'Slow West': Brilliant gespielt von Michael Fassbender und Kodi Smit-McPhee

Filmkritik Slow West mit Michael Fassbender und Kodi Smit-McPhee
Michael Fassbender spielt Silas, der Stereotyp eines ungehobelten Vagabunden.

4,5 von 5 Punkten

Eigentlich hat der Western seine besten Jahre ja hinter sich – aber immer mal wieder schaffen es Filme wie ‚There Will Be Blood‘ oder ‚True Grit‘ auf die Leinwand, die preisgekrönt und hochgelobt sind. Auch das Regie-Debut des Schotten John Maclean erntete bereits einen Jury-Preis beim ‚Sundance Film Festival‘ und jede Menge Vorschusslorbeeren. Jetzt muss der Neo-Western nur noch halten, was uns die Kritiker versprechen.

Von Lara Schwarzkamp

Wie war das noch mal im Western? Zwei harte Typen mit Revolver im Gürtel stehen sich vor einer Saloon-Kulisse gegenüber und schießen aufeinander? Fast. In ‚Slow West‘ stellt das Hauptdarsteller-Duo einen Kontrast dar, wie er größer wohl kaum sein könnte. Michael Fassbender spielt Silas, der Stereotyp eines ungehobelten Vagabunden. Sein Wegbegleiter Jay Cavendish, gespielt von Kodi Smit-McPhee, ist ein 16-jähriger Schotte aus adeligem Hause. Der ist den langen Weg aus Europa in den wilden Westen gekommen, um seine große Liebe Rose zu suchen und wirkt in der Szenerie der rauen Wildnis geradezu deplatziert. Silas hingegen hat das Kopfgeld im Sinn, das auf Rose ausgesetzt ist und weiß, wie man mit der Natur und den Schikanen der Goldgräberzeit umgeht. Also machen sich die zwei gemeinsam auf die Reise und bleiben nicht lange unentdeckt.

Neues Leben für ein altes Genre

Filmkritik Slow West mit Michael Fassbender und Kodi Smit-McPhee
Silas (Michal Fassbender) und Jay (Kodi Smit-McPhee) könnten unterschiedlicher kaum sein.

Wer bis dato eine nette, romantisch-verklärte Sicht auf den wilden Westen hatte, der wird, wie auch Hauptcharakter Jay, im Laufe des Films eines Besseren belehrt. Denn auf ihrem Weg zeichnet Regisseur Maclean mithilfe heimtückischer Auseinandersetzungen und ungleichen Duellen ein raues und ungeschöntes Bild vom wilden Westen. Atemberaubende Kamerabilder tun ihr Übriges dazu. Obendrauf gesellt sich eine ordentliche Portion schwarzer Humor.

Endlose Weiten, trockene Wälder, harte Nächte am Lagerfeuer – und mitten drin ein mit Kodi Smit-McPhee perfekt besetzter Hauptcharakter, der in der Wildnis wie ein Fremdkörper wirkt. Der Jungstar gibt das Musterbeispiel eines verträumten Trottels mit rosaroter Brille. Auf der anderen Seite verleiht Michael Fassbender - gewohnt brillant - dem rauen Westen ein Gesicht. Echte Überraschung aber ist die noch unbekannte Caren Pistorius, die die Gesuchte Rose spielt. Wikipedia-Eintrag? Fehlanzeige. Die Schauspielerin ist noch ein unbeschriebenes Blatt. Das dürfte sich aber spätestens mit dem Kinostart des Neo-Westerns erledigt haben. Wir können jedenfalls verstehen, wie sich Jungspund Jay im Film so in sie verknallte.

Regisseur John Maclean entstaubt den Western mit europäischem Flair und einem ungleichen Paar in der Hauptrolle. Trotzdem schafft er es, das Raue und Wilde des amerikanischen Westens der 1870er Jahre auf Zelluloid zu bannen. Brillante Schauspieler und eine Prise düsterer Humor machen das Kinoerlebnis perfekt und hauchen einem alten Genre neues Leben ein.

Kinostart: 30. Juli 2015

Genre: Western

Originaltitel: Slow West

Filmlänge: 84 Minuten

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