To Rome With Love - Filmkritik

To Rome With Love - Filmkritik

3 von 5 Punkten

Dem Stadtneurotiker Woody Allen scheint's in New York nicht mehr so richtig zu gefallen: Nach drei London-Filmen und einem Spanien-Ausflug lässt er seinen neuen Film von Italienern finanzieren und in Rom spielen. Und Penélope Cruz, die schon in ,Vicky Christina Barcelona' als messerwerfende Ex-Frau eine Wucht war, darf nach ihrer Babypause auch wieder mit dabei sein – diesmal als Hure mit viiiel Herz unterm großen Busen. Das klingt ja vielversprechend. Doch leider bietet der Altmeister des schwarzen Humors nicht ganz den intellektuellen Humor, den man sich erhofft hätte.

Die kulleräugige Prostituierte (Cruz) zum Beispiel landet wie in einem Boulevardstück im falschen Hotelzimmer und bringt dort den frisch vermählten Antonio (Alessandro Tiberi) in Erklärungsnöte vor seiner Verwandtschaft. Kurzerhand gibt er die prollig-aufgemotzte Bordsteinschwalbe als seine Gattin aus, während letztere (Alessandra Massonardi) sich in der ewigen Stadt verläuft und mit einem hässlichen, aber sehr von seinen Liebhaberqualitäten überzeugten Schauspieler (Antonio Albanese) anbändelt – Verwechslungskomödie der unteren Schublade, trotz der äußerst herzigen Darstellung von Frau Cruz.

Noch schlimmer ist nur die Klamotte um Roberto Benigni, der als talentfreier und vor allem reizloser Durchschnittsitaliener Leopoldo Pisanello seine sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm erlebt, als er plötzlich scheinbar grundlos von Kamerateams verfolgt wird. Das Rampenlicht, anders kann man es sich nicht erklären, macht ihn auf einmal attraktiv für schöne Frauen. Während dieser Fremdschäm-Episoden fragt man sich stets, was fürchterlicher ist: die Unglaubwürdigkeit der Story oder das überdrehte Gehampel von Benigni.

Bauerntheater mit Lichtblicken

To Rome With Love - Filmkritik
© dpa, TOBIS Film

Besser lässt sich da die Episode an, in der Woody Allen selbst nach sechs Jahren wieder als Schauspieler zu sehen ist. Er gibt das, was er immer spielt und auch am besten kann – einen menschenfeindlichen Neurotiker, diesmal einen mit Flugangst, der dazu noch fürchtet, seine Tochter könnte einen Italiener aus der Arbeiterklasse heiraten. In der Tat ist Michelangelos Vater (dargestellt vom berühmten Tenor Fabio Armiliato) Bestatter, singt aber opernreif unter der Dusche und wird fortan vom frühpensionierten US-Amerikaner drangsaliert, doch noch eine Bühnenkarriere zu starten. Das ist zunächst sehr amüsant, wird aber im Laufe des Films überstrapaziert, so dass man sich immer freut, wenn Ellen Page ins Bild kommt.

Die nämlich spielt eine manipulative Schlampe mit Kleinmädchengesicht, der Jesse Eisenberg als Architekturstudent Jack auf den Leim geht. Eigentlich besucht die erfolglose Schauspielerin Monica (Page) Jacks Freundin Sally (Greta Gerwig), aber da die gerade Examen macht, schickt sie die unscheinbare aussehende Single-Frau, die sich hinter ihrem Rücken als Venusfliegenfalle entpuppt, mit ihrem Freund auf Sightseeing-Tour zu Roms Hotspots. Dort wartet stets Architektenlegende John (ein weiterer Lichtblick: Alec Baldwin), das personifzierte Über-Ich Jacks, um diesen vor der männermordenden Monica zu warnen. Dieser V-Effekt ist am ehesten geeignet, alteingefleischte Woody-Allen-Fans zu begeistern, auch wenn er am Ende leicht konstruiert wirkt.

So gehört 'To Rome With Love' zu den eher mittelmäßigen der mittlerweile im Jahresrhythmus erscheinenden Komödien Allens und spielt nicht in einer Liga mit den charmanteren der neuen Machwerke wie 'Vicky Christina Barcelona', 'Match Point' oder 'Midnight In Paris'. Aber was soll's. Trotz all der Peinlichkeiten wird man besser unterhalten als in mancher Rülps-und-Pups-Klamotte für Jugendliche, darf sich dazu ein paar nette Werbebilder für die Stadt am Tiber ansehen und darauf hoffen, dass Allens nächster Film, der gerade schon gedreht wird und erneut mit Alec Baldwin aufwarten kann, wieder ein großer Wurf ist.

Von Mireilla Zirpins

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