Megakater und Megalacher

Megakater und Megalacher

Von Christina Rings

Wer kennt das nicht: Man wacht nach einer durchzechten Nacht mit Riesenkater und Filmriss auf und schwört sich, für den Rest seines Lebens keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren. Blöd nur, wenn man am Morgen nach einer Junggesellenparty in einer total zerstörten 4000-Dollar-Luxussuite in Las Vegas aufwacht, die Erinnerung an den vergangenen Abend vollkommen gelöscht ist, ein Tiger im Bad sein Unwesen treibt - und ein fremdes Baby mutterseelenallein im Kleiderschrank liegt! Wenn sich dann auch noch der Bräutigam, der eigentlich in 24 Stunden vor den Traualtar treten soll, in Luft aufgelöst hat, ist das Chaos perfekt und wir haben den Stoff, aus dem DER Kultfilm-Anwärter des Jahres gemacht ist!

Aber erstmal alles auf Anfang: Zwei Tage vor seiner Hochzeit macht sich Doug (Justin Bartha) mit seinen Freunden Phil (Bradley Cooper), Stu (Sehr authentisch und sympathisch: Ed Helms), der von Phil liebevoll nur ‚Dr. Schwuchtel’ genannt wird, und seinem zukünftigen, völlig durchgeknallten Schwager Alan (Urkomisch: Zach Galifianakis) auf den Weg in die ‚Stadt der Sünde’, um dort seinen Junggesellenabschied gebührend zu feiern. Im Hotel angekommen, mieten sich die Saufkumpane standesgemäß in die größte und teuerste Luxussuite ein - ganz zum Leidwesen von Stu, der dafür seine Kreditkarte hinhalten muss. Um sich in Feierlaune zu bringen, erklimmen sie am Abend das Dach des Hotels, wo sie vor der atemberaubenden Glitzerkulisse der Wüstenstadt anstoßen. Und ab dann…ist alles schwarz - und der lustigste Film, den die Hollywood-Traumfabrik seit Jahren hervorgebracht hat, nimmt seinen Lauf!

Der Morgen danach: Die drei Trauzeugen erwachen mit dröhnenden Schädeln und leichten Koordinationsproblemen und finden sich zum Schrecken aller in oben beschriebenem Horrorszenario wieder. Eine überzeugende und ‚lebensnahe’ Kameraführung, die mit verschwommenen und wackeligen Szenen aufwartet, bringt hier das Katerdelirium in seinem vollen Ausmaß gut zur Geltung. Schnell erkennen die Freunde: Irgendetwas muss gestern Nacht verdammt schief gelaufen sein. Fieberhaft beginnen die Zurückgebliebenen den Junggesellenabschied zu rekonstruieren – doch mit jedem Puzzleteil, das sie finden, geraten sie immer tiefer in den Schlamassel.

Eine wilde Jagd durch Las Vegas beginnt, bei der kein Auge trocken bleibt. Besonders der gutmütige und spießige Stu hat mit aufkommender Panik zu kämpfen - schließlich verfolgt seine kontrollsüchtige, gewalttätige Freundin jeden seiner Schritte, überprüft seine Kreditkartenabrechnung und terrorisiert den Softie-Zahnarzt bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Sie wäre vermutlich überhaupt nicht amüsiert zu erfahren, dass sich ihr Freund gar nicht in einem Weinanbaugebiet befindet - wobei diese Notlüge wohl Stus kleinstes Problem sein dürfte: Seit der verhängnisvollen Nacht klafft nämlich mysteriöserweise dort, wo einst in seinem Mund ein strahlend weißer Schneidezahn prangte, ein blutiges schwarzes Loch. Und dann ist da auch noch die Prostituierte Jade (Heather Graham), die sich ihm als seine neue Ehefrau vorstellt…

Megakater und Megalacher

Wer sich nach "Old School" und "Road Trip" mal wieder nach einem wirklich lustigen Film gesehnt hat, der mit flachen Sprüchen, witziger Situationskomik und liebevoll kreierten Charakteren die Lachmuskeln ordentlich strapaziert, ist bei dem neusten Werk von Regisseur Todd Phillips genau richtig. "Hangover" ist mit einer bemerkenswerten Gag-Dichte zum Brüllen komisch und avanciert schon jetzt zum neuen Kultfilm. Endlich mal wieder eine Komödie, die dem deklarierten Genre durchgehend treu bleibt, statt sich plötzlich zu einem Drama oder einer verkappten Liebesgeschichte zu entwickeln...

‚Hangover’ tänzelt stets haarscharf auf dem Grat zur Absurdität, schafft es aber, trotz einer völlig abgedrehten Story nicht ins Alberne abzudriften (wobei die Story mit dem Tiger zuweilen gefährlich ins Straucheln gerät…). Viele überraschende Wendungen sorgen dafür, dass der Film sein Tempo halten kann und keine Langeweile aufkommt und auch die schauspielerische Leistung der Darsteller überzeugt. Vor allem der abgedrehte und irrwitzige Alan bleibt dem Zuschauer im Gedächtnis, weil er die ohnehin schon groteske Szenerie mit seiner kindlichen und verqueren Art auf charmant-verrückte Weise völlig auf die Spitze treibt...

Und auch wenn man annehmen könnte, dass Junggesellenabschiede mit ihren Irrungen und Wirrungen im Film mittlerweile mehr als oft genug ins Lächerliche gezogen wurden, präsentiert sich die Story der Drehbuchautoren Jon Lucas und Scott Moore alles andere als altbacken und keinesfalls so schlicht gestrickt, wie sich zunächst vermuten lässt. Fazit: ‚Hangover’ ist ein weiterer Geniestreich von ‚Old School’-Regisseur Todd Phillips und ein absoluter Überraschungserfolg! Lassen Sie sich nicht von der Story täuschen, die auf den ersten Blick ein wenig platt daherkommt: Gute-Laune-Faktor garantiert!

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