Star Wars mit Nazis: 'Iron Sky' - Filmkritik
3 von 5 Punkten
Was wäre eine Berlinale ohne Skandalfilm? Diesmal waren es die Tickets für die Nazikomödie ‚Iron Sky‘, die noch schneller ausverkauft waren als die für den neuen Sharukh-Khan-Film, und schon raunten alle: ‚Skandal!‘ Ein Film, der Nazis sexy zeigt und darüber Witze macht. Darf man das? Ja, denn der Finne Timo Vuorensola (hat sich einen Namen gemacht mit der Indie-Persiflage ‚Star Wreck‘, die er größtenteils in der Wohnung des Produzenten drehte) bricht zwar Tabus, aber mit so naiv-herzigem Humor, dass man auch hierzulande darüber lachen darf.
Die Story nimmt dabei als Ausgangspunkt den vielbeschworenen Mythos, führende Nazis könnten 1945 doch überlebt und anderswo ihr schreckliches Treiben fortgesetzt haben. Vuorensola lässt seine braune Brut die dunkle Seite des Mondes zum Todesstern machen, wo es sich Hitler-Nachfolger Kortzfleisch (eine feste Größe als Bösewicht in B-Movies: Udo Kier) im Jahr 2018 mit seinen Truppen in einer Trutzburg gemütlich gemacht hat. Als die US-Amerikaner endlich mal wieder eine bemannte Raumfähre auf den Mond expedieren, landet sie genau vor den Toren der hakenkreuzförmigen Raumstation. Die Nazis töten den einen Insassen und nehmen den anderen gefangen. Und machen große Augen, als sie James Washington (Christopher Kirby) aus seinem Raumanzug zerren, denn er ist schwarz. Und er hat ein iPhone!
Es könnten ruhig mehr Gags sein

Mit dem hoffen sie, ihre marode Raumschiffflotte wieder flügge zu machen, um endlich die Erde zu erobern, doch natürlich ist im entscheidenden Moment der Akku leer. Also fliegt eine Delegation mit einer klapprigen Raumfähre auf die Erde, um im Apple-Store Nachschub zu besorgen: SS-Offizier Klaus Adler (Ex-Bond-Bösewicht Götz Otto macht als geschniegelter Karrierist eine gute Figur), Fräulein Renate Richter (Julia Dietze aus ‚1 ½ Ritter‘, die sich mit erstklassigem Englisch ebenfalls für internationale Projekte empfiehlt) und der zwangsgebleichte James Washington, der auf der Erde wegen seiner neuen Hautfarbe gleich Ärger mit seinen Ghetto-Brüdern bekommt.
Doch es kommt alles ganz anders, denn sie laufen Fashion-Victim Vivian Wagner (Peta Sergeant) in die Arme, der PR-Beraterin der neuen US-Präsidentin (Stephanie Paul), die erschreckend viel von Sarah Palin hat. Die Damen finden die knackengen Uniformen der Nazis supersexy und beschließen, die drei als Gallionsfiguren für ihre neue Wahlkampfkampagne anzuheuern. Die Faszination des uniformierten Schreckens den Amis in die Schuhe zu schieben, ist ein geschickter Schachzug, der auch für Verfechter der Political Correctness das Lachen legitimiert. Die Gags zünden zum größten Teil, könnten aber durchaus zahlreicher und ein bisschen frecher sein.
Auch trägt die Geschichte nicht ganz für die 92 Minuten. Wenigstens im Finale geht es wieder zur Sache, wenngleich auch das sich etwas zieht. Im Sternenkrieg der Raumschiffe zeigt Vuorensola seine eigentliche Stärke: die Special Effects. Denn der umtriebige Finne, der wie schon für den Vorgänger-Streifen einen Teil der Produktionskosten bei seiner Internetfangemeinde einwarb, lässt seine Raumschiffe richtig gut aussehen – vielleicht zu gut für den Trash-Charme, mit dem Vuorensola so kokettiert. Immerhin konnte er 7,5 Millionen Euro verbraten und ließ dafür Ideen seiner Laien-Geldgeber mit einfließen. Das merkt man dem Drehbuch auch an. Die Story verbindet teils schwerfällig die Scherze und kann nicht vergessen lassen, dass hier einmal mehr das Geniale die Ausgangsidee war und nicht die Umsetzung.
Von Mireilla Zirpins