Gefeierter Sport-Held wurde zur Hassfigur Südafrikas
Der dramatische Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen – und gibt bis heute Rätsel auf.
Es war der 14. Februar 2013, 3.20 Uhr mitten in der Nacht. In einer Villa in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria hatte sich gerade eine Tragödie ereignet. Polizisten waren nach einem Notruf herbeigeeilt und erlebten schockierende Szenen. Der Olympia-Sieger Oscar Pistorius taumelte auf seinen Beinstümpfen eine Wendeltreppe hinab. Im Arm: seine sterbende Freundin Reeva Steenkamp. Alles war voller Blut. „Ich habe mein Baby getötet. Gott soll mich holen“, schrie Oscar. In dieser Nacht wurde der gefeierte Sport-Held zum Killer – und zur Hassfigur in seiner Heimat Südafrika.
Oscar behauptete damals, es sei ein Unfall gewesen. Er habe viermal durch die Tür einer kleinen Toilette geschossen, weil er dahinter einen Einbrecher befürchtet habe, erklärte er später im Gerichtsverfahren. Dass sich seine Freundin Reeva in dem Raum befand, will er nicht gewusst haben. Doch die Beweislage sprach gegen ihn. 2014 wurde Oscar als Mörder verurteilt – zu 15 Jahren Haft. Daraufhin verschwand er nahezu komplett aus dem Rampenlicht. Das könnte sich bald ändern. Ab März 2023 ist eine Bewährung für den ehemaligen Profi-Sportler möglich.
Oscar Pistorius heulte wie ein Kind
Davor leitete das südafrikanische Justizministerium einen Opfer-Täter-Dialog mit den Eltern der ermordeten Reeva ein, eine der Auflagen für ein Bewährungsersuchen. Jetzt verrieten die Steenkamps gegenüber „Daily Mail“ erstmals Details über das Gespräch.
Im Juni 2022 besuchte Barry Steenkamp den Mörder seines Kindes im Gefängnis. Seine Ehefrau June konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mitkommen. Sie gab ihm einen Brief mit. „Pistorius ist zusammengebrochen und heulte wie ein Kind, als ich während unseres angespannten Showdowns im Gefängnis einen herzzerreißenden Brief von Reevas Mutter vorlas“, erinnert sich Barry Steenkamp an das Treffen.
„Er ist ein Mörder. Er sollte im Gefängnis bleiben!"
Der Austausch mit dem Täter sei anders verlaufen, als er sich erhofft hatte. Denn was wirklich in der verhängnisvollen Nacht im Februar 2013 geschah, wissen Reevas Eltern bis heute nicht. „Ich habe Oscar direkt gesagt, dass er meine Tochter absichtlich erschossen hat, und er hat es abgestritten. Er blieb bei seiner Geschichte, dass er dachte, es sei ein Eindringling“, so Barry Steenkamp. Für den 80-Jährigen und seine Familie sei das ein Schlag ins Gesicht. „Nach all den Jahren warten wir immer noch darauf, dass er zugibt, dass er es aus Wut getan hat. Das ist alles, was wir wollten.“
Und weiter: „Wenn er mir die Wahrheit gesagt hätte, wäre er jetzt ein freier Mann und ich hätte das Gesetz über seine Bewährung laufen lassen. Aber ich habe meine Zeit verschwendet. Er ist ein Mörder. Er sollte im Gefängnis bleiben.“
Ob Oscar Pistorius jetzt noch eine Chance auf Bewährung hat, soll sich im März entscheiden.