Anzeige
Anzeige

RTL Kinopreview 'Wenn Inge tanzt"

Systemfehler - Wenn Inge tanzt
Wir wären so gern Rüpel-Rocker
Eine deutsche Teeniekomödie über vier überhebliche Jungs, die als Band groß rauskommen wollen und dafür mit ihrer ärgsten Feindin gemeinsame Sache machen wollen? Halt! Klicken Sie nicht gleich weg, denn dieser Film ist mal eine nette Abwechslung zu den Erwachsenen-Komödien, die zuletzt komplett in den Händen von Til Schweiger, Matthias Schweighöfer und Detlev Buck zu liegen schienen. Und das, obwohl die Story komplett vorhersehbar ist.

3 von 5 Punkten

Der schnöselige Oberstufenschüler Max (Tim Oliver Schultz) und seine drei Kumpels Fabio (Tino Mewes), Joscha (Constantin von Jascheroff) und Lukas (Thando Walbaum) haben sich schon einen Namen mit ihrer Punkrockband ‚Systemfehler‘ gemacht. Ihr Song ‚Wenn Inge tanzt‘ wird sogar im Radio gespielt, die freche Truppe steht kurz vor dem Plattenvertrag. Alles leider auf Kosten der armen Inge (Paula Kallenberg). Denn mit dem zugegebenermaßen sehr eingängigen Song stellen die Jungs eine von ihnen als Öko-Streberin verhasste Mitschülerin bloß: „Inge epiliert sich nicht, sie ist dagegen. Achselhaare wie Lianen, die sich im Wind bewegen… Wenn Inge tanzt, dann tanzt sie ihren Namen und raubt dir den Verstand. Wenn Inge tanzt, dann springt sie hippiemäßig barfuß durch den Sand.“

Anfangsholprigkeiten, aber jede Menge Charme

Systemfehler - Wenn Inge tanzt
Wer ist hier eigentlich uncool?

Etwas konstruiert kommt der Konflikt daher: Der Gitarrist der Band kann wegen einer Handverletzung nicht an einem wichtigen Gig teilnehmen, und die Jungs finden keinen besseren Ersatz als ausgerechnet die eher auf akustische Gitarre abonnierte Flatterrock-Trägerin Inge. Warum die vernünftige und sympathische Schülerin da überhaupt mitmacht? Tja, ein bisschen hinkt die ganze Nummer natürlich, aber immerhin vermittelt Regisseur Wolfgang Groos (‚Die Vampirschwestern‘) geschickt den Eindruck, dass die verhöhnte Inge ein bisschen auf Max steht – und umgekehrt. Was sich liebt, das neckt sich eben. Und natürlich weigert sich Inge, ausgerechnet den bisher größten ‚Hit‘ der Jungs zu spielen. Drei Mal dürfen Sie raten, wie’s ausgeht! Dass man trotzdem interessiert bei der Stange bleibt, liegt vor allem am erfrischenden Spiel Paula Kallenbergs – und an der Musik, die einen guten Mix aus Drive und eingängigen Texten bietet. Die vier Jungs kommen erst ein bisschen zu holprig rüber, aber als sie Fahrt aufnehmen, wirken ihre flotten Sprüche nicht mehr so aufgesagt und viele der Gags zünden.

Der heimliche Star aber ist ein in die Jahre gekommener Schlagerstar, der von einem ebensolchen gespielt wird. Sechziger-Jahre-Legende Peter Kraus, mittlerweile 74, mimt Max‘ exzentrischen Onkel Herb König, der früher bei Dieter Thomas Heck ein- und ausging und immer noch in knallbunten Polyester-Outfits herumläuft. Wenn er nicht gerade Särge für sein baldiges Ableben anprobiert, rückt er seinem Neffen ab und zu mal liebevoll den Dickkopf zurecht und stiehlt den jugendlichen Schauspielern das ein oder andere Mal die Schau. Das ist zwar immer deutlich überzogen, aber sehr charmant und durchaus sehenswert.

Von Mireilla Zirpins

Neu in Kino & TV