Sophie Marceau sexier als in ,La Boum': ,LOL'
von Mireilla Zirpins
Fast 30 Jahre ist es her, dass Sophie Marceau 1980 mit dem Fetenfilm ,La Boum' ihre Karriere startete. Damals war sie 13 und verströmte mädchenhaften Sexappeal mit ihren großen unschuldigen Augen - und zwei Jahre später in der Fortsetzung auch mit ihren großen Brüsten unter viel zu weiten T-Shirts. Mit 42, nach 'Braveheart', einem Bond-Film und drei Dutzend französischen Filmen, hat sich die Schauspielerin, die mittlerweile auch Regie führt, bereit erklärt, erneut in einem Film mitzuspielen, der auffällig an ,La Boum' erinnert. Wesentlicher Unterschied: Heute ist sie schlanker als damals und spielt nun die Mutter.

Ansonsten ist alles beim Alten: Während sich Mama Anne (Marceau) wieder mit ihrem frisch geschiedenen Gatten vergnügt (war in ,La Boum 2' auch schon so), macht auch das schwer pubertierende Töchterchen Lola (erfrischend: die hübsche Christa Theret) die erste Liebe und die erste Trennung durch. Mit ihrem Klassenkameraden Arthur (Félix Moati) ist es aus, weil er in den großen Ferien unbedingt sein erstes Mal erleben und nicht auf Lola warten wollte. Aus Protest behauptet die 15-Jährige, es ebenso mit jemand anders getrieben zu haben. Was niemand ahnt, am wenigsten ihre Mutter: Lola hatte noch keinen Sex.
Und während Anne sich Sorgen macht, dass ihre Lola mit ihrer neuen Intimfrisur zum Pornostar avancieren könnte, will Lola einfach nur ganz schnell entjungfert werden, um es Arthur so richtig zu zeigen. Aber der Sohn von Bekannten lehnt dankend ab, und ihr liebster Kumpel Maël (Jérémy Kapone) bekommt erst keinen hoch und dann auch noch Skrupel, weil Lolas Ex Arthur sein bester Freund ist. Als Lola merkt, dass sie mehr für Maël empfindet, hat ihn schon die Schulschlampe in die Damentoilette gezerrt. Dagegen ist Mamas Flirt mit einem schnuckeligen Cop von der Drogenfahndung der reinste Kinderkram.

Kein Wunder, dass Anne nicht versteht, warum ihr liebenswürdiges Töchterchen über Nacht zu einem verzweifelten Teenager mutiert, der gegen alles rebelliert. Und wer bitte hat gesagt, dass Spielereien wie Facebook, Twitter und SMS-Dienste das Daten leichter machen? Auf diesen Wahnsinn elektronischer Liebesanbahnung spielt der Titel 'LOL' - die Abkürzung für 'laughing out loud' - an. Bei so vielen Abkürzungen für so wichtige Gefühlsdinge muss es doch zu Missverständnissen kommen...
Erfrischend und witzig inszeniert Lisa Azuelos die Sorgen und Nöte junger und jung gebliebener Pariser, die erstaunlich viel gemeinsam haben, auch wenn sie sich oft einen Generationenkrieg liefern. Lolas Mama kifft mehr als ihre Brut und ist in Liebesdingen auch kein Stück schlauer. Dafür hören Lola und ihre Kumpels von der Band 'No Shampoo' auch mal Musik, die in der Jugend ihrer Eltern angesagt war
Dass manche Anekdote etwas konstruiert wirkt, wird mit vielen coolen Sprüchen und witzigen Ideen kompensiert. Natürlich sind alle Teenies hübsch und aus gutem Hause. Aber war das bei 'La Boum' anders? Na also. Ebenso mag man verzeihen, dass sämtliche Jungs einen brünetten Fransenpilzkopf tragen und damit schwer auseinanderzuhalten sind. Und wenn wir ehrlich sind, hingen doch früher auf dem Schulhof auch lauter Möchtegern-Kurt-Cobains rum. Wichtig ist doch, dass die jugendlichen Darsteller gut gecastet sind und mit Witz und Überzeugungskraft agieren.
Der eigentliche Star des Films ist jedoch nicht das hübsche, junge Gör, sondern Sophie Marceau als verwirrte Mama. Sie hat sich ihren jugendlichen Look und Charme bewahrt und schafft mit Bravour den Mix zwischen pseudo-jugendlicher Vierzigerin, die mit dem Töchterchen konkurriert und gluckender Mutterhenne. Dass sie trotz dieser tödlichen Kombi, die niemand an der eigenen Mutter sehen wollte, noch sympathisch wirkt, ist vor allem Marceaus komödiantischem Talent geschuldet. Völlig schmerzfrei riecht sie vor dem Date mit dem Drogen-Polizisten an ihren Achseln und spart sich die Dusche dann doch. Das wäre in 'La Boum'-Zeiten nicht möglich gewesen. Und Sex auf dem Schulklo auch nicht.