The World's End - Kinostart: 12. September 2013

4,5 von 5 Punkten
Wenn das letzte Glas Bier apokalyptische Ausmaße annimmt, hat man entweder ziemlich einen über den Durst getrunken – oder Simon Pegg und Nick Frost schlagen wieder zu. Mit ‚The World’s End‘ kommt nun der dritte Teil der so genannten Cornetto-Trilogie in die Kinos, die 2004 mit ‚Shaun of the Dead‘ begann und mit ‚Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis‘ im Jahr 2007 fortgesetzt wurde.
Eigentlich fängt alles ganz harmlos an. Gary King (Simon Pegg ‚Star Trek Into Darkness‘), seines Zeichens Versager mit sichtbarem Alkohol-Problem, trommelt seine alten (Schul)-Freunde zusammen, um im ehemaligen Heimatort die legendäre „goldene Meile“ - bestehend aus zwölf Pubs - erneut in Angriff zu nehmen. Schließlich hatten es die fünf bei ihrer letzten Kneipentour im Sommer des Jahres 1990 nicht bis ins Ziel, dem „The World’s End“, geschafft. Das will Gary nun nachholen. Die Regel ist klar: Fünf Männer, zwölf Pubs, 60 Bier. Während Gary das Wiedersehen und das Frischgezapfte zelebriert, fühlen sich die ehemaligen Kumpels wie in einer Zeitschleife.
Denn im Gegensatz zu Gary, der wie immer noch in Sisters-of-Mercy-T-Shirt und Dr. Martens rumläuft, stehen diese mit Anfang 40 mit beiden Beinen erfolgreich im Leben. Und das Interesse, die einstige Freundschaft aufleben zu lassen, ist nicht besonders groß. Insbesondere Garys ehemals bester Freund Andy (Nick Frost ‚Paul – Ein Alien auf der Flucht‘) ist überhaupt nicht gut auf ihn zusprechen. Aber nicht nur die Freunde haben sich verändert, auch das beschauliche Örtchen ist nicht mehr das, was es mal war. Und so erleben die fünf „Musketiere“ in dieser Nacht ihr blaues Wunder – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch Gary scheint nichts und niemand von seinem Plan, sein letztes Bier an diesem Abend im „World’s End“ zu trinken, abhalten zu können ...
Der krönende Abschluss der Cornetto-Reihe

Abgehalftert, spätpubertierend, völlig besessen – es ist eine wahre Freude zu zusehen, wie Simon Pegg den durchgeknallten Chaoten Gary King mimt. Seine überdrehte Gestik, das Funkeln in den Augen bei jeder Bier-Bestellung, sein plötzlich erwachter Kampfwille, diese Mission zu Ende zu bringen - grandios!
Überhaupt wächst der gesamte Haufen kauziger Charaktere, die von hierzulande weniger bekannten Brit-Stars gespielt werden, einem sofort ans Herz. Da hätten wir den pflichtbewusste Schönling Steven (Paddy Considine), der eine Affäre mit seiner Fitnesstrainerin hat, insgeheim aber in Sam (Rosamunde Pike, ‚James Bond: Stirb an einem anderen Tag‘), die Schwester des stocksteifen Oliver (Martin Freeman) verliebt ist, die sich an dem Abend zu den Jungs gesellt. Dann wären da noch der höfliche und zurückhaltende Peter (Eddie Marsan), der immer noch unter dem Scheffel seines Vaters steht, und der pummeligen, super-korrekte Andy, herrlich wunderbar verkörpert von Nick Frost. Im Laufe des Abends mutiert ausgerechnet dieser Spießer zur echten „Kampfsau“, die seinem alten Kumpel bis zum bitteren Ende beisteht.
Britisch-trocken und herrlich abgedreht - mit ‚The World’s End‘ ist Filmemacher Edgar Wright ein mehr als würdiger Abschluss der kultverdächtigen Cornetto-Reihe gelungen. Am besten steuert man nach dem Kino die nächste Kneipe an und stößt dort mit Freunden auf die guten alten Zeiten an. Oder gönnt sich ganz stilecht ein Cornetto.
Von Anja Blanuscha