Von Mireilla Zirpins
'Ich hab bei dem Film vor allem mitgemacht, weil Regisseur Anno Saul den dänischen Joker gezogen hat: Mads Mikkelsen', verriet uns Jessica Schwarz im Interview. Verständlich, finden wir, und in der Tat ist der Ex-Bond-Bösewicht aus ‚Casino Royale‘ der einzige Grund, warum man sich diesen kleinen deutschen Thriller überhaupt ansehen kann. Der gut aussehende Däne spielt den Künstler David, der über den Tod seines Töchterchens Leonie (toll gecastet: Valeria Eisenbart) und das Scheitern seiner Ehe nicht hinwegkommt.
Schließlich ist der Lebemann mit daran schuld. Hätte er nicht die anhängliche Nachbarin (Heike Makatsch mit der schlimmsten Frisur ihres Lebens) just in dem Moment flachgelegt, als das Kind in den Swimmingpool stürzte, wäre alles anders gekommen. Nun, fünf Jahre später, will er sich in eben dem Schwimmbad seines eigenen Gartens ersäufen. Doch er wird gerettet und entdeckt einen Tunnel, der ihn in die Vergangenheit führt – just in den Moment natürlich, als die Tochter noch lebt. Eine einmalige Chance, alles nochmal zu machen, diesmal aber richtig.
Es wäre nur zu verständlich, wenn man hier schon entnervt aussteigt – zu unglaubwürdig ist die Story, der Zuschauer zu wenig vorbereitet auf den plötzlichen Einsatz von Fantasy-Elementen in diesem zunächst wie ein düsteres Psychodrama wirkenden Film. Allein Mads Mikkelsens intensives Spiel hält einen bei der Stange. Stoisch, aber anziehend mimt er den chronisch unzufriedenen Maler und verblüfft durch lippensynchrones Spiel. Sein Geheimrezept: Er hat die Dialoge gleich auf Deutsch aufgesagt, damit es seine deutsche Synchronstimme später leichter hat. Man darf sein Gefühl für Sprachtempo bewundern, und seine Präzision hilft einem eine Zeitlang über die Schwächen der Story hinweg.
Natürlich lässt David die notgeile Nachbarin diesmal links liegen und rettet dafür Leonie vor dem Ertrinken. Doch er muss erkennen, dass seine Ehe mit der sanften Maja (als brave Hausfrau sichtlich unterfordert: Jessica Schwarz) auch so in Auflösung begriffen war, vor allem wegen Davids chronischer Untreue. Bevor er eine Chance bekommt, Majas Vertrauen wieder zu erarbeiten, muss er entdecken, dass es ihn selbst gleich zwei Mal gibt: einmal sein zeitgereistes Ich, einmal seine junge Persona aus der Zeit des Unfalls. Es kommt zum Konflikt, den nur einer der Davids überleben wird, und nun wird es gefährlich für Vater, Mutter und Kind - und fürs Publikum zunehmend haarsträubend.
Man möchte die überzeugenden Darsteller am liebsten herauslotsen aus dieser konfusen Story, die auf Akif Pirinçcis Roman ‚Die Damalstür‘ basiert. Aus dem Familiendrama wird ein Wiedergänger-Thriller mit Anleihen beim Horrorfilm, ohne dass bei dem Genrezwitter wirklich Spannung aufkäme. Schade um den schönen Auftakt - und um Mads Mikkelsens famosen Einsatz, der am Ende im Action-Chaos untergeht.