Mel Gibson: Dreier mit Handpuppe - 'Der Biber'
3 von 5 Punkten
In den vergangenen Jahren hat sich Mel Gibson in Hollywood mit seinen Alkohol-Eskapaden und wegen rassistischer, antisemitischer und homophober Aussagen ziemlich erfolgreich zahlreiche Feinde gemacht. Dann soll er auch noch gewalttätig gegen seine Ex-Freundin Oksana Grigorieva gewesen sein, der er letztendlich während eines Telefonats – dessen Mitschnitt es sogar ins Web schaffte - mit widerlichsten verbalen Attacken den Laufpass gab. Kein Wunder also, dass Kollegen und Filmstudios dem kontroversen Mimen irgendwann den Rücken kehrten. Gut, dass ihm Jodie Foster als loyale Kollegin und langjährige Freundin geblieben ist. Die hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, ihren Kumpel mit ihrer dritten Regiearbeit aus der Versenkung zu holen und Hollywood zu zeigen, dass der problembehaftete Schauspieler noch nicht abgeschrieben gehört. Denn ja, Mr. Gibson kann schauspielern und das noch immer ganz schön gut. Aber ob das insgesamt etwas fade Filmchen, das bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes seine Premiere feierte, ihm wieder zu vergangenen, ruhmreichen Zeiten verhelfen kann, ist fraglich.
Alkoholismus und Depressionen haben Walter Blacks (Mel Gibson) Leben zerstört. Seine Frau Meredith (Jodie Foster) schmeißt den Vater ihrer Kinder raus und auch seine Spielzeugfirma geht allmählich den Bach hinunter. Doch ausgerechtet eine alte Biber-Handpuppe, die er aus dem Müll gefischt hat, rettet ihn vor dem Suizid. Alles was Walter nie aussprechen konnte, kommuniziert er nun mit verstellter Stimme durch den neuen Weggefährten an seiner Hand. Bei seinen Mitmenschen stellt er den Plüschfetzen als kleines Therapie-Experiment seines Psychiaters vor. Tatsächlich sieht es so aus, als könne er sich mit seiner Familie aussöhnen und seine Firma vor dem Bankrott retten. Doch das schäbige Spielzeug ist nicht nur unter die Dusche oder beim romantischen Dinner mit seiner Frau, sondern sogar beim Liebesakt ständiger Begleiter. Langsam scheint sich Meredith darüber klar zu werden, dass Walter seine Depression nicht besiegt hat, sondern sie sich zu einer gefährlichen Schizophrenie entwickelt.
Wegen der inszenatorischen Zurückhaltung wollen in dieser Dramödie leider weder die tragischen, noch die komischen Elemente richtig zünden. Ein vielversprechender Auftakt, in dem Mel Gibson sich mit einem Strick samt Duschvorrichtung um den Hals vom Balkon seiner billigen Absteige stürzen will - der Versuch, sich im Bad zu erhängen blieb erfolglos - steigert die Erwartungshaltung des Zuschauers. Mit schwarzhumorigen Elementen wird zunächst versucht eine tiefgründige und traurige Depressionsgeschichte zu erzählen. Doch schon nach der ersten Hälfte des Films flacht die erfrischende Komik ab, und der Film verliert sich in einer konventionellen Familientragödie.
Das mag vielleicht daran liegen, dass Jodie Foster nicht nur das Image ihres Hauptdarstellers mit Samthandschuhen anfasst, sondern auch mit dem Thema Depressionen vielleicht etwas zu sensibel umgeht. Mehr Mut zu grotesker Situationskomik hätte die eigentlich zu Grunde liegende Tragik sicherlich intensiviert. Einzig der Nebenplot um Walters pubertären Sohn Porter (überzeugend: Anton Yelchin, ‚Charlie Bartlett‘), der sich von seinem Vater entfremdet und eine Seelenverwandte in seiner Mitschülerin Nora findet (die Oscar nominierte Jennifer Lawrence [‚Winter’s Bone‘] brilliert auch in kleinen Rollen), sorgt für Abwechslung.
Dem Zuschauer bleibt nach dem Kinobesuch zwar Mel Gibsons verstellte Biberstimme und seine stets treffende Performance in guter Erinnerung, den Film an sich hat man aber schon nach dem Abspann fast wieder vergessen. Ob das für ein Comeback nach dem Vorbild von Mickey Rourke reicht, der sich mit seinem fulminanten Auftritt in ‚The Wrestler‘ eine Oscar-Nominierung einheimste, wird sich zeigen.
Von Mihaela Gladovic