Matt Damon: "Ich war noch nie gut im Aufräumen"

Die schwere Holztür öffnet sich und Matt Damon betritt die edle Suite des Berliner Adlon-Hotels. "Hey guys!“ Strahlendes Lächeln, ein Hauch von Urlaubsbräune – so entspannt sehen wohl nur Hollywood-Stars aus. Der Amerikaner strotzt nur so vor Kraft, sein dunkler Pullover spannt an Brust und Armen. Ist das wirklich ein dreifacher Vater, der bald 40 wird oder ein muskelbepackter Spitzensportler, der sich als Matt Damon ausgibt? Er wirkt frisch und energiegeladen, dabei hat der Schauspieler schon einen fünf-Stunden-Interviewmarathon hinter sich, um seinen neuen Film 'Green Zone’ zu promoten. In dem Thriller spielt Damon einen US-Soldaten, der im Irak nach Massenvernichtungswaffen sucht und dabei einer Verschwörung auf die Spur kommt. Mit Starnews-Mitarbeiter Sebastian Priggemeier sprach Damon über harte Kampfszenen im Irak, Abspeck-Tipps und lästige Pflichten im Haushalt.
Hey, Sie sehen unglaublich fit aus. Wie haben Sie die 30 Pfund aus Ihrer Rolle in 'Der Informant’ verloren?
Um für den Informanten dick zu werden, habe ich viel dunkles Bier getrunken und eine Menge Pizza und Kuchen gegessen. Das war ein großer Spaß! Es war einer der besten Jobs, die man bekommen kann. Die Dreharbeiten zu 'Green Zone’ fanden vor und nach 'Der Informant’ statt. Es könnte also sein, dass es einige Einstellungen gibt, in denen ich etwas mondgesichtig aussehe. Ich habe einen Großteil des Gewichts durch sehr gesunde Ernährung verloren. Außerdem habe ich viel geboxt und gejoggt.
Ihr neuer Film 'Green Zone’ spielt im Irak-Krieg. Haben Sie Freunde, die dort gekämpft haben?
Ja, und durch die Dreharbeiten hat sich dieser Bekanntenkreis vergrößert. Wir haben momentan ein Problem in den USA: Es gibt kein geteiltes Leid in unserem Land. Wenn man bei uns in New York durch die Straßen geht, merkt man nicht, dass dieses Land gerade in zwei Kriegen steckt. Der Normalbürger denkt einfach nicht darüber nach. Das ist traurig. Mittlerweile haben wir eine richtige 'Fighting-Class’, eine Gesellschaftsschicht aus Soldaten und deren Familien. Ein Großteil der Soldaten zieht in den Irak-Krieg, weil es in ihrer Familie Tradition ist, in den Krieg zu ziehen.
Was hat Sie beim 'Green Zone’-Dreh besonders beeindruckt?
Fast alle, die im Film Uniformen tragen, sind Irak-Veteranen. Es handelt sich also um echte Militärs. Manche sind gerade erst von Einsätzen zurück gekommen und direkt in die Dreharbeiten eingestiegen. All diese Jungs wussten genau, was sie zu tun hatten und wo sie sich zu positionieren haben. Sie haben mir gesagt: 'Jemand muss diese Seite des Hauses sichern und jenes bedenken.’ Ich wollte verstehen, was einem Soldaten durch den Kopf geht, der nach jemandem sucht. Gleichzeitig hatten wir alle Funk-Empfänger im Ohr, über die Paul Greengrass Anweisungen brüllte. Ich habe ein Gefühl für das Chaos bekommen, das Soldaten in Kriegsgebieten erleben. Das ist für mich großartige Regie.

Im Film geht es um eine Kriegslüge. Sie suchen nach Massenvernichtungswaffen, die gar nicht existieren. Wie finden Sie es, dass Politiker sich dafür verantworten mussten?
Ich finde das großartig. Wenn man einen Krieg beginnt, dann muss man auch die Gründe dafür erklären. Als Gründe gaben sie Massenvernichtungswaffen an, aber es gab keine. Also musste US-Präsident George W. Bush diesen Irrtum aufklären. Wenn mein Kind im Haus ein Glas kaputt macht, dann setzte ich mich als Vater mit dem Kind zusammen und frage nach, wie das passieren konnte. Warum sollte das nicht auch für einen Präsidenten gelten, der einen Krieg beginnt? Er muss die Konsequenzen tragen.
Sie haben im Jahr 2009 mit 'Der Informant’, 'Invictus’ und 'Green Zone’ drei große Filme gedreht. Wie schaffen Sie es, den Job mit Ihrer Familie zu vereinbaren?
Das hängt vom Projekt ab. Beim 'Green Zone’-Dreh war meine ganze Familie vor Ort. Meine Frau war zu der Zeit schwanger. Auch beim Dreh zu 'Invictus’ haben wir alle zusammen für einige Wochen in Südafrika gelebt. Jetzt wohnen wir wieder in New York. Es gibt einen Deal: Ich versuche jeden Job zu bekommen, den ich in der Nähe kriegen kann und ich versuche, die Interviews in New York zu geben. Wir haben eine zwei-Wochen-Regel. Ich darf nicht länger als zwei Wochen von meiner Familie getrennt sein. Bei Jobs, die außerhalb von New York stattfinden, fliege ich wann immer es geht, für zwei bis drei Tage nach Hause zu meiner Familie.
Sie hatten früher eine Wohngemeinschaft mit Ben Affleck. Er behauptet, dass Sie nie aufgeräumt haben. Stimmt das?
Ja, das ist richtig. Aber ich glaube, heute bin ich ein guter Ehemann. Ich bringe zum Beispiel immer den Müll raus. Leider war ich nie gut darin, hinter mir aufzuräumen. Keine Ahnung, warum das so ist. Meiner Mutter tut es heute leid, dass sie früher nicht strenger mit mir war. Und heute ist meine Frau von meiner Unordnung genervt, keine Frage. Aber ich versuche das durch andere Dinge wieder gut zu machen.
Sie werden bald 40. Machen Sie sich deswegen Sorgen?
Nein, Sorgen würde ich mir deshalb nur machen, wenn ich ein Profisportler wäre. Andere Schauspieler wie Clint Eastwood oder Morgan Freeman machen noch mit 70 einen guten Job, und sie sind zufrieden. Ich glaube, ich habe noch eine Menge vor mir.
Herzlichen Dank für das Gespräch