Maite Kelly: Mit Retro-Album aus der kreativen Höhle

Maite Kelly im Interview
Nach ihrem Sieg bei der RTL-Show 'Let's Dance' meldet sich Maite Kelly jetzt mit einem neuen Album zurück – und belebt damit vergangene Zeiten wieder: Die Musik auf dem Solo-Debüt-Album 'Das volle Programm' bezeichnet die Sängerin als Revue-Pop. Im Exklusiv-Interview spricht Maite über die Entscheidung, den Weg als Solo-Künstlerin einzuschlagen, ihre Doppelfunktion als Mutter und Karriere-Frau sowie das leidige Thema, von vielen Leuten oft nur auf ihre Figur angesprochen zu werden.
Von Daniel Grochow
Seit deinem Sieg bei der RTL-Show 'Let's Dance' ist es wieder ein wenig ruhiger um dich geworden. Was hast du in den letzten Monaten gemacht?
Ich habe für die gleiche Firma, die auch 'Let's Dance' produziert, mit einem anderen TV-Sender gedreht. Wir machen die zweite Staffel für eine Verbraucherschutzsendung. Zwischen den Dreharbeiten bin ich dann ein bisschen untergetaucht, um auch mein Album voranzutreiben. Das waren eigentlich die zwei Schwerpunkte. Danach bin ich ein bisschen in der Versenkung verschwunden und jetzt komme ich sozusagen aus meiner kreativen Höhle herausgekrochen und habe die CD mitgebracht. Und was mich am meisten verwundert: Alle mögen die Musik. Meistens sollte man nicht nachfragen und die Kritiken nicht lesen, weil es oft vernichtend ist, aber alle kommen zu mir und sagen mir, wie sehr ihnen die Musik gefällt. Das ist natürlich ein tolles Gefühl.
Wie bist du auf die Idee gekommen, als Solo-Künstlerin durchzustarten?
Ehrlich gesagt, mag ich diese ganzen verkrampften Solo-Auftritte gar nicht so. Ich bin eine Person, die immer von sich gesagt hat und auch noch sagt, dass sie das Glück immer aus sich selbst herausziehen und zufrieden sein kann, ohne im Rampenlicht zu stehen. Aber natürlich, seitdem ich nicht mehr mit der Kelly Family zusammengearbeitet habe, wusste ich, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich musste danach meinen eigenen Weg gehen. Ich musste auch beruflich etwas Neues wagen – mir neue Dinge zutrauen. Dann gab es die verschiedensten Projekte wie meine Hauptrolle beim Musical, den Erfolg mit 'Let's Dance' – Abenteuer, von denen ich einfach viel lernen konnte und auch immer noch kann. Dass 'Let's Dance' für mich so ein Schicksalsschlag werden würde, habe ich natürlich nie gedacht. Das war die große Überraschung – für mich genauso wie für die Zuschauer. Ich habe mit den Zuschauern irgendwie eine innerliche Reise erlebt. Das war für das Album dann auch sehr ausschlaggebend.
Ich wollte auf jeden Fall ein Retro-Album mit Elementen aus den 40ern und 50ern Jahren. Als ich dann bei 'Let's Dance' mitgemacht habe, wurde mir erst einmal klar, was eigentlich hinter dieser Musik steht. Mir ging ein Licht auf: Ich habe verstanden, warum es diese Musik überhaupt gibt, warum es die Mode gibt. Damals haben die Leute getanzt, damit man auch etwas Haut sieht. Und so kam es peu à peu, dass mir die Sache klarer wurde. Es war ein bisschen wie eine Zeitreise, die ich auf jeden Fall in das Album einfließen lassen wollte.
Würdest du sagen, dass man die Musik auf dem Album überhaupt einem bestimmten Genre zuordnen kann?
Letztendlich haben wir es Revue-Pop genannt. Die Musik auf meinem Album ist ja super unterschiedlich: Auf der einen Seite haben wir Disney-Elemente wie etwa von Cinderella drin, andererseits pendelt es dann wieder zu Edith Piaf oder dann auch wieder Elemente aus der Tango-Ecke. Wir haben einfach alles drin. Und genau das fand ich super, weil es sehr kabarettartig ist. Wenn man zum Beispiel in Hamburg oder in Paris in so einen kleinen Revue-Abend geht, dann hört man genau diese ganzen Elemente. Da habe ich sofort gesagt: 'Hey Leute, das ist das richtige für mich. Genau das will ich machen.'
So wie man tanzt, so liebt man
Ein Lied trägt den Titel 'So wie man tanzt, so liebt man'. Was willst du mit dem Song sagen?
Das Lied entstand daraus, dass die Produzentin von 'Let's Dance' – eine wunderschöne schlanke Frau – mich gefragt hat, warum ich immer so gut aussehe und immer schon schön angezogen bin. Da habe ich mich umgedreht und einfach gesagt: 'Ich bin nur einmal Frau in meinem Leben und du auch'. Hinterher habe ich darüber nachgedacht und mir dazu ein paar Ideen aufgeschrieben. Dann saß ich mit meinem Produzenten zusammen und habe die Idee in den Raum geworfen, eine Hommage an die Frau der 50er Jahre zu machen. Die Idee, dass wir eine Schnulze, allerdings praktisch eine Schnulze als Selbstdarstellung aufnehmen würden, fanden wir beide unglaublich lustig.
Das Lied zeugt von einer gesunden Portion Selbstbewusstsein. Bist du im wirklichen Leben auch so ausgeglichen und rundum zufrieden?
Man muss das Ganze natürlich auch mit einem gewissen Augenzwinkern sehen, aber in gewisser Weise stimmt es schon. Ich denke, dass ich über die letzten Jahre auch wirklich selbstbewusster geworden – natürlich auch noch einmal durch 'Let's Dance'. Frank Ramond, der die Songs geschrieben hat, hat mich mit den Liedern wirklich voll getroffen. Das sind einfach tolle Momente, in denen man das Gefühl hat, dass da jemand ist, der noch mehr aus einem rausholt als es ohnehin schon heraussprudelt. Das war eigentlich die tolle Reise des Projektes.
Erkennst du dich also in dem Album wieder?
Auf jeden Fall. Ich erkenne mich 100 Prozent wieder und merke, dass das Album selbst auch ein Prozess ist, an dem ich wieder ein Stück gereift bin und mich noch mehr zur Frau gemacht hat.
Die meisten Titel auf dem Album strotzen vor Lebensfreude. Bist du einfach so eine Frohnatur?
Das musst du jetzt eigentlich beurteilen…
Was nicht so ganz einfach ist, wenn man sich erst seit einer Viertelstunde kennt…
Aber der erste Eindruck täuscht meistens nicht.
Okay, da hast du natürlich recht. Und so, wie du mir jetzt gegenüber sitzt, kann ich auf jeden Fall sagen, dass du gerne lachst und sehr lebensfroh zu sein scheinst.
Der irische Humor ist bei mir auf jeden Fall da. Ich denke, dass das auch immer mein Rettungsring war – oder sagen wir, die Gabe, über die tragischen Momente des Lebens auch lachen zu können. Man kann in diesem Business nicht dauerhaft überleben, wenn man sich die ganze Zeit verstellt. Es wird immer Menschen geben, die etwas Komisches über mich schreiben oder die Tatsachen verdrehen. Das kann man schlichtweg nicht kontrollieren, aber was du kontrollieren kannst, ist immer du selbst zu sein. Klar hat man die eine oder andere Macke. Ich erwarte deshalb auch nicht von mir, dass ich perfekt bin, aber ich erwarte, dass ich so wahrhaftig bin wie ich nur sein kann – und zwar mit meinen Macken. Ob die jetzt ertragbar sind oder nicht, müssen andere Leute beurteilen.