, wie wichtig ihm seine sozialen Kontakte wirklich sind…
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David Fincher ist ein absolut überzeugendes Biopic gelungen, das anders ist, als man erwartet. Das liegt zum einen daran, dass man die Geschichte in ‚The Social Network’ immer wieder aus einer anderen Perspektive präsentiert bekommt. So wohnt man in der ersten Szene der Trennung von Mark und Erica bei, in der man Zuckerberg als egoistischen Freak und überhebliches Arschloch erlebt. Kurz darauf wird klar, dass die Darstellung einer richterlichen Aussage Ericas entspricht, der Zuckerberg vehement widerspricht. Genau diese Perspektivwechsel führen aber dazu, dass man die Person Mark Zuckerberg niemals richtig kennenzulernen scheint.
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Mit Jesse Eisenberg in der Hauptrolle ist David Fincher ein Volltreffer gelungen. Er überzeugt in jeder Facette des egozentrischen, eigenbrötlerischen, teilweise schon fast mit autistischen Zügen ausgestatteten Zuckerberg. Er schafft es, eben nicht nur den nach Anerkennung ringenden Geschäftsmann, sondern auch den überforderten Nerd darzustellen, der ironischerweise nicht in der Lage ist, soziale Kontakte anständig zu pflegen. Trotz der grandiosen Darstellung kann man sich als Zuschauer nicht mit Zuckerberg identifizieren. Tut er einem im einen Moment fast leid, macht er es durch seine nächste Aktion wieder zunichte. ‚Du kannst keine 500 Millionen Freunde haben, ohne dir ein paar Feinde zu machen’: Passender hätte der Untertitel kaum sein können. Im Film hat Zuckerberg nämlich neben seinen virtuellen 500 Millionen ‚Freunden’ durch sein eigenes Verschulden keinen einzigen echten Freund.
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Dass der echte Mark Zuckerberg da von der filmischen Darstellung seiner Person nicht gerade begeistert sein soll, ist nur verständlich. Zwar kann er stolz sein, mit gerade einmal 26 schon Hauptfigur eines Spielfilms zu sein, doch ist es seinem Image sicher nicht förderlich, als Computerfreak dargestellt zu werden, dessen Drang nach Anerkennung über allem steht.
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Justin Timberlake kann in der Rolle des Napster-Gründers Sean Parker ebenfalls überzeugen. Man nimmt ihm den erfolgsgeilen, arroganten Karrieretypen zweifelsfrei ab. Daneben wirkt die Darstellung von Neu-Spider-Man und Maguire-Nachfolger Andrew Garfield fast ein bisschen farblos: Er spielt den ausgebooteten Mit-Facebook-Gründer Eduardo Saverin zwar überzeugend, bekommt aber leider nicht die Chance, die volle Bandbreite seines Könnens aufzufahren… Schade!

Drehbuchautor Aaron Sorkin hat ebenfalls einen großartigen Job gemacht: Seine Dialoge sind einfallsreich und witzig, die Figuren werden treffsicher gezeichnet. Sorkin und Fincher ist mit ‚The Social Newtork’ definitiv das unterhaltsamste und überraschendste Biopic seit langem gelungen, auch wenn die Realität zugunsten der Story teilweise ein bisschen abgeändert wurde. Der Film ist nicht nur Hardcore-Facebook-Nutzern oder Computerfreaks zu empfehlen, sondern definitiv auch interessant für die breite Masse.
Von Maike Nagelschmitz
Von Maike Nagelschmitz
© Sony Pictures
01 08
