'Verrückt nach Steve': Sandra Bullock gibt Goldene Himbeere zurück
Hat Sandra Bullock den Anti-Oscar für 'Verrückt nach Steve' vielleicht doch nicht verdient?

Sandra Bullock hat ihre Goldene Himbeere zurückgegeben. Woher der plötzliche Sinneswandel? War die Schauspielerin doch neben Halle Berry die einzige, die jemals ihren Anti-Oscar persönlich in Empfang nahm. Hoch erhobenen Hauptes hatte die Schauspielerin bei der Verleihung der Goldenen Himbeeren DVDs ihrer verhöhnten Komödie „Verrückt nach Steve“ verteilt und angekündigt: „Wenn Sie danach nicht mehr finden, dass meine die schlechteste Darstellung des Jahres war, bringe ich den Preis nächstes Jahr zurück.“ Hat die Jury so schnell ihre Meinung geändert?
Keinesfalls. Die Veranstalter der „Razzies“ hatten ihr nur die falsche Trophäe in die Hand gedrückt – keinen Abguss, sondern das sehr wertvolle Original. Das tauscht Sandra Bullock nun gegen eine „normale“ Himbeere. Die Juroren bleiben dabei: Sie fanden Bullocks Performance einfach schlecht. Nicht umsonst hatten sie die Aktrice auch zusammen mit Bradley Cooper als miesestes Leinwandpaar nominiert. Wirklich alles so schlimm? Nachdem der Verleih sich doch noch dazu entschied, eine Pressevorführung abzuhalten, finden wir: Gut ist anders, aber wir haben schon weitaus Schlimmeres gesehen.
Sandra Bullock hat zweifelsohne komödiantisches Talent und bringt einen zum Lachen
Zugegeben, ein bisschen übertrieben albern gibt Sandra Bullock ihre schwer vermittelbare Single-Frau schon. Reicht es nicht, dass die Enddreißigerin Mary „Kreuzworträtseldesignerin“ ist, wieder bei den Eltern wohnt und einen grässlichen Klamotten-Geschmack hat? Muss sie da auch noch wie ein neugeborenes Fohlen mit dem Blick eines angeschossenen Rehs durch die Gegend staksen? Der eigene Vater zuckt peinlich berührt zusammen, als sie sich für das arrangierte Blind Date mit dem Sohn von Bekannten in ihre roten Disco-Stiefel zwängt. Die Verabredung entpuppt sich als gut aussehender und paarungswilliger Kameramann (Bradley Cooper!). Doch der Spontansex im Auto direkt vor dem elterlichen Wohnzimmerfenster geht gründlich in die Hose.
Als Steve beim Fummeln merkt, was Mary für eine Schnatterelse ist, ergreift er panisch die Flucht. Sie missversteht die Zeichen seiner Abneigung völlig und stalkt ihm hinterher quer durch die Vereinigten Staaten, wo er über einen Orkan und einen Erdrutsch berichtet. Die Naturkatastrophen sind natürlich nichts gegen die Schneise der Verwüstung, die die trottelige alte Jungfer hinter sich herzieht. Dass sie dabei stets schlecht geschminkt und gekleidet ist, versteht sich von selbst.
Die reichlich konstruierte und übertriebene Handlung lässt zum Teil vergessen, dass manche Gags durchaus nett sind. Sandra Bullock hat zweifelsohne komödiantisches Talent und bringt uns zum Lachen, auch wenn ihre Darstellung stellenweise etwas überkandidelt ist. Immerhin verleiht sie ihrer im Grunde unsympathischen Figur so viel Herz, dass man sich als Zuschauer etwas widerwillig doch noch auf ihre Seite schlägt – schon aus Mangel an anderen Identifikationsfiguren. Das Mitleid mit dem verfolgten Steve hält sich in Grenzen, weil er sehr eindimensional als bindungsunwilliges Single-Männchen angelegt wird und Bradley Cooper, der sonst ebenfalls sehr witzig sein kann, mit dem platten Part komplett unterfordert ist.
Kein Wunder also, dass die Chemie zwischen den beiden auf der Leinwand nicht stimmt – und auch explizit nicht stimmen soll. Hätte man da nicht lieber Drehbuchautorin Kim Barker für die goldene Himbeere nominieren sollen? Man hätte gern mehr gelacht, und nicht nur über die arme Protagonistin, man hätte gern ein bisschen Herz und Gefühl geboten bekommen und vor allem eine größere Gag-Dichte.
Für all das kann die arme Sandra Bullock nichts. Sie hätte höchstens nach der Lektüre des Drehbuchs wissen können, dass auch ein besserer Regisseur als Philip Traill aus dem Material keine richtig gute Komödie machen könnte. Deswegen wird sie ihre neue Himbeere wohl auch behalten, auch wenn die Konkurrenz in der Kategorie „Schlechteste Schauspielerin“ mit Miley Cyrus („Hannah Montana“), Megan Fox („Tranformers 2“) oder Sarah Jessica Parker („Haben Sie das von den Morgans gehört“) keinen Deut besser war.
Von Mireilla Zirpins