Neue City, weniger Sex: Carrie und Co. sind zurück
Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte stöckeln wieder über die Leinwand

Manolos oder Louboutins, Christian Dior oder Vivienne Westwood, Gucci oder Louis Vuitton, Sex oder Liebe: Zwei lange Jahre haben wir gewartet, bis sich die Kinowelt endlich wieder um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens dreht. Jetzt ist es endlich soweit: Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte stöckeln wieder über die Leinwand. Nach dem Megaerfolg der Serie, des ersten Films und der Tatsache, dass Fortsetzungen oftmals nicht an die Vorgänger anknüpfen können, wagte sich Regisseur Michael Patrick King mit ‚Sex and the City 2’ an eine schwere Aufgabe.
Vom Alltag eingeholt, hat jede der vier Freundinnen ihre eigenen Probleme: Carrie (Sarah Jessica Parker) steckt zwei Jahre nach der Hochzeit mit Mr. Big (Chris Noth) in der ehelichen Routine fest, Samantha (Kim Cattrall) kämpft gegen die Menopause, Miranda (Cynthia Nixon) hat Probleme mit ihrem Boss und Charlotte (Kristin Davis) ist mit der Erziehung ihrer Töchter überfordert. Da kommt es gerade recht, dass ein arabischer Scheich Samantha als PR-Beraterin engagieren will und sie deshalb nach Abu Dhabi einlädt – natürlich in Begleitung ihrer drei Busenfreundinnen.
Gesagt, getan: Der Schauplatz verlagert sich vom stylischen New York City ins konservative Abu Dhabi. Hier aalen sich die Großstadtladys nicht nur in der Sonne, sondern auch in unfassbarem Luxus - die Alltagsprobleme scheinen vergessen. Bis Carrie auf einem Markt schließlich unverhofft auf ihren Ex-Freund Aidan trifft: Während sie das Ganze zuerst als harmlose Begegnung abtut und seine Einladung zum Dinner ausschlägt, ändert sich die Situation schlagartig, als sie feststellen muss, dass ausgerechnet die renommierte Zeitung „The New Yorker“ ihr neues Buch in der Luft zerreißt. In ihrem verletzten Stolz takelt sie sich auf und lässt sie sich doch auf ein Date mit Aidan ein – ein Spiel mit dem Feuer…

Der Film beginnt vielversprechend und erinnert an alte Serienzeiten: Ausgerechnet Carries heißgeliebter Freund Stanford und Charlottes Lieblings-Hochzeitsplaner Anthony wollen heiraten – obwohl sie sich nach einem missglückten Verkupplungsversuch zu Anfang der Serie die restlichen Staffeln über nicht leiden konnten. Während die beiden schon in der Serie durch ihre tuntige Art und ihren Konkurrenzkampf für Spaß sorgten, toppt die an überzogenen Klischees kaum zu überbietende Hochzeit alles: Weiße Schwäne in blumengesäumten Wasserbecken, ein Männerchor und zu allem Überfluss eine tanzende Liza Minnelli geben der Hochzeit einen extrem tuffigen Schliff. Doch genau dieses Event kann an den Charme der Serie anknüpfen – wobei nicht ganz ersichtlich wird, wie sich beim Brautpaar aus tiefer gegenseitiger Abneigung plötzlich solch große Gefühle entwickeln konnten.
Im Gegensatz zur Serie und dem ersten Teil mangelt es dem Film aber definitiv an Sex: Bei Carrie, Miranda und Charlotte scheinen sich die Schwerpunkte verlagert zu haben und Samantha kann ihrem ausufernden Sexualtrieb im konservativen mittleren Osten nur bedingt nachgehen. Dort schafft sie es aber dafür gleich mehrmals alle vier durch ihr Geflirte in brenzlige Situationen zu bringen. (Für ein bisschen Sex sorgen dafür leicht bekleidetet Baseballspieler und ein Wiedersehen mit SATC-Schnuckel Smith Jerrod). Charlotte ist hingegen damit beschäftigt, sich in eine eventuelle Affäre ihres Ehemanns Harry mit der Nanny reinzusteigern – was daran liegen könnte, dass diese bevorzugt ohne BH durch die Gegend hüpft. Auf ein paar lustige Szenen darf man sich also freuen: Besonders Samanthas vorlautes Mundwerk, Mirandas zynischer Humor und Charlottes liebenswerte Naivität sorgen wieder für einige Lacher.
Leider lässt ‚Sex and the City 2’ etwa ab der Hälfte an Spannung und originellen Ideen nach. Die Story ist hier größtenteils vorhersehbar, der Spaßfaktor sinkt beträchtlich, außerdem ist der Schwung raus: Also mindestens eine halbe Stunde, die sich Regisseur King getrost hätte sparen können. Das gilt übrigens auch für die Outfits, auf die so manche Frau wenigstens genauso gespannt sein dürfte wie auf die Story. Laufen Carrie und Co. anfangs in richtig schicken Fummeln durch New York City, scheint das Abflachen der Geschichte auch auf die Kleiderwahl von Stylistin Patricia Field abgefärbt zu haben. Schade!
Die schauspielerische Leistung der Darstellerinnen ist hingegen wie immer super – allen voran Kim Cattrall. So überzeugend, wie die vier ihre SATC-Charaktere nach mehr als zwölf Jahren verkörpern, vergisst man fast, dass sie Rollen spielen. Welchen Kultfaktor die Serie mittlerweile erzielt hat, zeigen Gastauftritte von Sängerin Liza Minnelli und Jungschauspielerin Miley Cyrus, die sich selber darstellen, und Hollywoodstar Penelope Cruz, die ein bisschen mit Mr. Big shakert und damit Carries Eifersucht schürt.
Alles in allem bietet ‚Sex and the City 2’ mehr Gags und eine rundere Story als der Vorgänger. Diese Pluspunkte werden durch das zähe Mittelstück allerdings buchstäblich ausradiert, weshalb der Film leider nicht vollends überzeugen kann. Fans der Serie werden aber trotzdem auf ihre Kosten kommen – und sich danach vielleicht auch schon auf Teil Drei freuen dürfen, dessen Dreh laut der britischen Boulevard-Zeitung ‚The Sun’ direkt im Anschluss an den zweiten Teil beginnen soll. Man darf also gespannt sein…
Von Maike Nagelschmitz
(Bilder: WARNER)