Sexy Kampfmaschine: Gina Carano in 'Haywire'

3 von 5 Punkten
Frauen als Actionheldinnen gibt es in letzter Zeit häufiger. Aber dass eine so zuhaut, dass es kracht, ist eher selten. Und damit man ihm – und seiner Heroin – das abkauft, hat Steven Soderbergh für seinen Thriller 'Haywire' eine echte Martial-Arts-Fighterin gecastet und in Kauf genommen, dass es für Gina Carano die erste Kino-Hauptrolle ist. Doch seine Rechnung geht auf, und Frau Carano stiehlt Michael Fassbender, Ewan McGregor und Antonio Banderas glatt die Schau.
Gleich in der ersten Szene macht Gina Carano klar, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Sie trifft sich mit Channing Tatum in einem Diner. Eine falsche Geste, und der Schauspieler, der Kampfszenen aus Streifen wie 'G.I. Joe' gewöhnt ist, krümmt sich wie ein armes Würstchen am Boden. Das mag nur Leute verwundern, die Gina Carano noch nie bei einem ihrer legendären Cage Fights gesehen hat – die Frau ist eine Größe in der hierzulande nicht so bekannten Disziplin der 'Mixed Martial Arts'. Kultregisseur Steven Soderbergh ('Ocean's Eleven' und Fortsetzungen) sah sie im Fernsehen kämpfen und schrieb ein Drehbuch extra für sie. Sie wollte erst gar nicht zum Treffen kommen, weil sie gerade von einem Wettkampf ein blaues Auge hatte.
Viel beeindruckender aber als Gina Caranos Kampfkunst und ihr kurzer Weg zum Film - 'Haywire' ist ihre zweite Rolle nach einem kleinen Part in 'Blood And Bone' - ist ihr Abgang aus dem Straßenlokal. Sie kidnappt einen Wagen samt Fahrer, doch braucht sie dem gar nicht die Knarre an die Schläfe zu halten, sondern fordert ihn einfach mit derart forscher Stimme zum Mitkommen aus, dass jeder, aber auch wirklich jeder ihr sofort Folge geleistet hätte. Das müssen ihr Action-Bubis wie ‚The Rock‘ auch erst mal nachmachen.
Verworrene Story, tolle Fights
Für einen Neuling in dem Geschäft macht Gina Carano ihre Sache nicht schlecht, auch wenn Soderbergh es ihr leicht macht, weil ihre Figur Mallory keine wirkliche psychologische Tiefe entfaltet. Dabei sieht sie gar nicht nach Kampfkoloss aus, sondern wie eine muskulöse Mischung aus Catherine Zeta-Jones und Eva Mendes. Antonio Banderas war davon so angetan, dass er im Interview förmlich zu sabbern anfing. Und Frau Caranos männlicher Fanclub wird nach dem Streifen sicher eine Menge neuer Mitglieder haben. Denn die Kampfszenen sind vom Feinsten, es geht in 'Haywire' in hoher Taktzahl zur Sache. Ansonsten hat man den Streifen trotz der erstklassigen Besetzung in den männlichen Nebenrollen – Michael Douglas hat auch noch einen kleinen Part– schnell wieder vergessen.
Ach ja, und die Story? Die ist derart verworren und eigentlich auch sinnlos, dass wir hier nur so viel sagen: Mallory wird gejagt von ein paar ehemaligen Geschäftspartnern, die sie abgelinkt haben und rächt sich an allen, während sie versucht herauszufinden, was da eigentlich schief gelaufen ist. Das fragt sich der Zuschauer immer noch, wenn er aus dem Kino kommt, aber Soderbergh macht von Anfang an klar, dass es ihm nur um die Fights geht – und darum, Gina Carano die Wände hinauflaufen und in ein paar attraktive Gesichter treten zu lassen. Wer mehr nicht erwartet, wird hier gut bedient.
Von Mireilla Zirpins