Bericht über seine Erfahrungen
Keine Häme in der Diskussion
In der "Süddeutschen Zeitung" berichtet Hitzlsperger (33), wie er in England von seinem Ex-Kollegen Gary Lineker, einst einer der besten Mittelstürmer der Welt, für die BBC interviewt wurde. "Da war keine unpassende Gefühligkeit, nichts Fraternisierendes. Und das traf sehr genau. Lineker hat gleich alles Hämische aus der Diskussion über mein Coming-out genommen", weil er ganz unspektakulär mit dem Thema umgegangen sei.
Er habe ihn gefragt, ob die Atmosphäre im Fußball besonders schwulenfeindlich sei, und er habe geantwortet: Schwer zu sagen, es gäbe ja keine Homosexuellen in den Top-Ligen. "Schwule Fußballer sind im Profifußball unsichtbar!"
Purer Zufall
Hitzlsperger, der aus einer kinderreichen Familie im oberbayerischen Forstinning stammt, lebt jetzt in München. Auch in Deutschland habe man ihn häufig auf sein Outing angesprochen, manches sei nervig gewesen, manches aber auch bewegend - wie eine Zufallsbegegnung auf dem Münchner Flughafen.
Da kam einer auf ihn zu: "Geschäftsmann, Anzug, Krawatte, Mitte vierzig. Er sagte: Ich muss mich bedanken. Ich habe über Ihr Coming-out in der Zeitung gelesen, und kurz danach habe ich auch meiner Mutter endlich Bescheid gesagt."
Dennoch ist er irritiert, wenn er an die Zeit nach dem Januar 2014 denkt. "Wer homosexuell ist, sieht darin selber nichts wirklich Besonderes. Deswegen ärgert man sich, wenn andere ein Gewese daraus machen, als wäre Homosexualität völlig ungewöhnlich und abnorm. Was soll denn daran so wichtig sein?"
Hitz der Fußballexperte
Ab kommenden Sonntag ist Hitzlsperger als Fußballexperte im Fernsehen zu sehen. Für den Bayerischen Rundfunk ("Blickpunkt Sport") analysiert er die Spiele der bayerischen Vereine. "Vor der Kamera hab ich Erfahrung, seit ich 18 bin." Er war in den Studios der BBC, und während der WM in Brasilien war er Gast im ZDF Morgenmagazin.
Hitzlsperger hat eine klare (und kluge) Vorstellung von seinem neuen Job. "Die größte Kunst als Experte? Alles wissen, alles gesehen haben, aber nur ja nicht alles sagen. Die Alles- und Besserwisser werden auf beiden Seiten der Kamera nicht gern gesehen", erklärt er der SZ.
Macht das Coming-out von 2014 diese Aufgabe schwieriger? "Die Frage war, bin ich danach noch interessant als Fußball-Experte? Besteht das Risiko ausgegrenzt zu werden? Erstaunlicherweise: Es gab keine negativen Kommentare."
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