Doch das reißt der Film nur an. Denn Almodóvar geht es um das doppelte Spiel seiner Heldi, um Sein und Schein, um ihre Suche nach einer Identität im Glamour einer verborgenen Epoche, nach Hingabe und Liebe, die zwangsläufig daran scheitern muss, dass alle sich nur etwas vorspielen. Um das Verwirrspiel komplett zu machen lässt Almodóvar Mateo einen Film im Film inszenieren, ein schlichtes Machwerk namens „Frauen und Koffer“, das frappierende Ähnlichkeit mit Almodóvars „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ hat.
Lena inszeniert sich nicht nur im Film im Film als Diva alter Schule. Mal sieht sie aus wie Audrey Hepburn, mal wie eine Film-Noir-Heldin aus den 40ern. Alles ist Doppelung, Zitat, gespiegelte „mise en abîme“, und so nimmt auch Mateo, als nach einem Schicksalsschlag der Erfolg ausbleibt, eine zweite Identität an und nennt sich fortan Harry Caine. Immer wieder lässt der mittlerweile erblindete Regisseur den Schnitt von „Frauen und Koffer“ überarbeiten und kommt dem perfekten Film doch nicht näher.
Böse Zungen mutmaßten bei der Weltpremiere in Cannes, Almodóvar habe einen Film über die Schaffenskrise eines Filmemachers gemacht, weil er selbst gerade eine durchmache. Man kann sich darauf einigen, dass die kompliziert konstruierten „Zerrissenen Umarmungen“ nicht so viel Gefühl haben wie „Volver“, „La mala educación“ oder „Alles über meine Mutter“. Aber das macht Almodóvars neuestes Werk noch nicht zu einem schlechten oder gar uninspirierten Film.