Paul Potts im Interview: "Ich höre auch Heavy Metal"

Paul Potts singt auch auf Deutsch
Als er vor sieben Jahren die Bühne von „Britain´s Got Talent“ betrat, ahnte Paul Potts wohl nicht, dass er sich in diesem Moment von seinem alten Leben verabschiedete. Mit der Puccini -Arie „Nessun Dorma“ sang der unscheinbare Brite mit den schiefen Zähnen sich in die Herzen von Millionen Menschen. Das Video seines Auftritts wurde sage und schreibe mehr als 120 Millionen Mal angeklickt. Seitdem ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war: Paul Potts ist weltberühmt und um einige Millionen Euro reicher. Nun ist sein inzwischen viertes Album „Home“ auf dem Markt, auf dem er bekannte Pop- und Rock-Songs auf klassische Art interpretiert. Wir haben den 43-Jährigen getroffen und ihm einige überraschende Geständnisse entlocken können.
von Nicole Feybert
Etwas müde sieht er aus. Paul Potts ist seit sechs Uhr früh im Promo-Marathon und ordert erst einmal einen Kaffee, bevor wir uns unterhalten. Er hat nicht nur ein neues Album zu promoten. Mit dem Film „One Chance“ ist gleichzeitig ein Film über sein Leben in den Kinos erschienen. Für ihn sei sein jetziges Leben immer noch wie ein Traum, der wahr geworden ist. „Ich kneife mich selbst jeden Tag“, lacht Paul. „Es sind sieben Jahre vergangen, und das lässt mich manchmal sehr alt fühlen. Meine Frau ist zehn Jahre jünger und würde sagen, dass ich Recht habe. Es ist immer noch unglaublich für mich, dass ich das tun kann, was ich liebe.“ Erfolg definiere er jedoch nicht darüber, wie sehr er in der Öffentlichkeit steht oder wie viele Alben er verkauft. „Wenn jemand in seinem Beruf das tut, was er liebt, ist das allein für mich die Definition von Erfolg.“ Sein neues Album repräsentiere genau diese Einstellung. „Musik, insbesondere das Singen, hat mir immer das Gefühl gegeben, zu Hause zu sein. Daher lag es für mich sehr nahe, das Album `Home` zu nennen.“
Der Blick auf die Titel des Albums lässt staunen: Klassiker von den Beatles, Eagles, Sting, Spandau Ballet und zwei Songs, die ganz besonders ins Auge fallen: „November Rain“ von Guns N' Roses und „Geboren um zu leben“ von Unheilig – ein Lied, das Paul auf Deutsch singt. Wie ist er auf diesen Song gekommen? Paul wird nachdenklich. „Er hat eine große Bedeutung und sagt uns, dass wir unser Leben wertschätzen sollen – denn wir haben nur eins. Ich hoffe, dem `Graf` gefällt mein Cover.“ Die deutsche Sprache sei jedoch eine ziemliche Herausforderung gewesen, obwohl Paul in seiner Jugend etwas Deutsch gelernt hatte. „Ich habe fünf Jahre lang Deutsch gelernt und kann einer Konversation folgen, wenn die Leute nicht zu schnell reden. Aber es ist…“, er überlegt kurz, lächelt und beendet den Satz auf Deutsch „… ein bisschen schwer.“
Paul Potts: "Die schwierigen Zeiten vergisst man nicht"
Nun zu „November Rain“. Unser Staunen über die Wahl einer solchen Hardrock-Ballade amüsiert ihn. „Ich höre alle Arten von Musik. Du kannst Heavy Metal hören und gleichzeitig Oper mögen, das ist kein Widerspruch. Es geht darum, dass die Musik dich erreicht.“ Und an „November Rain“ sei eigentlich seine Frau „schuld“: „Es war die Idee meiner Frau. Guns N' Roses ist eigentlich mehr ihr Ding, sie hört die Musik oft im Auto. Vieles davon gefällt mir! Und ´November Rain´ ist ein ganz fantastischer Song.“ Paul gerät ins Schwärmen. „Ganz großartig! Ich habe auch das Gitarren-Solo drin gelassen – allerdings hat Slash es leider nicht gespielt”, lacht er. „Meine Frau ist auch großer Bon-Jovi-Fan. Ich habe da ebenfalls einige Songs ausprobiert, aber es klang nicht authentisch genug.“
Was den Film „One Chance“ betrifft, der zur Zeit in den Kinos läuft und sein Leben erzählt, sei Authentizität auch so ein Thema. Paul gibt zu, dass es mehr als merkwürdig für ihn war, seine Stimme aus dem Mund eines fremden Schauspielers zu hören. „Aber für James Corden [der ihn im Film spielt, Anm.d. Redaktion] muss das noch merkwürdiger gewesen sein.“ Paul Potts lacht, und man gönnt diesem Mann alles, was er in den letzten sieben Jahre erreicht hat. Trotz der Glitzerwelt des Showbusiness ist er bodenständig geblieben, denn er vergisst nie, dass er auch harte Zeiten erlebt hat. „Ich nehme jeden Tag so, wie er kommt. Denn es gab Zeiten in meinem Leben, da war genau das das Wichtigste.“
Bevor unsere Gesprächszeit zu Ende ist, möchten wir eins noch wissen: Gibt es einen Duett-Partner, mit dem er einmal arbeiten möchte? Wie immer, überlegt er einen Augenblick, bevor er antwortet. „Ich singe grundsätzlich gerne mit jedem ein Duett, ich plane da auch nicht groß. Aber mit Celine (Dion), das wäre toll. Es gibt wohl niemanden, der nicht gerne mit ihr singen würde.“
Vielen Dank für das Interview!