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Vom Gangster-Rapper zum Super-Star: Bushido

Zeiten ändern dich - Filmkritik

Vom Gangster-Rapper zum Super-Star: Bushido

Die Lebensgeschichte des skandalträchtigsten Rappers Deutschlands – kann man das überhaupt jugendfrei verfilmen? Ja, das geht. Der Film von Uli Edel („Baader Meinhof Komplex“) ist ab zwölf, und das, obwohl Bad Boy Bushido sich selbst spielt. Aber allzu zartbesaitet sollte man trotzdem nicht sein, denn der Deutschtunesier war als Kind nicht auf der Sonnenseite des Lebens zu Hause.

Als vierjähriger Ghettojunge in Berlin muss der kleine Anis Mohamed Yousef Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichem Namen heißt, mit ansehen, wie sein alkoholsüchtiger Vater (Adolf Assor) seine junge Frau (Mina Tander) schlägt. Als der Tunesier seine Familie verlässt, steht für Anis fest: „Dieses Tier ist nicht mein Vater!“ Doch auch sein späterer Stiefvater (Murat Karabey Yilmaz) ist gewalttätig. Er verschont zwar seine Frau und den gemeinsamen Sohn Sercan, seine Aggressionen lässt er jedoch einzig und allein an Anis aus.

Auch in der Schule hat der Junge einen schweren Stand – seine Mitschüler beschimpfen Anis als 'Kanaken'. Nur seine Klassenkameradin Katrin (Aenne Schwarz) hält zu ihm. Die beiden schlafen nicht nur zusammen – sie kiffen auch gemeinsam. Die Beziehung der beiden zerbricht. Den Drogen bleibt Anis jedoch treu.

Mit 16 Jahren bricht Anis die Schule ab und fängt an zu dealen. Seine Mutter leiht ihm das Startkapital von 450 Mark. Plötzlich hat er Freunde, Geld und genießt Respekt. In einer Disco trifft er Selina (Karoline Schuch) und verliebt sich in das Mädchen aus gutem Hause. Deren Eltern (herrlich dekadent: Katja Flint und Uwe Ochsenknecht) sind nicht sonderlich begeistert von der Wahl ihrer Tochter, können dem jungen Glück aber nichts anhaben. Endlich scheint das Leben es gut mit dem jungen Deutsch-Tunesier zu meinen.

Er erwacht erst aus seinem vermeintlichen Traum, als konkurrierende Drogendealer seine Mutter (Hannelore Elsner) und seinen Stiefbruder (Ozan Aksu) überfallen. Er begreift, dass er seine Dealer-Laufbahn beenden muss. Beim Versuch, seine letzte Lieferung zu verkaufen, schnappt ihn die Polizei. Er kommt vor Gericht. Das Urteil: drei Jahre Besserungsanstalt. Danach absolviert Anis eine Ausbildung als Maler und Lackierer und findet in der Lehre neue Freunde. Mit ihnen studiert er erste HipHop-Songs ein.

Doch die traumatische Kindheit lässt Anis nicht los. Immer wieder hat er die Bilder seines prügelnden Vaters vor Augen. Obwohl er ihn hasst, lässt er sich von Selina zu einem Treffen überreden. Der Besuch endet in einem Desaster, denn der Vater ist sich keiner Schuld bewusst. Enttäuscht und voller Wut distanziert sich Anis erneut und nimmt einen anderen Namen an: Bushido ('Weg des Kriegers'). Das nimmt er jedoch zu wörtlich. Er treibt sich herum und schlägt im Streit seine Freundin Selina, die ihm bis dahin die Treue gehalten hat – das Ende der Beziehung. Für Bushido bricht eine Welt zusammen.

Erst der 11. September 2001 soll sein Leben verändern. Nach den Anschlägen auf das World Trade Center entdeckt Bushido sein musikalisches Talent. Er schreibt seinen ersten Song. Der Beginn einer steilen, wenn auch oft steinigen Karriere. Doch der schwerste Tag steht Bushido noch bevor, denn auf dem Höhepunkt seiner Karriere muss sich der Rapper seiner Vergangenheit stellen.

Die Aufsteiger-Story, die sich eng an die Memoiren des Musikers anlehnt, hat Erfolgsproduzent Bernd Eichinger in ein Drehbuch verwandelt. Der Film beginnt zwar ein wenig platt, steigert sich aber im Verlauf der 94 Minuten zu einem hoch emotionalen Ende. Auf der Reise durch sein Leben spielt sich Rapper Bushido selbst, und er hat auch die absolut passende Musik zum Film geschrieben. Sein Spiel ist zwar manchmal etwas hölzern, aber der Mann ist schließlich kein gelernter Mime und schafft es trotzdem, den Zuschauer zu unterhalten und mitzuziehen. Der Rap-Star glänzt weniger durch perfekte Schauspielkunst oder geschliffene Aussprache, sondern viel mehr durch Ausstrahlung und Emotionalität.

Zunehmend fühlt man sich dem Jungen aus dem Ghetto verbunden, versteht seine Wut, seine Aggressionen und seinen Hass. Doch auch seine Mitspieler, ganz besonders Hannelore Elsner als Bushidos Mutter und Adolf Assor, der den gewalttätigen Vater spielt, brillieren in ihren Rollen. Die Szenen, in denen der Vater seinen Sohn um Vergebung bittet, rühren zu Tränen. Dieser Film geht unter die Haut und wirkt noch lange nach. Bushido-Fans werden neue Seiten an ihrem Bad-Boy-Idol entdecken, doch auch für Menschen, die die Musik des Rap-Rüpels bislang gemieden haben, bietet das Biopic interessante Einblicke, auch wenn die Story eher konventionell und manchmal klischeehaft erzählt ist.

Von Britta Ploetner

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