Super-Hypochonder: Zweiter Streich von Dany Boon und Kad Merad

2 von 5 Punkten
Frankreichs 'Traum-Duo' ist wieder vereint. Bereits 2008 sah man Kad Merad und Danny Boon Seite an Seite im Erfolgsfilm 'Willkommen bei den Sch’tis', der nicht nur bei unseren Nachbarn einschlug wie eine Bombe, sondern auch hierzulande die Kassen klingeln ließ. Umso höher die Erwartungen nun an die Komödie 'Superhypochonder', der zweite Film aus der Feder von Boon, bei dem er auch Regie führte und als Hauptdarsteller fungierte.
Von Anna Wüst
Roman Faubert (Danny Boon) ist ein enormer Hypochonder und in einer Großstadt wie Paris völlig deplatziert. Menschenmassen, Dreck und Müll – daraus sind die Alpträume des Franzosen gemacht. In jeder noch so kleinen Berührung mit Menschen oder Gegenständen sieht er nur einen weiteren Übertragungsweg für Bazillen und Keime. Am liebsten würde der Neurotiker seinen Körper innerlich desinfizieren, muss aber gezwungenermaßen auf Antibiotika, Aspirin und sonstige Pillen ausweichen – vorsorglich natürlich. Mit 39 Jahren hat Roman weder Frau noch Kinder, was er jedoch schnellstens ändern möchte. Leider steht er sich dabei selbst im Weg, denn der Romantiker ekelt sich vor dem Austausch von Körperflüssigkeiten.
Hier kommt Dr. Dimitri Zvenska (Kad Merad) ins Spiel, schon seit 20 Jahren ist er Romans Hausarzt und somit zwangsläufig sein engster Vertrauter. Mit halbherzigen Verkuppelungsansätzen versucht er seinen anstrengenden Patienten von der Einsamkeit zu befreien. Doch in Romans Stadium scheint einzig eine Schocktherapie wirksam zu sein. Bei der Ankunft eines Flüchtlingsschiffes aus der Bananenrepublik Tscherkistan soll er Dimitri beim Verarzten verletzter Menschen helfen. Dabei wird Roman jedoch mit einer Revolutionsikone verwechselt, für die besonders Dimitris Schwester Anna (Alice Pol) schwärmt. Was so spaßig anfängt, wird für Roman unerwartet schnell zur härtesten Bazillus-Probe seines Lebens.
Flacher Humor und vorhersehbare Gags

Die französische Komödie von und mit Multitalent Danny Boon fängt vielversprechend an. Erste Sympathien für den Protagonisten Faubert entstehen schon deshalb, weil sich unser eigenes hypochondrisches Ich in ihm wiederspiegelt. Denn wir ertappen uns bei dem Gedanken, dass wir unsere Krankheitssymptome auch schon des Öfteren gegoogelt haben, so dass die mögliche Diagnose von Dr. Wikipedia sehr beunruhigend auf uns wirkt. Und vielleicht fangen wir in diesem Moment sogar an, unseren Hygienewahn zu hinterfragen. Insofern beginnt Boons Komödie mit einem Mehrwert für die Zuschauer.
Was dann jedoch folgt, ist eine Anreihung an überspitzten Panikattacken des wortwörtlichen 'Superhypochonders', die den ohnehin flachen Humor weiter ins Lächerliche ziehen. Die spärlich gesäten Gags sind meist vorhersehbar und können dem Zuschauer hier und da ein Schmunzeln abringen. Nach einem langwierigen Einstieg geht es auf einmal Schlag auf Schlag. Zwar muss man der Story anrechnen, dass die Wende im zweiten Drittel des Films wirklich nicht zu erwarten ist, dennoch scheitert der Genrewechsel von der Komödie zum plötzlichen Ganoven-Liebes-Abenteuer in erster Linie an der Logik. Zu viel Plot für einen Film - vielleicht wollte Boons vielseitig sein und verliert sich deshalb allerdings in halben Sachen.
Auch wenn man den überdrehten Roman Faubert mit der Zeit lieb gewinnt, kann er leider nicht über das schleppende 'Märchen' hinwegtrösten. Es hinkt an vielen Ecken, an denen die Glaubwürdigkeit zugunsten des Humors (eventuell sogar bewusst) vernachlässigt wurde. Würde es denn stattdessen mit dem Humor hinhauen, wären die Mängel durchaus verzeihlich. So leider nicht.
Kinostart: 15. Januar 2014
Genre: Komödie
Originaltitel: Supercondriaque
Filmlänge: 107 Minuten