Superstar Gianna Nannini im Interview

Superstar Gianna Nannini im Interview
Gianna Nanninis neue Muse ist ihr Töchterchen Penelope.

Gianna hat eine neue Muse

„Bello e Impossibile“: Für Gianna Nannini, Italiens erfolgreichsten Rockexport, scheint nichts unmöglich zu sein: Soeben hat sie ihr 24. Album „Io e Te“ veröffentlicht und ist in einem Alter Mutter geworden, in dem andere Frauen mit ihren Enkeln spielen. Dass „La Nannini“ nicht wie andere Frauen ist und wenig auf die Meinung anderer gibt, davon durften wir uns bei einem exklusiven Interview selbst überzeugen. Lässig, in Jeans, Bikerboots und T-Shirt begrüßt uns die 54-jährige Gianna - und verlegt unser Gespräch spontan von der gebuchten Suite in die plüschige Sofaecke der Hotellobby.

von Nicole Feybert

Gianna, du hast musikalisch ja schon einige stilistische Experimente gemacht. "Io e Te" klingt wieder mehr nach der ursprünglichen Gianna Nannini. Back to the roots?

Nannini: Im Vergleich zu den letzten Alben verwende ich auf „Io E Te“ hauptsächlich Instrumente wie Violinen, elektrische und akustische Gitarren, und die Songs sind quasi um meine Stimme herumarrangiert worden. Verglichen mit früheren Alben, ist dies „mein“ Sound – das Ergebnis aus meinen früheren Experimenten. Emotionen zu transportieren, das bedarf „richtiger“ Instrumente.

Du klingst auf dem Album noch kraftvoller als früher. Verändert sich eine Stimme im Laufe der Zeit?

Nannini: Durch die Schwangerschaft hat sie sich tatsächlich verändert. Ich habe mich gesundheitlich topfit gefühlt, und meine Stimme hatte viel mehr Kraft als sonst. Ich habe auch mit viel mehr Seele gesungen … (lacht) Im sechsten Monat habe ich dann auch erst die Songs gesungen, die ich eigentlich schon vor meiner Schwangerschaft geschrieben hatte, denn so konnte ich sie mit viel mehr Gefühl aufnehmen. Es war eine richtige Magie in der Stimme!

Du bist ja für deine rauchige Charakterstimme berühmt …

Nannini: … und ich rauche noch nicht mal!

Kann man eine solche Stimme irgendwie „trainieren“?

Nannini: Nein. Die ist mir bereits so in die Wiege gelegt worden. Ich mache nichts Besonderes, um sie so rauchig zu halten, daher kann ich keine Tipps geben. Außer: Cool sein und Rock 'n' Roll singen (lacht).

Schwangerschaftstest auf den Namen der Mutter

Stimmt das Gerücht, dass du „Volare“ im Kreißsaal gesungen hast, kurz nachdem deine Tochter geboren war?

Nannini: Ja. (lacht) Man hat sie direkt zu mir gebracht, und sie hat geweint und alles. Als ich gesungen habe, hat sie aufgehört und mich angeschaut, als wolle sie sagen „Hey, DU bist es!“

Wie sehr hat Penelope dein Songwriting beeinflusst?

Nannini: Ich schreibe jeden Tag für sie. Und wenn sie Entertainment braucht, dann singe ich halt. Sie mag das, und versucht es dann auch, so gut sie kann … (imitiert sie und lacht sich kaputt). Ich spreche sehr viel mit ihr. Mit meiner Reibeisenstimme …

Ist die toughe Gianna weicher geworden?

Nannini: Ich glaube, dass Zärtlichkeit ein Aspekt von Liebe zu jemandem ist, das kann sich im Songschreiben widerspiegeln, warum nicht. Aber im Moment beschäftigt mich auch sehr, was in der Welt passiert. Ich werde in Zukunft weiterhin rebellische Songs schreiben und nicht ausschließlich Mutter sein. Mutter zu sein ist schön und etwas sehr Privates. Musikmachen heißt aber auch, zu den Leuten zu sprechen und nicht nur zu deiner Familie.

Ein Kind krempelt das bisherige Leben komplett um, hast du dir das so vorgestellt?

Nannini: Das ist etwas, das man sich vorher nicht im Entferntesten „vorstellen“ kann. Einfach unglaublich. Irgendwie glaube ich das immer noch nicht. Wenn ich ins Bett gehe, freue ich mich schon auf den nächsten Morgen.

Du hast den Schwangerschaftstest auf den Namen deiner Mutter ins Labor gegeben … ?

Nannini: … ja, das stimmt!

Hast du es ihr vorher gesagt oder wurde sie von dem Anruf aus der Arztpraxis überrascht?

Nannini: Sie hatte keine Ahnung … bis die Info kam. Der Doktor rief sie an und meinte „Glückwunsch, sie sind schwanger mit 85!“ Sie wusste zwar, dass ich ein Kind wollte, dachte aber, das sei nicht möglich. Und als dann die Nachricht für mich kam, hat sie vor Freude geweint!

Du selbst bist als Teenager von zuhause weggelaufen, um deine eigenen Pläne zu verfolgen. Denkst du nun als Mutter daran, wie kompliziert das mit der eigenen Tochter mal werden könnte …?

Nannini: Wie es in den nächsten zehn Tagen oder zehn Jahren aussehen könnte, ist schwierig zu sagen. Aber ich glaube, sie weiß sehr gut, was sie will. Ein Kind zu bekommen, bedeutet Leben und Liebe zu geben, daran zu glauben und das auch deinem Kind zu vermitteln. Ich kann ihr Führung im Leben geben, aber nicht ihre Entscheidungen treffen. Ich hoffe, sie wird mal eine begeisterte Sportlerin, aber wenn nicht, beschwere ich mich auch nicht darüber … (lacht)

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