Scharfes Kätzchen: Anne Hathaway in 'The Dark Knight Rises' - Filmkritik

4,5 von 5 Punkten
Sie ist die Überraschung des neuen Batman-Films: Sexy und witzig teilt Anne Hathaway im dritten Teil von Christopher Nolans Dark-Knight-Trilogie ganz schön aus. Dabei macht sie im schwarzen Latexanzug mit Wespentaille sogar fast alle Stunts selbst. Muss man da noch erwähnen, dass sie Catwoman spielt, auch wenn der Name im ganzen Film nie fällt?
Die Handlung setzt acht Jahre nach den Taten des Jokers ein (Heath Ledgers legendärer Parforce-Ritt). In Gotham City sind - zumindest scheinbar - Ruhe und Frieden eingekehrt, vergessen ist der dunkle Ritter Batman, der sich einst opferte und die Schuld am Tod von Staatsanwalt Harvey Dent auf sich nahm. Körperlich und seelisch gezeichnet von den Kämpfen der Vergangenheit vegetiert Christian Bale als Bruce Wayne depressiv in seinem Anwesen vor sich hin. So untrainiert, abgemagert und verzottelt ist der einstige Strahlemann kaum wiederzuerkennen. Nicht mal sein treuer Butler Alfred (Sir Michael Caine) kann ihn motivieren, ein neues Leben ohne seine große Liebe Rachel zu beginnen. Erst Anne Hathaway als katzenhafte Diebin Selina Kyle fordert den resignierten Ex-Helden derart frech heraus, dass seine Lebensgeister wieder geweckt werden.
Das ist auch gut so, denn mit dem skrupellosen Terroristen Bane steht schon der nächste Bösewicht vor der Tür. Er will die Reichen enteignen und kann damit beim Pöbel punkten, der sich gerade zu Occupy-ähnlichen Protesten zusammenrottet und nur auf eine Führerfigur gewartet zu haben scheint. Aber kann Bane es an Bösartigkeit mit Heath Ledgers Joker aufnehmen? Was das Ausmaß seiner zerstörerischen Pläne angeht, allemal. Doch auch wenn der Knochenbrecher Bane der erste Fiesling ist, der dem geschwächten Bruce Wayne körperlich deutlich überlegen ist, so bleibt der durch eine Glatze entstellte Schönling Tom Hardy (bekannt aus Nolans ‚Inception‘) doch etwas blass.
Handgemachte Action und ruhige Passagen

Die Atemmaske, die Bane niemals abnimmt, verdeckt jeglichen Gesichtsausdruck. Hardy muss alles mit seiner Stimme machen. Die wirkt im Original trotz der Verfremdung durch die Maske plastisch und bedrohlich, in der deutschen Synchronfassung ist davon nicht viel übrig. Schön, dass Anne Hathaways zwielichtige Figur umso mehr schillert. Man weiß nie genau, was sie im Schilde führt. Sie hat einfach überall ihre Finger mit drin, geht bei Typen wie Bane genauso ein und aus wie als ungebetener Gast in Waynes Anwesen. Und Anne Hathaway gibt die Katzenfrau so begeistert und verrucht, dass zwischen ihr und Christian Bale die Funken fliegen – und die besten One-Liner des Films.
Christopher Nolan ist klug genug, seinen Megaerfolg ‚The Dark Knight‘ nicht in jeder Hinsicht übertreffen zu wollen. Nach einem grandiosen Prolog mit einer etwas anderen Flugzeugentführung, verzichtet er zunächst völlig auf Actionsequenzen und baut die Spannung zwischen den Protagonisten auf. Es dauert fast eine Stunde, bis Bruce Wayne das erste Mal Umhang und Maske aufsetzt. Kaum ist er losgebraust, hat Bane ihn auch schon in seiner Gewalt. Die Konfrontationen basieren nicht auf Waffengewalt, sondern sind oft Handarbeit – hart, direkt und nah am Mann, für einen Actionfilm in unseren Tagen geradezu ungewöhnlich. Dass es dann etwas zu lange dauert, bis Nolan im Finale ein fast übertriebenes Feuerwerk auffährt, ist eine Schwäche des 164 Minuten langen Leinwandabenteuers.
Die düster-atmosphärischen Bilder von Wally Pfister lassen das jedoch schnell vergessen – genauso wie die grandios aufspielenden Akteure. Christian Bale beweist einmal mehr mit seiner tiefen Stimme und dem nachdenklichen Blick, dass es nie einen besseren und erwachseneren Batman als ihn gab. Neuzugang Joseph Gordon-Levitt (‚500 Days Of Summer‘), der als Polizist einer der wenigen ist, die noch an den schwarzen Ritter glauben, verleiht seinem Fanboy-Cop Charme und Tiefe und empfiehlt sich für die Zukunft für weitere Actionabenteuer – ebenso wie Anne Hathaway, die die oberflächlichen Mädchenfilme wie ‚Plötzlich Prinzessin‘ endlich hinter sich gelassen hat.
Von Mireilla Zirpins