Playboy mit Herz aus Stahl: Robert Downey Jr. in Iron Man
Von Mireilla Zirpins
Helden werden nicht geboren, Helden werden gemacht. Das gilt für Spider-Man, der im ersten Teil der Filmserie mit einem selbstgemalten T-Shirt für Lacher sorgt, bevor ihm das schicke Spinnenkostüm in den Schoß fliegt, und das gilt umso mehr für Robert Downey Jr. als Iron Man, dessen metallene Rüstung den ganzen Film über reine Handarbeit bleibt – auch wenn er damit fliegen kann.
Denn Tony Stark, so Iron Mans bürgerlicher Name, ist vom Fach. Als Rüstungsunternehmer baut der zynische Playboy Raketen und tüftelt die neuesten Erfindungen im Keller seines schicken Domizils selbst aus. Bei einer Präsentation seiner neuesten Raketen, mit denen die US-Regierung Krieg in Afghanistan Krieg führt, wird Stark bei einem Terroranschlag ausgerechnet von Granatsplittern eines seiner eigenen Geschosse lebensgefährlich verletzt. Eine Ironie des Schicksals.
Afghanische Rebellen nehmen ihn in Gefangenschaft, denn er soll nun für sie Waffen bauen. Damit die Splitter nicht in sein Herz wandern, pflanzen sie ihm in einer ekligen Not-OP eine leuchtende Magnet-Maschine in die Brust. Nun hat der Mann mit dem eisernen Herzen wirklich Stahl in der Brust. Stark werkelt, bis er Blasen an den Fingern hat, aber er denkt nicht daran, die Gegenseite mit seiner Technologie zu unterstützen. Er bastelt sich vielmehr eine rudimentär aussehende Rüstung, die ihn unverwundbar macht und ihm zur spektakulären Flucht aus seinem Verlies verhilft. Leider hat die Wunderwaffe aber noch ein paar technische Mängel, sodass der Flüchtige eine unsanfte Bruchlandung in der Wüste erleidet.
Danach erkennt ihn selbst seine heimlich in ihn verliebte Sekretärin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) kaum noch wieder. Der einst so skrupellose Waffenschieber ist wie ausgewechselt – und geläutert. Er steigt aus dem Geschäft mit dem Krieg aus, will fortan Gutes tun und bastelt dazu heimlich in seinem Keller an einer schickeren Version seines Iron-Man-Anzuges – mit verbesserten Flugdüsen, treffsicheren Schussarmen und einem stylisherem Look. Iron Man 2.0.
Doch alles kehrt sich gegen ihn. Sein eigener Kompagnon (Jeff Bridges) will nicht akzeptieren, dass Stark sich plötzlich pazifistisch gibt und kein Geld mehr am Krieg verdienen will. Und so macht der Ex-Partner gemeinsame Sache mit den Bösewichten aus Afghanistan, die in der Wüste schon die Scherben der ersten Iron-Man-Rüstung aufgesammelt haben und das Ding in Serie gehen lassen wollen. Es wird also gefährlich für Stark und seine treue Assistentin Pepper…
Eine hübsche Idee ist das, die mehr als 40 Jahre alte Geschichte in unsere Zeit zu verlegen und ihr eine aktuelle politische Dimension zu geben. Das macht den Film „erwachsener“ – genauso wie sein sehr smarter und männlicher Held, der vor allem vom Charisma des Hauptdarstellers Robert Downey Jr. lebt. Sein Tony Stark ist ein echter Frauenverschleißer, der sich bloß nicht binden möchte. Wenn er mal wieder eine Reporterin abgeschleppt hat, sammelt Pepper am nächsten Morgen die überall im Schlafzimmer verstreuten Klamotten ein und weist der Dame die Tür – manchmal sogar mit einem spitzen Spruch auf den Lippen.
Das macht Frau Paltrow sehr hübsch, auch wenn sie ansonsten nicht sehr gefordert wird. Sie trägt eher entscheidend zum schicken Look des Films bei, der durch ausgesuchte Designs und erstklassige Effekte bestimmt wird – und leider auch durch das äußerst aufdringliche Product Placement. Überhaupt könnte das Ganze ein bisschen mehr Jungsfilm-Ambiente haben. Bevor es im Finale so richtig kracht, braucht Regisseur Jon Favreau („Buddy, der Weihnachtself“) erst mal eine Stunde, um sich überhaupt warmzulaufen. Auch wenn „Iron Man“ eine gefällige und äußerst ansehnliche Comicverfilmung ist, hätte es in den knapp 120 Minuten doch eindeutig mehr Action sein dürfen. Schließlich will Favreaus Prinz Eisenherz ein Held für Erwachsene sein.