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Samuel Koch veröffentlicht Biographie 'Zwei Leben'

Samuel Koch veröffentlicht seine Biographie.
Samuel Koch beschreibt in seiner Biographie, wie der Unfall bei 'Wetten, dass...?' sein Leben verändert hat.
© dpa, Sebastian Kahnert
"Rechter Fuß, linker Fuß, Einsprung, Absprung - hoch in den Salto! Ein Knall. Nacht." Als Samuel Koch am 4. Dezember 2010 in der Sendung 'Wetten, dass..?' vor den Augen von Millionen von Fernsehzuschauern verunglückt, stockt ganz Deutschland der Atem. Sofort ist klar, etwas Furchtbares ist passiert.

"Bitte mach, dass er nicht tot ist!"

Seit seinem Sturz sitzt der 24-Jährige im Rollstuhl, ist vom Hals abwärts gelähmt. In seiner Biographie 'Zwei Leben', die heute im Adeo-Verlag erscheint, spricht Koch nun erstmals über seine Erinnerungen und Empfindungen rund um den tragischen Augenblick, der sein Leben für immer veränderte.

"Viel weiß ich nicht mehr von dem Sturz und den Sekunden davor", schreibt Koch in seiner Biografie, aus der die 'Bild' vorab Auszüge veröffentlichte. In den Momenten davor sei ihm Psalm 23 im Schnelldurchlauf durch den Kopf gegangen: "Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln." Und dann: "Rechter Fuß, linker Fuß, Einsprung, Absprung - hoch in den Salto! Ein Knall. Nacht." Koch wollte mit Federn an den Füßen über fahrende Autos springen – doch der zweite Sprung missglückt.

Vater Christoph Koch saß am Steuer des Autos: "Ein Knall, als Samuels Kopf die Dachkante berührte. Ein Poltern, als sein regungsloser Körper auf dem Boden aufschlug. Ich bin vielleicht noch zehn Meter gefahren. Dann habe ich angehalten und gewusst: Es ist etwas Schreckliches passiert." Samuels Mutter erlebte den Unfall als Zuschauerin in den Düsseldorfer Halle und schildert ihre Gedanken, nachdem ihr Sohn auf den Boden prallte, so: "Bitte, Gott, mach, dass er am Leben bleibt! Bitte mach, dass er nicht tot ist!"

Mehr als 500 Probe-Sprünge absolviert

"Ja, der Auftritt war eine Herausforderung, die mich reizte. Ja, das Geld, das ich als Wettkönig verdient hätte, hätte ich sehr gut gebrauchen können." Vor der Sendung lagen laut Samuel Koch fünf Monate mit "peinlich genauen Vorbereitungen" und "endlosem Training". Mehr als 500 solcher Sprünge habe er vorab zur Probe absolviert. "Was die Sprünge anging, war ich mir meiner Sache so sicher, dass ich mich nun mit so wichtigen Themen beschäftigte wie, welche Schutzkleidung ich anziehen sollte, in welcher Hose mein Hintern nicht so fett aussah, ob die Farbe des Helms zum Rest passte und was die Fahrer tragen sollten."

Er habe schon viele Stürze erlebt und einige Unfälle glimpflich überstanden. "Dieses Mal war es ernst. Sehr ernst. Für mich ging es nach dem Unfall um Leben und Tod." Er wisse noch, wie er durch Krankenhausflure geschoben wurde. "Wie in schlechten Filmen, dachte ich. Ich sah die Lichter an der Decke über mir vorbeisausen. Mein Papa lief neben mir her, hatte seine Hand auf mir."

In den ersten 40 Stunden nach dem Unfall hatte Samuel Koch noch Gefühl in seinem Körper. "Ich konnte meine Arme und Beine bewegen, die Hände benutzen." Am Montag danach sei die Lähmung seinen Körper hochgestiegen, zitiert die 'Bild' Koch. "Mittags hatte ich das Gefühl zu ersticken; die Einblutung drohte das Atemzentrum lahmzulegen." Am Abend sei die Entscheidung zur Operation gefallen.

"Es war grässlich, mich nicht bewegen zu können. Ich fühlte mich ausgeliefert wie eine Schildkröte, die auf ihren Rückenpanzer gerollt ist", beschreibt der 24-Jährige die "extremen Schmerzen" nach dem Unfall. In den ersten zwei Wochen sei er noch zuversichtlich gewesen. "Ich wollte doch wieder laufen können!" Aber die Wahrheit sei scheibchenweise in seine Gedanken gedrungen. Zum ersten Mal nach dem Unfall habe er auf der Intensivstation im schweizerischen Nottwil geweint.

Nach seinem Unfall verbringt der Baden-Württemberger ein Jahr in einer Schweizer Spezial-Klinik für Querschnittsgelähmte. Obwohl für den sportlichen Studenten alles viel zu langsam geht und die Erfolge auf sich warten lassen, will er weiter kämpfen. Im Januar kündigte er an, dass er zum Sommersemester sein Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover wieder aufnehmen wolle.

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