Echt. Hast du dein Training beibehalten, damit das immer so bleibt?
Ach, ich war vorher auch schon ziemlich athletisch. Aber natürlich bereite ich mich im täglichen Leben nicht ständig auf Jerry-Bruckheimer-Blockbuster vor. Ich esse gesund und bin ziemlich aktiv. Ich fahre viel Rad und laufe Langstrecke. Und das mache ich gern. Ich hoffe, das reicht, damit die Mädels mich weiter gut finden.
Im Internet waren in den Foren ziemlich viele Fans gegen dich als Besetzung des ’Prince Of Persia’. Wie gehst du damit um?
Das habe ich auch bemerkt. Immer wenn man etwas adaptiert, mit dem Leute eine Menge Zeit verbracht haben, haben die Leute ganz bestimmte Erwartungen. Ich fand den Prinzen im Videogame aber auch vorher schon ziemlich vielschichtig. Wir sind ihm so treu wie möglich geblieben. Ich finde auch nicht, dass ich so anders aussehe. Ich habe das auch sehr ernst genommen und drei bis vier Mal am Tag das Spiel gemacht - ganz schön harter Job. Man muss dazu nämlich ganz schön geschickt sein. Das war mein ’Prince Of Persia’-Bootcamp.
Er selbst fand die Langhaarfrisur zwar eher befremdlich, wie er uns im Interview verriet, doch der Look zeigt Wirkung. Nach der Pressevoführung gibt’s auf der Damentoilette in London nur ein Thema: Wie sexy Jake mit strähniger Mähne und verschwitzten Achsel unter seinem ärmellosen Harnisch doch aussah. Der Plan von Produzent Jerry Bruckheimer (’Transformers’, ’Fluch der Karibik’) und Regisseur Mike Newell (’Vier Hochzeiten und ein Todesfall’, ’Harry Potter und der Feuerkelch’) geht offenbar auf: Der aufgepumpte Jake soll den Jungsfilm, der lose an das gleichnamige Erfolgs-Videogame ’Prince Of Persia’ angelehnt ist, auch für Mädels attraktiv machen.
Für die gibt’s mit Ex-Bondgirl Gemma Arterton auch gleich noch eine aufrechte Identifikationsfigur. Sie spielt die Prinzessin Tamina, deren Stadt von Prinz Dastan (Jake Gyllenhaal) und seiner Familie überfallen wird. Dastan will sich bei dem Raubzug besonders profilieren, will der adoptierte Waisenjunge mit der Aktion seinen Stiefbrüdern und seinem Stiefonkel (Ben Kingsley) doch beweisen, dass er genau so viel wert ist wie sie. Klar, dass Tamina nicht gerade auf den frisch zum Helden erkorenen Dastan steht und die Krise kriegt, als sie auch noch mit ihm verheiratet werden soll.
Doch bald müssen die beiden, obwohl sie einander spinnefeind sind, gemeinsame Sache machen. Denn der König wird vergiftet, und Dastan wird verdächtigt, den eigenen Ziehvater auf dem Gewissen zu haben. Während er auf der Flucht sein Herz an die schöne Prinzessin verschenkt, muss er feststellen, dass die sich nur auf seine Seite geschlagen hat, um der Gefangenschaft zu entkommen und den von Dastan gestohlenen Dolch zurückzuerobern. Mit dem Sand in seinem Schaft kann man nämlich die Zeit zurückdrehen. Und Tamina möchte nicht, dass die Wunderwaffe in falsche Hände gerät.
Selbstredend müssen die beiden allerhand Abenteuer bestehen, bevor sie einander zum ersten Mal in die Arme sinken. Wie in einem Jump- and Run-Game springt hinter jedem Felsvorsprung ein Bösewicht hervor und regnet es von überall her Schwerter. Das ist vielleicht manchmal ein bisschen viel, aber immerhin ist stets was los, und die Lovestory funktioniert. Das ist mehr, als man von einer Game-Adaption gemeinhin erwarten kann.
Jake Gyllenhaal, der die meisten Actionszenen ohne Stuntman gemeistert hat und sogar im Parcours-Style selbst Wände hinaufläuft, zeigt, dass er jahrelang als Milchbubi vom Dienst unterschätzt wurde und nicht nur als nachdenklicher Antiheld in Arthouse-Filmen gut besetzt ist, sondern auch einen Action-Blockbuster spielend allein trägt. Dabei zeigt er nicht nur Muckis, sondern auch einen ganz charmanten Slapstick-Humor, der ihn auch wärmstens für romantische Komödien empfiehlt.
Die Chemie mit Gemma Arterton stimmt perfekt, und auch sie macht als kampflustige Prinzessin trotz Tischdecke auf dem Kopf eine noch bessere Figur als in ihrem ansonsten eher missratenen Action-Hit ’Kampf der Titanen’. Da ist es nicht ganz so schlimm, dass beim Showdown das pyrotechnische Überangebot nicht über die zum Teil etwas nachlässigen Special Effects hinwegblenden kann. Als eher harmlose Mischung aus ’Indiana Jones’ und ’Prince Of Persia’ für die ganze Familie funktioniert der Streifen ganz gut. Von Jake Gyllenhaal als Actionheld würden wir gern mehr sehen - nicht nur in der unvermeidlichen Fortsetzung.
i<>Von Mireilla Zirpins