Tsunami-Film 'The Impossible' - Kritik

3 von 5 Punkten
Vorsicht! Nach diesem Film wollen Sie garantiert nicht mehr mit ihrer Familie in Urlaub fliegen. Denn ‚The Impossible‘ erzählt die dramatische Geschichte, wie eine fünfköpfige Familie 2004 den Tsunami in Thailand erlebte, mit den Mitteln eines Horrorfilms. Die intensiven Darstellerleistungen von Naomi Watts und Ewan McGregor tun ein Übriges, um den Zuschauer am Boden zerstört aus dem Kino wanken zu lassen. Wollte man sich das mit dem Tsumani wirklich so genau vorstellen?
Schon die erste Szene an Bord des Fliegers, der das wohlhabende Ehepaar (Naomi Watts und Ewan McGregor) mitsamt den drei Söhnen für einen kurzen Wohlfühltrip ins thailändische Urlaubsparadies Khao Lak bringen soll, verheißt nichts Gutes: Turbulenzen lassen die Maschine ruckeln, unterstrichen von einer Geräuschkulisse, mit der sonst Horrorfilmopfer allein durchs Parkhaus geschickt werden. Auch der schlichteste Zuschauer soll gleich merken: Dieser Urlaub steht unter keinem guten Stern – als hätte man das nicht eh schon geahnt! Das Unbehagen setzt sich fort: Das gebuchte Zimmer ist nicht frei, die Familie dokumentiert das Auspacken der Weihnachtsgeschenke und das Strandvergnügen mit wackliger Handkamera – bis die gewaltige Flutwelle die fünf beim Poolvergnügen überrascht und überrollt.
Basierend auf wahrer Begebenheit

Keine Frage: Wie Regisseur Juan Antonio Bayona mit Special Effects das feine Ferienressort in Splitter zerlegt, ist tricktechnisch erste Sahne. Auch fängt der Filmemacher mithilfe einer Glanzleistung von Naomi Watts gekonnt ein, wie hilflos und verwirrt die Mutter nach ihrem Erwachen aus der Ohnmacht nach und nach das Ausmaß des Schreckens erkennt. Doch ist es nicht unlauter, die Ängste von Eltern, die in Trümmern nach ihren Kindern suchen, mit den Zutaten eines Horrorfilms zu inszenieren? Wer möchte das so sehen und sich vor seiner nächsten Flugreise gruseln?
Natürlich ist Videofilmer Bayona, der 2007 mit dem spannenden Schocker ‚Das Waisenhaus‘ von sich reden machte, in diesem Genre bereits zuhause. Dass er auch ein Mann für tränenselige Dramen sein kann, beweist er in der zweiten Stunde seines Tsunamistreifens – nur will das nicht so recht zur ersten Hälfte passen. Denn nun liegt Naomi Watts mit einem abfaulenden Bein im Sterben, ihr ältester Sohn irrt hilflos in der überlasteten Klinik herum, während ihr Gatte die jüngeren beiden Kinder in fremde Obhut gibt, um den Rest der Familie zu suchen. Wüsste man nicht schon vorher – Achtung: Spoiler! – dass die Story auf einer wahren Begebenheit beruht, das Drehbuch von der Mutter verfasst wurde und sie folglich überlebt hat, man würde glatt verzweifeln in all dem Leid, das wahrlich die Tränen in Strömen fließen lässt.
Fans des Horrorgenres dürfte es am Ende allzu gefühlsduselig werden, wenn seifige Musik alles überspült. Das wäre nicht nötig gewesen, denn alle Schauspieler leisten Großartiges, auch die drei Kinderdarsteller Tom Holland, Samuel Joslin und Oaklee Pendergast. Auch wirkt es ein bisschen befremdlich, dass die Protagonistin, im wirklichen Leben die brünette Spanierin María Belón, nun zu einer blonden Britin namens Maria Bennett wird – auch wenn sich Belón offenbar explizit gewünscht hat, von ihrer Lieblingsschauspielerin Naomi Watts verkörpert zu werden. Abgesehen davon, dass die Leidenden hier alle Urlauber sind. Und die Abertausende von Thais, die im Tsunami ihr Leben gelassen haben? Aber sei’s drum: Wer sich den Voyeurismus geben möchte, wird sich in dieser soliden Mischung aus Thriller und Drama nicht langweilen.
Von Mireilla Zirpins