'Resturlaub': Lacher im Sommerloch verschwunden
2,5 von 5 Punkten
Tommy Jaud ist ein Autor, der weiß, wie man den Leser zum Lachen bringt – doch was für Bücher gilt, muss nicht zwangsläufig auch auf der Kino-Leinwand klappen. Die Verfilmung seines Erfolgsromans 'Resturlaub' vereint zwar eine unterhaltsame Geschichte mit einfallsreichen und herrlich gespielten Charakteren, lässt aber die wichtigste Komponente einer guten Komödie vermissen: geistreichen Humor.
Pitschi Greulich (gespielt von Maximilian Brückner, bekannt aus 'Selbstgespräche' und 'Tatort') hat's nicht leicht, denn sein Leben im beschaulichen Bamberg ist an Langeweile und Spießigkeit kaum zu überbieten: Jeden Tag muss er die gleichen verbohrten Kollegen ertragen, jeden Abend in der gleichen Kneipe herumhängen. Zu allem Überfluss kommt Pitschis bester Freund Arne (Stephan Luca, 'Männerherzen') auch noch unter die Haube und Freundin Biene (Mira Bartuschek, 'Ganz und Gar') will langsam aber sicher Kinder sowie ein Eigenheim mit Kiesauffahrt in Angriff nehmen – Männerherz was willst du mehr?
Der Mittdreißiger hat genug vom pedantischen Leben und flüchtet mir nichts, dir nichts nach Buenos Aires, um dem Alltag endlich zu entfliehen – ein Schritt, der genauso logisch erscheint wie das Drehbuch von Tommy Jaud. Der Autor stellt die fränkische Provinz und die internationale Metropole gekonnt gegenüber, ohne die üblichen Klischees unter den Tisch fallen zu lassen: den ordnungsbewussten Beamten auf der einen, Tango und rassige Argentinierinnen auf den anderen Seite.
Fürze und Rülpser sind keine Lach-Garantie
Die Geschichte vom recht tollpatschigen Pitschi wird locker und unterhaltsam erzählt. Der Versuch, das uralte Vorurteil, wonach biedere Frauen verheiratet werden und sauffreudige Männer ausschließlich ihren Spaß haben wollen, ist zwar klar zu erkennen, vermag den Zuschauer aber schlichtweg nicht zum Lachen zu bringen – zu vorhersehbar sind doch meisten Slapstick-Einlagen: ein Furz hier, ein Rülpser da garantieren eben schon lange keine Lacher mehr.
Dass 'Resturlaub' wohl nicht den deutschen Comedy-Preis abräumen wird, liegt beileibe nicht an den bestens ausgewählten Schauspielern. Sowohl Maximilian Brückner, auf den die Rolle des Pitschi zugeschnitten zu sein scheint, als auch Melanie Winiger, die dem Protagonisten als Sprachlehrerin Luna mehr als nur spanisch beibringt, überzeugen durch ihr schauspielerisches Können – von daher ist die Komödie inhaltlich sowie theatralisch durchaus gelungen.
Dennoch haben Film und auch dessen Held letztendlich ein gravierendes Problem: Pitschi wird nach all den Fettnäpfchen, in die er in Buenos Aires mit Anlauf getreten ist, bewusst, dass sein Leben in Bamberg gar nicht so verkehrt war. Nun gilt es, den nächsten Flieger zu erwischen, bevor irgendwer von seinem kleinen Ausflug nach Südamerika Wind bekommt – ein Vorhaben, das ebenso aussichtslos erscheint wie den weitestgehend oberflächlichen Humor eines Drehbuches nach einer Filmpremiere aufzupolieren. Was bleibt, ist eine lustige Story, glänzende Schauspieler, aber leider auch die bittere Erkenntnis, dass eine Komödie nicht immer lustig ist.
Von Daniel Grochow