Was kann man dem Publikum noch bieten, nachdem Robert Downey Jr. mit „Iron Man“ sein furioses Comeback feierte? Einen schickeren Kampfanzug? Klar, auch gutes kann man noch verbessern. Einen fieseren Gegner? Sicher, Mickey Rourke sieht auch ohne Harnisch schon furchterregend aus. Aber die beste Strategie, die Fangemeinde noch heißer auf die Fortsetzung zu machen, ist eine scharfe Braut an „Iron Mans“ Seite. Und so spielt dieses Mal neben der eher zugeknöpften Gwyneth Paltrow die verführerische Scarlett Johansson eine Hauptrolle.
Als Blüschen- und Bleistiftrock-Trägerin Natalie Rushman tritt sie in die Fußstapfen von Pepper Potts (etwas steif: Gwyneth Paltrow), denn Tony Stark (wie schon beim ersten Mal prima aufgelegt: Robert Downey Jr.) hat seine ehemalige Assistentin zur Geschäftsführerin befördert. Seine Gesundheit ist zu angegriffen, als dass er sich selbst um sein Imperium kümmern könnte. In der Öffentlichkeit gibt er zwar weiterhin den Sunnyboy, der sich, umringt von Hardbody-Girls in Hotpants, in seinem Themenpark feiern lässt. Hinter den Kulissen aber klappt er immer wieder zusammen, weil seine Herzattrappe ihm langsam das Blut vergiftet.
Scarlett Johansson als Glücksgriff
Dazu droht neuer Ärger. Der Senat stört sich daran, dass das Patent zur „Iron Man“-Rüstung in den Händen eines einzelnen Bürgers liegt und will von Tony die Bauanleitung für die „Waffe“. Der denkt im Traum nicht daran, denn sein ärgster Konkurent, der aalglatte Rüstungs-Unternehmer Justin Hammer (begeistert böse: Sam Rockwell), steht schon in den Startlöchern, um das Ding zu kopieren und für viel Geld an die US-Regierung zu verkloppen.
Beim Grand Prix in Monaco stellt Tony fest, dass er einen weiteren Widersacher gewonnen hat. Der schmierige Ivan Vanko alias „Whiplash“ (schön eklig: Mickey Rourke), der in seiner versifften Moskauer Bude eifrig an einem eigenen Superhelden-Suit gebastelt hat, zerteilt ihm mit seiner Starkstrompeitsche den Rennwagen und kann nur dingfest gemacht werden, weil Tony in letzter Minute noch in seinen Wunderanzug springt. Doch dann tun sich „Iron Mans“ ärgste Feinde zusammen. Hammer befreit Whiplash aus dem Knast und setzt ihn auf den Nachbau der „Iron Man“-Rüstung an. Wie gut, dass Tony Starks neue Assistentin mehr Qualitäten hat, als man ihr auf den ersten Blick ansieht...
In der Tat entpuppt sich die Besetzung Scarlett Johanssons als hervorragende Idee. Neben der in einem Actionfilm nach wie vor etwas deplaziert wirkenden Gwyneth Paltrow entfaltet die Jungschauspielerin in ihrem schwarzen Latexanzug nicht nur jede Menge Sexappeal, sondern auch ein erstaunliches Talent für Kick-Ass-Kunst. Ihre Rolle ist zwar klein, denn Regisseur Jon Favreau vereint diesmal noch mehr Figuren auf der Leinwand als beim ersten Teil, aber Johannson peppt Beine schwingend die ansonsten manchmal etwas zu glatte Inszenierung hübsch auf.
Etwas mehr Humor und vor allem etwas mehr erotische Spannung zwischen Tony Stark und seinen Damen hätte dem Ganzen sicher nicht geschadet, zumal Favreau diesmal noch mehr auf computergenerierte Effekte setzt. Ein bisschen zu bemüht wird hier ein Actionprogramm abgespult, das den Vorgänger übertrumpfen soll und die sehr komplexe Story manchmal in den Hintergrund treten lässt. Alles in allem aber ist „Iron Man“ anständige Blockbuster-Unterhaltung, die nicht ganz an den überraschenden Charme des Neuen herankommt, der dem Vorgänger innewohnte.
Von Mireilla Zirpins