Model mit 54 Kilo zu dick

von Jessica Mazur
Eine junge Frau mit einer Körpergröße von 1,78m und einem Gewicht von 54kg (entspricht einem Body Mass Index von 17.0!), kann mit Sicherheit vieles sein, aber eine Sache bestimmt nicht: FETT. Oder etwa doch...? In Amerika ist gerade eine hitzige Diskussion ausgebrochen, weil das 23-jährige Model Filippa Hamilton, die acht Jahre lang das Gesicht und Aushängeschild von Ralph Lauren war, von dem Designerunternehmen gefeuert wurde, weil sie angeblich zu dick für den Job sei.
Die offizielle Begründung aus dem Hause Lauren lautet, die Kündigung resultierte aus Filippas "Unfähigkeit, die Auflagen ihres Vertrages zu erfüllen, doch gegenüber Filippas Modelagentur erklärte eine RL Sprecherin klipp und klar, dass Filippa nicht länger von dem Unternehmen gebucht wird, weil sie zu dick sei für die Kollektionsstücke. ZU DICK? Das Mädchen trägt Kleidergröße 34 und gibt außerdem an, in den letzten Jahren weder zu- noch abgenommen zu haben. Doch offensichtlich entspricht ihr Köper, der im Gegensatz zu vielen anderen Models, trotz des niedrigen Gewichts noch über weibliche Rundungen verfügt, nicht mehr dem von vielen Designern geforderten Skinny Look.
Und weil die extremen Magermodels ja fast schon gang und gäbe sind in der Modeindustrie, hätte der Rausschmiss von Filippa Hamilton in den US-Medien wohl auch gar nicht weiter für Furore gesorgt, hätte Ralph Lauren nicht noch einen oben drauf gesetzt. Im Internet tauchte nämlich eine RL Kampagne von Filippa auf, die derzeit Kaufhäuser in Tokio schmückt und die Hamilton so zeigt, wie das Unternehmen sie anscheinend am liebsten hätte: bis auf die Knochen abgemagert. Das Foto des Models wurde nachträglich nämlich so bearbeitet, dass sie nicht nur spindeldünne Ärmchen und Beine hat, sondern ihr Po und ihre Hüfte schmaler sind, als ihr Kopf.
Ich muss gestehen, als ich das Bild das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass es sich um eine Anti-Magersucht Kampagne handeln muss, doch Ralph Lauren schien tatsächlich gedacht zu haben, dass sich mit diesem Frauen-Image Klamotten verkaufen lassen. Dass das Bild zuerst auf einer Webseite namens "Photoshop Disasters auftauchte, dürfte dem Designhaus demnach weniger gefallen haben. Ebenso, wie die Schnelligkeit mit der das Bild sich in den US-Medien ausbreitete und dort eine heftige Welle der Kritik auslöste.
"Horror Show" titelten die einen, "She looks like an Alien die anderen, und selbst CNN ging mit dem Label hart ins Gericht und warf Ralph Lauren vor, Essstörungen bei jungen Mädchen zu fordern. Und wie reagierte Ralph Lauren? Wie zu erwarten war... Der Pressesprecher des Hauses erließ ein Statement in dem es hieß, dass das bearbeitete Foto so nie abgenommen wurde und in dieser Form nie als Werbekampagne eingesetzt werden sollte. Really, alles nur "a big mistake?
Mit dieser Ausrede wäre Ralph Lauren vielleicht sogar durchgekommen, wäre heute nicht schon wieder ein Foto aufgetaucht, das ein RL Plakat zeigt, das gerade in Australien für Werbezwecke eingesetzt wird. Und siehe da, erneut ist ein Model mit einem durch Photoshop auf ein Minimum reduzierten Köper abgebildet. Ups, hat sich da etwa schon wieder "ein Fehler eingeschlichen? Wohl kaum. Anscheinend ist das Modelabel tatsächlich der Ansicht, mager ist nicht länger dünn genug, der Kopf wird ab sofort zur breitesten Stelle des Körpers erklärt...
Da kann man wohl nur hoffen, dass es jungen Mädchen bei dem Anblick der Kampagne ähnlich ergeht, wie einem Großteil der Internet-User, die sich in US-Foren über die Bilder ausließen. Denn dort ist in erster Linie ein Wort zu lesen: DISGUSTING (Abscheulich), und damit haben sie wohl ohne Frage Recht.
Viele Grüße aus Lalaland sendet Jessica Mazur
