Überall Uhus: "Die Legende der Wächter"

Überall Uhus: "Die Legende der Wächter"

Ein Trickfilm von Zack Snyder, der mit dem Remake von ‚Dawn Of The Dead’ sein Kinodebüt feierte und in der blutrünstigen Schlachtplatte ‚300’ Gerard Butler einen digitalen Super-Sixpack verpasste? Klingt nach einem echten Actionpaket. Allerdings ist die Hauptfigur ein Eulenküken, und auch sonst sind in diesem Film nur Uhus zu sehen. Eine große Enttäuschung für Fans des Haudrauf-Kinos?

Jein. Denn ein Film mit nichts als Käuzchen in allen Haupt- und Nebenrollen ist in der Tat gewöhnungsbedürftig. Dafür geht es bei den putzigen Viechern aber derart zur Sache, dass die Federn fliegen. Dazu sind die 3D-Effekte vom Feinsten – und was haben wir 2010 nicht alles für mittelmäßige und grottenschlechte Ausflüge in die dritte Dimension gesehen?

Leider ist die Story reichlich gewöhnungsbedürftig – mit schmiedenden und Laute spielenden Vögeln, die dem Zuschauer ab und zu auch mal ein ekliges Gewölle entgegenspucken. Im Zentrum steht das Eulenjunge Soren, das zusammen mit seinem Bruder Kludd aus dem Nest fällt – direkt in die Klauen der „Reinsten“. Das sind auch Eulen, aber sozusagen die Nazis unter ihren Artgenossen, die vermeintlich minderwertige Lebewesen in Lagern knechten. In der Gefangenschaft leben sich die Brüder auseinander.

Während Kludd bereitwillig die Ideologie der Reinsten in sich aufsaugt und sich zu einem stromlinienförmigen Soldaten entwickelt, mausert sich Soren zum Revoluzzer und fliegt mit dem kleinen Flauschknäuel Gylfie davon. Sie wollen zu den Wächtern von Ga’Hoole (selbstredend ebenfalls gefiederte Zeitgenosen), einer Revoluzzertruppe, die als einzige die Macht hätten, den Reinsten den Krieg zu erklären.

Wir ersparen Ihnen die Details dieser Geschichte, die irgendwo zwischen märchenhaft und esoterisch angesiedelt ist. Was auffällt ist, dass die Helden allesamt fluffige Eulenjunge sind. Doch auf wen soll das Kindchenschema wirken? Für Kinder und ihre Muttis ist der Film schlichtweg ungeeignet, weil die Auseinandersetzung zu martialisch ist und Eulen auch ganz explizit, wenngleich unblutig sterben. Die vorwiegend männliche Actionzielgruppe jedoch dürfte die Tierbabys als Identifikationsfiguren ablehnen, auch wenn sie am Ende selbst zu Stahlvisier und -Klaue greifen, um den Gegnern den Garaus zu machen.

So hat der Film trotz anständiger Effekte ein echtes Zielgruppenproblem – und die Bürde, eine wenig zugängliche Geschichte anzubieten, deren Buchvorlage hierzulande auch dem lesenden Publikum größtenteils unbekannt sein dürfte. Nichtsdestotrotz ist der 3D-Streifen kurzweilig anzusehen – aber wir haben Sie gewarnt. Es sind wirklich alles Uhus. Und dazu welche mit bescheuerten Namen.

Von Mireilla Zirpins

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