The Gaslight Anthem im Interview: Teil 2

The Gaslight Anthem im Interview: Teil 2
Das Musikbusiness kann hart sein.

„Leute wie Justin Bieber hatten doch nie eine normale Jugend!“

Wenn junge Musiker eine Band gründen, träumen sie immer vom großen Erfolg. Wenn der Traum Realität wird und man berühmt ist, können manche Dinge auch recht desillusionierend sein. Wie geht ihr damit um?

Alex: (schaut Brian an): Irgendwie fühle ich mich aber nicht berühmt.

Brian: Ich mich auch nicht. Es passiert aber öfter, dass die Leute mir das sagen. Das geht dann so: „Hey, du bist jetzt eine berühmte Person!“, und ich: „Was meinst du damit?“ Ich meine, wenn ich in den Spiegel schaue, dann denke ich nicht „Wow, hey, du bist ganz schön berühmt jetzt!“. Ich putze mir auch nicht die Zähne und denke „Ha, cool, ich bin bei Gaslight Anthem“. Auch wenn ich jetzt vielleicht bekannter bin, ich sehe das gar nicht so. In der Sekunde, in der wir die Bühne verlassen und ins Hotel zurückfahren, denken wir eher „So, okay, und was machen wir jetzt?“.

Alex: Es liegt auch viel daran, dass wir diesen Erfolgslevel in einem erwachsenen Alter erreicht haben. Deshalb sind wir bodenständiger geblieben. Wenn Leute jünger sind und plötzlich in dieser Erfolgsmaschine landen, sieht das oft anders aus.

Brian: Dann kann das mental ganz schön hart werden. Justin Bieber zum Beispiel, der hatte doch nie eine normale Jugend! Als ich 16, 17 war, da bin ich Skateboard gefahren und habe heimlich Zigaretten geraucht! Die Band haben wir mit 25 Jahren erst gegründet. Du kennst doch Carly Rae Jebsen („Call Me Maybe“), die muss gerade mal 20 oder 21 sein. Und in so einem jungen Alter ist das sehr hart. Hey Mädel, du bist so jung, du solltest mit deinen Freunden herumhängen, shoppen oder ins Kino gehen. Wir haben das getan, wir haben unsere Jugend gelebt. Wir waren schon älter und haben normale Jobs gehabt, bevor wir mit der Band begonnen haben.

Welche Jobs waren das, was habt ihr vor Gaslight Anthem gemacht?

Alex: Ich war Verkäufer in einer Mall und habe für PUMA Sneakers verkauft.

Brian: Ich habe auch mal kurz mit dem da (schaut Alex an) zusammen gearbeitet (lacht), aber hauptsächlich habe ich im Baugewerbe meine Brötchen verdient.

Wie fühlte sich das eigentlich an, als ihr euch dann zum ersten Mal im Radio gehört habt?

Alex: Jedes Mal, wenn wir es hören, ist es natürlich cool. Das erwischt uns immer unerwartet.

Brian: Ich vergesse immer, dass wir auch mal im Radio gespielt werden könnten! Wenn ich im Auto fahre, denke ich ja nicht „Na, mal das Radio anschalten, vielleicht spielen die uns gerade“. Ich bin auch genauso perplex, wenn ich uns in einem Magazin, Online oder im TV irgendwo sehe. „Hey das bin ich!?“

Was waren bislang die denkwürdigsten Momente eurer Karriere?

Alex: Das war gerade letzten Sonntag! Ein Manchester City Fußballspiel, ein Riesending! Und am Ende spielen sie „45“ im Stadion. Das gibt einen fetten Eintrag in mein Tagebuch (lacht)…

Brian: Es gibt da vier, fünf Songwriter, zu denen ich mein ganzes Leben lang aufgeblickt habe. Die sind kürzlich quasi alle auf einmal in mein Leben geplatzt und es sind so etwas wie Freundschaften entstanden. Das Verrückte ist: Die betrachten mich als gleichwertig! Ich bin immer kurz davor, ihnen zu sagen „Ich gleichwertig? Mann, du spielst in einer Liga, die sehr weit über meiner liegt.“ Gestern Nacht zum Beispiel, schickte mir einer seine neuen Songs und fragte mich, welcher davon meiner Meinung nach als Single veröffentlicht werden solle. Ich habe ihn gefragt, ob er Witze macht. Das war so ein Moment, in dem ich dachte: „Verdammt. Irgendwas scheinst du richtig zu machen.“

Ihr seid in diesem Herbst auf Tour. Wollt ihr euren Fans vorab schon etwas sagen?

Alex: (in fast akzentfreiem Deutsch): Danke für alles!

Wir freuen uns auf die Tour. Vielen Dank für das Interview!

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