Von Mireilla Zirpins
Manche Männer verschwinden einfach beim Zigarettenholen und werden nie mehr gesehen. Wenn Henry (Eric Bana) verschwindet, bleiben wenigstens seine Klamotten auf dem Boden liegen und er kehrt irgendwann zurück. Denn er ist ein Zeitreisender. Doch das ist nur ein schwacher Trost für Clare (Rachel McAdams). Denn die genetische Störung ihres Liebsten macht ihr ganz schön zu schaffen und droht zum Beziehungskiller zu werden. Ein romantisches Candlelight-Dinner zu zweit? Eine Einladung zu Freunden? Ein Wagnis für die beiden, denn Henry hat sich nicht unter Kontrolle. Er reist nicht freiwillig durch die Zeit, und es ist wahrhaft keine Freude, nackt und hilflos in der Vergangenheit oder Zukunft zu landen, am besten mitten in einer Menschenmenge.
Klingt vielleicht auf den ersten Blick bescheuert, aber man kann sich wie schon im gleichnamigen Bestsellerroman von Audrey Niffenegger dran gewöhnen - solange man keine Fragen nach der Logik stellt und nur auf sein Herz hört. Wer sich auf die bizarre Konstruktion einlässt, bekommt die wohl traurigste Liebesgeschichte des Jahres zu sehen - am besten gleich ein ganzes Paket Taschentücher bereithalten! Denn so unbedingt, wie sich unsere beiden Protagonisten wollen, so unausweichlich sind die Katastrophen.
Wird Henry beim Ja-Wort überhaupt zugegen sein - oder nur die Hose, aus der er gerade gefahren ist? Und wie sollen die beiden das so heiß erwünschte Baby bekommen, da Gendefekte schließlich vererblich sind? Und wie viel älter als Clare ist Henry eigentlich? Schließlich sieht er stets anders aus, wenn er bei Clare landet. Aber als alten Mann hat sie ihn noch nie gesehen. Und als er das erste Mal vor ihr landet, ist er 36 und sie sechs. Natürlich hat er nichts an und muss die Kleine nach ihrer Picknickdecke fragen. Aber keine Sorge, versaut wird's hier nicht. Auch als die beiden später fleißig versuchen, ein Kind zu machen, ist alles immer schön angezogen - ganz anders als im Buch. Nur Eric Bana muss bei seinen Zeitreisen reichlich seinen nackten Hintern präsentieren - für das vorwiegend weibliche Zielpublikum sicherlich kein Hindernis.
Damit es nicht so verwirrend wird, hilft Deutschlands vielleicht vielversprechendster Hollywood-Export Robert Schwentke ("Eierdiebe", "Flight Plan"), der schon das nächste Projekt mit Bruce Willis und Morgan Freeman in der Mache hat, dem Zuschauer wie im Buch mit Altersangaben weiter. Wer sich emotional nicht gegen die Zeitreise-Thematik hat, sieht sich schnell ein. Das Verschwinden sieht zwar manchmal ein bisschen nach Photoshop-Radiergummi aus, aber hier geht's ja um große Gefühle und nicht um Sci-Fi-Effekthascherei. Und Henrys textilfreie Ausflüge in andere Phasen seines Lebens sind durchaus für den einen oder anderen Spaß gut, zumal der unbekleidete Eric Bana lecker anzusehen ist - außer, er wird gerade verdroschen. Und das passiert nicht nur einmal, wenn er irgendwo einbricht, um sich erst mal was zum Anziehen zu besorgen.
Das Schöne an dieser Geschichte ist, dass es nicht um große Heldentaten geht, sondern um große Gefühle, die große Liebe und die Freude an ganz alltäglichen Dingen. Man sieht Clare und Henry um ein Stückchen Normalität ringen und lernt mit ihnen, kleine Momente der Zweisamkeit zu schätzen. Dabei hat sich Robert Schwentke deutliche Freiheiten gegenüber der Romanvorlage herausgenommen. Clares ausufernde künstlerische Betätigung aus dem Buch bleibt uns zum Glück erspart, leider allerdings auch Henrys Exfreundin und andere Störenfriede, die die Liebe der beiden aus dem Gleichgewicht zu bringen drohen. Das macht die Story vielleicht besser verständlich, aber doch ein bisschen schlicht.
Henry rückt deutlich in der Vordergrund, obwohl es der Buchautorin eindeutig um "Die Frau des Zeitreisenden" ging, die mit dem Abwasch - oder mit dem kaputten Geschirr - zurückbleibt, während ihr Schatz durch die Weltgeschichte gondelt. Eric Bana hat so sicherlich den interessanteren Part, während die bezaubernde Rachel McAdams ihre bedingungslose Liebe ein bisschen zu oft aus Clares triefnassen Rehaugen sprechen lässt. Aber die beiden harmonisieren prima als Paar, um dessen Glück man ehrlich bangt.
Man kann es konventionell finden, wie Schwentke mittels Jahreszeiten eine Struktur in die aufgelöste Chronologie bringt. Andererseits hätte eine innovativere Herangehensweise das Publikum auf wenige Arthouse-Fans minimiert. So bietet der junge Stuttgarter einen Tränenzieher für weibliche Popcornkino-Fans, der zwar zugegebenermaßen kitschig ist, aber der Leserschaft des Romans gefallen dürfte. Schließlich kann es sehr befreiend sein, mal einen halben Film durchzuheulen.