Promi-Abstau-Orgie beim Sundance-Festival

von Jessica Mazur
Kaum Traffic auf dem Sunset Boulevard, im 'Ivy' bekommt selbst Frederic von Anhalt, besser bekannt als Prinz Peinlich, einen Tisch, und auf dem Parkplatz von Fred Segal herrscht noch mehr Leere als im Kopf von Paris Hilton. Was ist nur los in der Stadt? Die Antwort ist ganz einfach: Hollywood hat seine Sachen gepackt und ist für eine Woche umgezogen - und zwar nach Park City, Utah, wo das Sundance Filmfestival begonnen hat.
In den nächsten zehn Tagen herrscht hier in Lalaland mehr oder weniger tote Hose, denn alle A-, B-, C- und D-List-Stars haben ihre Flip Flops gegen Moonboots eingetauscht und sich in Richtung Schnee aufgemacht. Das Sundance Filmfestival, ins Leben gerufen in den 80ern von Robert Redford, ist ohne Frage eins der wichtigsten Filmfestivals der Welt und erfreut sich Jahr für Jahr bei Filmemachern größerer Beliebtheit. Rund 125 Filme werden dort in den nächsten Tagen gezeigt und im Bestfall an den Käufer gebracht.
Das ist sicher alles schön und gut und für Filmschaffende und Filmfans und bestimmt auch sehr interessant, aber bei weitem nicht der Grund, weshalb die ganzen Celebritys zum Filmfestival strömen. Deren Grund lautet nämlich: Swag-Suites! 'Swag' bedeutet übersetzt eigentlich 'Diebesbeute', steht im hollywoodianischen Wortschatz aber für 'Dinge, die ich umsonst bekommen, weil ich berühmt bin'.
Vor zwei Jahren habe ich mir das Sundance Filmfestival selbst einmal live vor Ort angeschaut und ich kann euch sagen, was dort abgeht, ist unfassbar. Man muss sich das so vorstellen: Park City ist ein verschlafenes, süßes 7.000-Seelen Dorf, dessen Zentrum mehr oder weniger aus einer einzigen Straßen besteht, der Main Street. In den zehn Tagen während des Festivals räumen viele der dort ansässigen Geschäfte ihre Läden komplett leer, ziehen aus, und Hollywood zieht ein.
Soll heißen, wo eben noch Tante Emma Keramik-Töpfe verkaufte, hat jetzt T-Mobile eine hippe Lounge eröffnet und bewirbt den neusten Sidekick. Oder eben eine Swag-Suite öffnet ihre Türen, das natürlich nicht für jedermann, sondern exklusiv für Stars und Sternchen. Die werden dann durch die Suite geführt und dürfen sich alles in die Taschen stecken, was nicht niet- und nagelfest ist, als Gegenleistung für ein Foto mit dem jeweiligen Produkt versteht sich. Für die Celebritys heißt es also Posen, Einstecken, Posen, Einstecken, Posen, Einstecken... und am Ende mit unzähligen Tüten nach Hause gehen.
Und bei den Produkten handelt es sich nicht um irgendwelche billigen Werbemittel, da gibt es Sonnenbrillen, Ugg Boots, die neuste Designer Jeans und T-Shirts, Winterjacken, Handtaschen, Schmuck, Handys usw. Viele Promis fahren deshalb mit zwei, drei Extra-Koffern nach Park City, damit sie die ganzen 'Freebies' später auch mit nach Hause transportieren können.
Das Abklappern der verschiedenen Swag-Suites nimmt natürlich seine Zeit in Anspruch, und so kommt es vor, dass viele Celebritys am Ende des Festivals zwar die Taschen voll haben, auf allen wichtigen Partys waren (gefeiert wird in Sundance natürlich auch wie verrückt), aber nicht einen einzigen Film gesehen haben. Naja, die kann man sich ja später auch immer noch auf DVD ausleihen. First things first...
Alles, was mir dazu einfällt ist...: Neid, Neid, Neid ;-)
Ganz ehrlich, wer würde nicht gerne mal durch so eine Suite schlendern und die Tüten aufhalten? Das ist schließlich Martinssingen im ganz großen Stil ;-) Aber was soll's, genieße ich eben die Ruhe in Hollywood und die Tatsache, dass es bei KITSON ausnahmsweise mal kein Gedränge gibt. Ist ja auch was...!
Viele Grüße aus Lalaland von Jessica Mazur
