Gekränkt reagierte Pierce Brosnan, als ihn die Bond-Produzenten eiskalt abservierten und aufs 007-Altenteil setzten. Die Begründung: Als Agent im Dienste Ihrer Majestät sei der Ire mit über 50 Jahren einfach zu alt.
Doch dann beschloss er, es allen Zweiflern zu zeigen. Sein neuester Part ist aber keineswegs die Rolle eines aalglatten Schnüfflers in einem 007-Konkurrenzprodukt oder einer Bond-Persiflage, sondern eine herrlich selbstironische Rolle eines Auftragskillers mit Burnout-Syndrom.
Mit sichtlichem Spaß gibt Brosnan den frustrierten Contract Killer Julian Noble, der mit Asi-Bürstenschnitt, Proll-Goldkettchen im stolz zur Schau gestellten Brustpelz und Schnauz daherkommt.
Zunächst scheint sein Dasein ein Zuckerschlecken zu sein. Eher wie ein Handelsvertreter wirkt dieser Julian, der mit seinen Aktenköfferchen in schön gestylten Hotels absteigt und zwischen zwei Jobs auch noch Zeit für ein paar Nümmerchen und ein paar Margaritas hat.
Doch bald merken wir: Seine Heimatlosigkeit und die Brutalität seines Jobs machen Julian zu schaffen. Emotionale Beziehungen sind in seinem Leben Mangelware, und so hängt er sich bei einem Auslandseinsatz in Mexiko wie eine Klette an den braven Spießer Danny (Greg Kinnear) und drängt diesem eine Männerfreundschaft auf, die der aber schon bald bereut.
Der ausgebrannte Julian will seinen Job quittieren und plädiert auf Berufsunfähigkeit, da setzen seine Auftraggeber ihn selbst auf die Todesliste. So sucht er an Weihnachten Unterschlupf bei seinem einzigen Freund, und Danny hat alle Hände voll zu tun, seiner Frau (Hope Davis) zu erklären, wie er an diesen skurrilen Typen mit dem Koffer voller Knarren geraten ist.
Der einzige Weg, aus der Sache heil herauszukommen, scheint für Julian, den Spieß umzudrehen und seinen Boss selbst auszuschalten. Und wer soll ihm dabei helfen? Natürlich der arglose Danny!
Doch das ist nur die Rahmenhandlung. Denn Einzelheiten des Plots wiederzugeben ist schier unmöglich, so wirr ist das, was Richard Shepard uns in diesem Film präsentiert, der irgendwo zwischen Thriller und Komödie oszilliert, ohne irgendeinem Genre auch nur annähernd gerecht zu werden.
Da springt Pierce Brosnan auf einmal in der Unterhose, Schuhen und Socken in den Pool eines Hotels, in dem ein fetter Hai schwimmt oder erzählt, er sei in der High School bei den Cheerleadern gewesen.
Dieses Spiel mit dem Verschwimmen von Wahrheit und Fiktion, von Realität und psychischem Ausnahmezustand ist jedoch so wenig ausgereift und so inkonsistent, dass die im Ansatz nette Idee untergeht bzw. bei manchen Zuschauern für Irritationen sorgt.
Ein paar durchaus witzige Dialoge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Story trotz des netten Konzepts leider nicht funktioniert. Das ist sehr schade, denn der Streifen, der im englischsprachigen Raum unter dem Titel „The Matador“ lief, wartet mit einem nett ausgewählten Soundtrack auf und besticht durch lobenswerte schauspielerische Leistungen.
Greg Kinnear gibt gewohnt brillant den sympathischen Versager, Hope Davis kann als seine wesentlich forschere Gattin überzeugen und Pierce Brosnan spielt gekonnt gegen sein Image als unbegabter Schönling aus Produktionen von „Remington Steele“ bis „James Bond“ an. Allein ihm und seinen selbstreferenziellen Späßen ist es zu verdanken, dass wir den Film bis zu Ende angesehen haben.