'The Man With The Iron Fists' - Filmkritik

1,5 von 5 Punkten
Robert Fitzgerald Diggs ist gut im Geschäft: Besser bekannt unter dem Pseudonym RZA ist er das Gehirn hinter der HipHop-Band 'Wu-Tang Clan'. Er hat über 20 Millionen Platten verkauft, zwei Musiklabels gegründet und zählt zu den bekanntesten Figuren der Musikwelt. Doch RZA will mehr: Seit er die Musik zu Quentin Tarantinos 'Kill Bill – Volume 1' komponierte und 2003 einen Monat am Set verbrachte, war er fest dazu entschlossen, seinen eigenen Film zu drehen. Beinahe zehn Jahre später hat er diesen Traum mit 'The Man With The Iron Fists' in die Tat umgesetzt – und zunächst klingt das Ganze vielversprechend.
RZA sog nicht nur jahrelang Tarantino- und Kung-Fu-Filme in sich auf, er bekam am Set von 'Kill Bill 1' auch massenweise Tipps vom Kult-Regisseur. Dementsprechend ist es wenig überraschend, dass auch sein Kino-Debüt im Martial-Arts-Sektor angesiedelt ist. Und mangelnde Leidenschaft kann man dem Rapper wahrlich nicht vorwerfen: Er fungierte als Regisseur, schrieb mit Horror-Spezialist Eli Roth ('Cabin Fever') das Drehbuch, zeichnete für die Musik verantwortlich und übernahm obendrein eine Hauptrolle als geheimnisvoller Schmied.
Der lebt im China des neunzehnten Jahrhunderts in einem Dorf mitten im Dschungel. Dort liefern sich die beiden verfeindeten Gangs 'Lions' und 'Wolves' seit Jahren erbitterte Kämpfe, während der Schmied beide Parteien eifrig mit allerhand tödlichem Zerstörungswerkzeug versorgt. Als ein riesiger Goldschatz durch die Stadt transportiert wird, wollen sich den nicht nur die Puffmutter Madame Blossom (Lucy Liu) und ihre leichten Mädchen unter die Nase reißen.
Neben den beiden Clans mischt auch noch der geheimnisvolle Lebemann Jack Knife (Russell Crowe) kräftig mit. Und dann ist da noch der stählerne Killer Brass Body (Dave Bautista), der den Helden das Leben gehörig schwer macht (und bei dem man sich die ganze Zeit fragt, woher er eigentlich seinen Metallkörper hat).
Tarantino hätte es besser gemacht

Und auch dem Zuschauer macht es RZA leider nicht immer leicht. 'The Man With The Iron Fists' zeigt eindrucksvoll, dass ein vielversprechender Trailer und der Umstand, dass der Film von Quentin Tarantino präsentiert wird, leider noch keinen guten Kinoabend garantieren. Wer gar einen Hit wie 'Kill Bill' erhofft, dürfte mit einem langen Gesicht wieder aus dem Saal kommen. Denn RZA hat es mit seinem Debüt offenbar so gut gemeint, dass er sich bereits bei der Erzählung der im Grunde simplen Handlung verzettelt. Es werden so viele Charaktere, komische Vögel und Nebenplots eingeführt, dass dabei häufig die Übersicht flöten geht.
Schwerer wiegt noch, dass durch die Fülle an Charakteren keine Zeit bleibt, die Figuren vernünftig zu entwickeln. Selbst RZAs eigener Charakter, der eigentliche Held des Films, verfügt aufgrund seiner Schweigsamkeit zwar über ein gewisses Charisma, scheint dafür auch nur einen einzigen Gesichtsausdruck zu beherrschen. Mit Ausnahme von Jack Knife bleiben sämtliche Figuren des Films vollkommen blass und beliebig und fungieren meist als bloßes Kanonenfutter, das schnell wieder in der Versenkung verschwindet.
Leider lahmt 'The Man With The Iron Fists' auch in punkto Actionszenen: Wo Tarantino in 'Kill Bill 1' bei der Inszenierung mit originellen Einfällen und guter Kampfchoreografie glänzte, setzt RZA hauptsächlich auf Wagenladungen von Kunstblut. Noch bevor der Titel des Films überhaupt eingeblendet ist, werden schon die ersten Arme ausgerissen. Das mag bis zu einem gewissen Grad noch unterhaltsam sein, nutzt sich aber leider im weiteren Verlauf trotz des einen oder anderen visuell anspruchsvollen Moments immer weiter ab. Was bleibt, ist eine blutig inszenierte Verbeugung vor Klassikern des Martial-Arts-Genres, bei der aber aufgrund der missglückten Umsetzung noch viel Luft nach oben ist. Weniger wäre mehr gewesen.
Von Timo Steinhaus