Marcel Reich-Ranicki: Das Privatleben des Kritikers

Das aufregende Leben des 2013 verstorbenen Literaturkritikers
Marcel Reich-Ranicki lebte von 1920 bis 2013 und zählt auch nach seinem Tod noch zu den großen Köpfen Deutschlands.
Er stammte aus einer polnisch-deutschen Familie. Als Jude litt er stark unter dem Nationalsozialismus und lebte lange im Warschauer Ghetto, wo er bereits Rezensionen schrieb. Diese bezogen sich jedoch auf Musikkonzerte. Seine Eltern kamen in Treblinka um.
Schon früh kam er mit Teofila Langnas zusammen, die er im Jahr 1942 heiratete. Trotz einiger Verhältnisse, die ihm nachgesagt wurden, blieben sie bis zum Tod von Teofila 2011 zusammen. 1951 begann Reich-Ranicki seine Karriere als Schriftsteller und trat Ende der 1950er-Jahre bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Anstellung als Literaturkritiker an. Diese Arbeit machte ihn deutschlandweit bekannt.
1977 rief der Kritiker gemeinsam mit einigen anderen Literaturliebhabern den Ingeborg-Bachmann-Preis ins Leben. Dieser zählt mittlerweile zu den wichtigsten deutschsprachigen Auszeichnungen. Reich-Ranicki warb vor allem für intelligente und realistische Literatur. Zu seinen Favoriten zählten Goethe und Thomas Mann. Doch auch moderne Autoren wie Patrick Süskind und Thomas Bernhard rezensierte er positiv. Mit dem Schriftsteller Martin Walser kam es zu einer langwierigen Auseinandersetzung, die Walser in seinem Roman „Tod eines Kritikers“ thematisierte. Als Folge stellte Reich-Ranicki die Diagnose, dass der Schriftsteller zusammengebrochen sei.