Interview: Mireilla Zirpins
‚In meinem Himmel’ erzählt die Geschichte eines ermordeten Mädchens. Würdest du dir den Film ansehen, wenn du nicht selbst mitspielen würdest?
Ich denke schon. Ich habe Peter Jacksons Filme angesehen, seit ich auf der Welt bin, zumindest auf DVD.
Auch Braindead?
Nein, aber da war ich noch nicht geboren. Aber Heavenly Creatures und Lord Of The Rings. Und King Kong. Der war ganz schön lang. Am Ende musste ich sooo dringend aufs Klo – du lachst doch nicht etwa? Meine Eltern und ich hatten ein bisschen Angst, dass es vielleicht ein bisschen zu früh in meiner Karriere wäre, einen ermordeten Teenager zu spielen, aber ich habe das Drehbuch gelesen und war mir sicher, dass es gut wird und dass da nichts drin ist, was ich nicht spielen möchte. Außerdem war ich immer schon eine alte Seele.
Wie meinst du das?
Nun ja, ich lese viele Bücher für Erwachsene und schaue nicht so viele Disney-Sendungen wie andere Kids in meinem Alter. Und ich mag Seventies-Musik, zum Beispiel die von Fleetwood Mac oder den Talking Heads. Aber ich höre auch Lady Gaga und Katy Perry.
Was hat dich inspiriert, zum Film zu gehen? Dass dein Vater Schauspieler ist? Deine Oscarnominierung?
Natürlich war der Beruf meines Vaters ein Auslöser. Entscheidend war aber, als ich es einmal versucht hatte, dass ich wusste, ich würde es gern für den Rest meines Lebens machen. Das habe ich schon vor den Oscars gemerkt. Vor allem, als ich bei 'Abbitte' endlich richtig herausgefordert wurde, weil der Film viel dramatischer war als meine ersten beiden.
Wie hast du dich denn bei der Oscar-Verleihung gefühlt?
Es war echt surreal. Ich lebe in Irland auf dem Land, umgeben von Kühen und Matsch. Da war es natürlich total verrückt, selbst zu dieser Zeremonie zu gehen, die ich seit Jahren im Fernsehen gesehen hatte. Da saß ich auf einmal zwischen Stars wie Jack Nicholson und Nicole Kidman, mit deren Filmen ich groß geworden bin. Aber die Feier war ganz schön lang. Fünf Stunden oder so. Und da darfst du nur während der Werbepausen auf Klo, und währenddessen setzen sie einen Platzhalter auf deinen Stuhl, damit der nie leer zu sehen ist. Da steht man also nicht nur unter Druck, weil man nicht weiß, ob man gewinnt oder nicht, sondern hat auch noch Druck auf der Blase.
Und Druck, auf dem Roten Teppich gut auszusehen, oder?
Oh ja, da hat man auch Stress. Ich wollte ein grünes Kleid tragen, weil das unsere irische Nationalfarbe ist und ich ein bisschen patriotisch bin. Aber die Suche war sehr hektisch, denn ich hab damals schon 'In meinem Himmel' gedreht. Falls ich jemals wieder zu einer Oscar-Verleihung gehe, fange ich vermutlich ein bisschen früher an mit den Vorbereitungen.
Wer sind deine Vorbilder?
Ich habe nicht wirklich Vorbilder, aber ich bewundere Susan Sarandon, Meryl Streep, Julia Roberts, Natalie Portman und Cate Blanchett.
Und, wärst du gern ein Filmstar wie Cate Blanchett?
Ich hätte nichts dagegen, die neue Cate Blanchett zu werden. Aber wenn ich Filmstar höre, denke ich an Paparazzi und Ruhm, und das wäre vermutlich nichts für mich. Aber ein echter Filmstar wie Cate Blanchett, der gute Filme macht, ja, das wäre toll.
Und auf welche männlichen Filmstars stehst du?
Ja klar, das sag ich dir jetzt bestimmt in dein Mikrofon. Außerdem sitzt man Papa hintendrin. Nee, das hilft jetzt auch nichts, wenn er versucht, sich unsichtbar zu machen. Ich sage nichts!
Hat Peter Jackson dir eine Rolle im Hobbit angeboten?
Wer hat dir das gesagt? Von wem weißt du das?
War eigentlich eine Frage, aber danke für die Antwort!
Hej, ich hab nur einen Witz gemacht und am Set von 'In meinem Himmel' immer zu ihm gesagt: Ich bin groß, ich würde gerne einen Elb spielen. Du kannst ja mal ein gutes Wort für mich einlegen.
Hast du überhaupt noch Freizeit zwischen all den Filmen?
Ein bisschen. Letztes Jahr war ich ganze sechs Monate am Stück daheim, hab Sport gemacht oder was mit Freunden. Ich hab Surfen gelernt an der irischen Westküste. Ich kann das gut, oder Daddy? Er ist ganz neidisch auf mich.
Wie gehst du mit deinem Ruhm um – und wie die anderen in der Schule?
Ich gehe nicht mehr zur Schule, sondern habe Privatunterricht, auch aus genau diesem Grund. Ich hab zuviel Aufmerksamkeit bekommen, gerade in diesem kleinen Land. So konnte ich nicht lernen. Ich habe meine echten Freunde, und das ist auch wichtig, denn ich lerne ja nicht so viele Leute durch die Schule kennen wie andere.
Wovor hast du am meisten Angst im Showgeschäft?
Davor, was Ruhm mit sich bringen könnte. Man sieht so viele ehemalige Kinderstars, die abgestürzt sind, obwohl sie so talentiert sind. Ich hätte Angst, dass das zwischen mich und das Schauspielern tritt. Denn das will ich machen, und nicht kostenlose Taschen von Dolce & Gabbana bekommen oder in Magazinen auftauchen. Für mich ist Irland der perfekte Ort, um dem fernzubleiben. Es ist schön weit weg von Hollywood.
Herzlichen Dank für das Gespräch.