Von wegen Madonna kann keine Filme

4 von 5 Punkten
Nicht noch ein Madonna-Film! So oder so ähnlich reagierten wohl viele, als die Pop-Diva ihren neuen Film 'W.E.' vorgestellt hat. Schließlich wurde ihr letzter Film 'Filth and Wisdom' (2008) von Kritikern in der Luft zerrissen und auch fast alle anderen Filme, in denen sie als Schauspielerin mitwirkte, sind gefloppt. Doch Madonna wäre nicht Madonna, wenn sie etwas auf die Meinung anderer geben würde. Sie hat schon immer das getan, was sie wollte: Sei es sich über Adoptionsgesetze hinwegzusetzen, sich blutjunge Lover anzulachen oder auf der Bühne ihre Brust zu entblößen. Madonna hat ihren ganz eigenen Kopf - und diese Hartnäckigkeit hat sich diesmal ausgezahlt: Die Verfilmung der Liebesgeschichte von Prinz Edward und Wallis Simpson ist überraschend gut gelungen.
Im Film gibt es zwei unterschiedliche Handlungsstränge über zwei unterschiedliche Paare aus zwei unterschiedlichen Epochen: Zum einen geht es um die Protagonisten Wallis Simpson (Andrea Riseborough, 'Brighton Rock') und Prinz Edward (James D'Arcy, 'Rise: Blood Hunter'), deren Beziehung in der 1930er-Jahren einen Skandal auslösten. Zum anderen um das gegenwärtige New Yorker Ehepaar Wally (Abbie Cornish, 'Sucker Punch') und William Winthrop (Richard Coyle, 'Prince of Persia'), das sich in einer tiefen Ehekrise befindet. Immer wieder flüchtet sich Wally, die geradezu besessen von Wallis und Edward zu sein scheint, in Tagträumereien und es kommt zu Rückblenden, als sich Wallis und Edward kennenlernten.
Prinz Edward wurde nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1936 zum König des Vereinten Königreichs ernannt, verzichtete jedoch ein Jahr später für seine große Liebe Wallis Simpson, einer zweifach geschiedenen Amerikanerin, auf den Thron. Eine herzzerreißende Liebesgeschichte, um die sich bis zum heutigen Tage ein romantisch verklärter Mythos rankt und die viele Frauen ins Schwärmen bringt. Wally träumt von jener bedingungslosen und aufopferungsvollen Liebe, die sie in ihrer unglücklichen Ehe vermisst. Doch schon bald muss sie feststellen, dass die hollywoodreife Liebesgeschichte von Wallis und Edward nicht so romantisch und perfekt war, wie sie immer geglaubt hat...
Andrea Riseborough erweckt die unkonventionelle Wallis Simpson auf eine erfrischende und freche Art und Weise zum Leben und liefert dabei eine glaubwürdige Performance ab. Abbie Cornish, deren Charakter manchmal mit Wallis Simpson in Interaktion tritt, wirkt im direkten Vergleich etwas verloren. Die Idee, der Geschichte einen direkten Bezug zur Gegenwart zu geben, ist zwar einfallsreich, nur kommen die Zeitsprünge viel zu häufig vor. Gerade, wenn man in einen Handlungsstrang hineingezogen wurde, wird man auch schon wieder herausgerissen. Das zieht den eigentlich spannenden Film unnötig in die Länge.
Viele Filmsequenzen wurden im Stil eines Dokumentarvideos gedreht, so dass sie noch authentischer wirken. Madonnas Anliegen war es, den schlechten Ruf von Wallis Simpson wiederherzustellen, die oft als egoistische Ehefrau abgestempelt wurde, während Edward als selbstloser Romantiker verehrt wurde. Und genau das ist ihr mit 'W.E.' auch gelungen: Selbst wenn man Madonna nicht mehr sehen kann, so ist ihr Film allemal sehenswert.
Von Mariana Jang