Schiller im exklusiven Interview

"Fragen nach meinem Karriereende erschrecken mich"
Christopher von Deylen, alias Schiller, hat mit seinen Interpretationen von elektronischer Musik bereits etliche Preise wie den Echo abgeräumt und mit großen Stars zusammengearbeitet. Und doch hat sich der 42-Jährige mit seinem achten Album 'Opus' mal wieder neu entdeckt. Wir haben Christopher exklusiv getroffen und mit ihm über das Album, sein Leben abseits des Rampenlichts und die Zukunft von Schiller gesprochen.
Von Konstantin Betsis
Hallo Christopher, mit 'Opus‘ erscheint schon das achte Schiller-Album. Wie zufrieden bist du damit?
Christopher von Deylen: Ich bin ausgesprochen glücklich darüber, dass mit ‚Opus‘ wieder etwas Neues im Schiller-Universum entstanden ist. Das macht mir Hoffnung, dass ich noch lange weitermachen kann. Aber so ganz zufrieden bin ich natürlich nie, es gibt immer noch Dinge, die ich besser machen möchte.
Wie kam es zu der Idee, die elektronischen Schiller-Elemente mit klassischer Musik zu verbinden?
Christopher: In der Klassik kann man ganz laut werden und starke Kontraste bilden. Das ist im Rock zum Beispiel schwieriger. Ich bin ja eigentlich gar kein Klassik-Fan, dennoch finde ich die emotionale Tiefe vieler klassischer Melodien bemerkenswert. Bei Schiller waren klassische Melodien und Elemente von Beginn an omnipräsent. Nachdem ich eigentlich eine mittelgroße Pause machen wollte - was mir scheinbar nicht so leicht gelingt - wollte ich nun gerne ein komplettes Klassik-Album produzieren.
Du hast schon mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet. Für das neue Album hast du internationale Stars wie Anna Netrebko und Helene Grimaud gewinnen können. Inwiefern hat dich die Arbeit mit diesen Stars geprägt?
Christopher: Das war ganz anders und nicht vergleichbar mit der Zusammenarbeit mit Popkünstlern. Denn diesmal ging es wirklich nur um die reine Musik im besten Sinne. Das musikalische Gefühl, was direkt ins Herz geht, stand im Vordergrund. Es ging nicht um Image oder sonstige Aspekte. Gleichzeitig bin ich sehr beeindruckt davon, mit welcher Offenheit und welcher Neugier diese beiden Protagonistinnen - ja quasi die First Ladys ihres Fachs - mit mir zusammengearbeitet haben. Denn man sagt ja dem Klassikbetrieb nach, dass man sehr ritualisiert und werktreu arbeitet und bloß nichts Neues machen will. Diese Komfortzone zu verlassen ist für klassische Künstler ein viel größerer Schritt als für mich. Ich habe die Genre-Grenzen nie besonders ernst genommen, bin immer schon zwischen Krautrock und Elektronik hin- und hergesegelt.
Du sagst, sie haben sich auf deine Ideen eingelassen. Aber wie hast du es geschafft, eine Anna Netrebko dafür zu begeistern?
Christopher: Das geht nur über die Musik. Denn Anna hat genug zu tun, hat auf Jahre hinaus internationale Engagements und hat sicherlich keine Langeweile. Ich habe ihr eine musikalische Skizze geschickt, wie ich mir das vorstelle. Sie hat sich ganz offensichtlich von der Musik inspirieren lassen und fand das so spannend, dass sie sich trotz ihres engen Terminplans darauf eingelassen hat. Denen, die denken, dass eine Operndiva wie Anna schwierig im Umgang ist, kann ich nur sagen: Sie weiß ganz genau, was sie will. Und das finde ich ausgesprochen sympathisch.
"Ich wollte nie ins Fernsehen"

Kommen wir zu dir. Du hast in den vergangenen 15 Jahren viele Preise abgeräumt und warst sehr erfolgreich. Trotzdem hat man den Eindruck, dass du in der öffentlichen Wahrnehmung eher im Hintergrund agierst. Täuscht der Eindruck?
Christopher: Ich mache mir über meine Außenwirkung nicht so viele Gedanken. Ich bin einfach froh und dann am glücklichsten, wenn ich Musik machen und leben kann. Vermutlich liegt es mir nicht besonders, mich unnötig oft zu zeigen.
Das heißt, du fühlst dich in dieser Rolle auch wohl?
Christopher: Ich mache Musik wegen der musikalischen Reise. Dieser Weg steht für mich noch am Anfang. Manchmal bekomme ich Fragen, die sich anhören, als ob ich schon das Karriereende einläuten will. Dann erschrecke ich mich immer und sage Nein, ich fange doch gerade erst an. Ich will mich nicht darauf ausruhen, was ich bislang gemacht habe.
Aber mit dem Erfolg wachsen doch auch automatisch die Möglichkeiten, oder?
Christopher: Ich wollte nie ins Fernsehen. Schiller ist kein Mittel zum Zweck um in die Öffentlichkeit zu kommen oder um irgendwo eingeladen zu werden, wo man sonst nicht eingeladen worden wäre. Das hat mich nie interessiert. Selbst jetzt, wenn es theoretisch möglich wäre, reizt mich das nicht. Und das würde ja auch von meiner Zeit abgehen, in der ich im Studio an neuen Ideen arbeiten kann.
Lesen Sie auf Seite 2: Christopher über sein Privatleben, Soziale Netzwerke und Fans im Ausland.